Ein Investor sucht ein Grundstück, um darauf mehrere Wohneinheiten bauen zu können. Fündig wird er in Dudenhofen mit einem Grundstück von 7600 Quadratmeter. Perfekt, genügend Platz um hierauf vier Mehrfamilienhäuser mit jeweils sieben, also insgesamt 28 Luxuswohneinheiten mit einer Tiefgarage bauen zu können. Problem: Dies ist eigentlich ein Einfamilienhausgrundstück und darauf kann man nicht mal ebenso ein paar Wohnblöcke bauen.
Was fehlt, ist ein Bebauungsplan der Gemeinde. Also nimmt der Investor ein wenig Geld in die Hand und lässt ein renommiertes Planungsbüro einen solchen für das Grundstück erstellen. Ein paar kleinere Hürden wie wasserrechtliche und umweltrechtliche Genehmigungen sollten auch möglichst umschifft werden. Hierzu gibt es aber anscheinend probate Lösungen.
Damit das Projekt zügig in die Tat umgesetzt werden kann, wird der Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Dabei kann auf die Erstellung eines Umweltberichtes und die Durchführung einer frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange verzichtet werden. Da auf dem Grundstück unglücklicherweise auch noch ein paar Bäume stehen, wird noch ein Passus mit untergebracht, dass auch vor Ablauf der leider notwendigen Offenlegungsfrist beziehungsweise der planerischen Entscheidung über den Bebauungsplan die Rodung der Bäume schon einmal für zulässig erklärt wird. Ob eine Abrissgenehmigung für das baufällige „Einfamilienhäuschen“ notwendig ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Die Kommune muss man im Vorfeld nur davon überzeugen, dass die Planung den Zielen der Gemeinde entspricht und dies eine Weiterentwicklung der Flächen im Ortskern ist.
Gedacht, getan. Stand heute: Die Bäume sind fast alle weg, das Haus steht noch. Bedauerlicherweise wurden auch noch 19 Bäume mehr gefällt, als nach der eigenen Planung vorgesehen waren. Aber bei aller Liebe, ein beschleunigtes Verfahren sollte doch wohl anders aussehen. Beschleunigung heißt doch nicht, dass normale Bürgerbeteiligung und Umweltaspekte über Bord geworfen werden und der Gemeinderat nur noch der Erfüllungsgehilfe eines Investors wird.
Bei Tesla in Brandenburg habe ich mich gefreut, dass Baugenehmigungen auch in einem überbürokratisierten Deutschland ruckzuck möglich sind. Aber hier habe ich wenigstens das Gefühl, dass alle Genehmigungen auch eingeholt werden, nur eben beschleunigt. Aber in Dudenhofen ist Beschleunigung gleich Ignorieren.
Oder könnten auch ganz handfeste finanzielle Interessen dahinterstehen? Die Bewertung eines Einfamilienhausgrundstücks liegt in Dudenhofen aktuell bei zirka 400 Euro pro Quadratmeter. Bei einer Bebauung mit Mehrfamilienhäusern kommt man aber eher auf 800 Euro pro Quadratmeter. Ein Schelm, der sich Böses dabei denkt, wenn mit Hilfe der Gemeinde der Wert des Grundstücks mal eben verdoppelt wird.
Manfred Ellerbrock, Dudenhofen