Können Waffen Frieden schaffen?

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Zum Thema Krieg in der Ukraine erreicht uns folgende Zuschrift:

Der tobende Krieg in der Ukraine bedarf der Rückerinnerung an die Weltkriege. Die kämpfenden Parteien schrecken von den Ungeheuerlichkeiten nicht zurück, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht. Der Krieg in der Ukraine wird zum Stellvertreterkrieg. Die bekennenden Pazifisten, (unter allen Umständen den Frieden erhalten) werden leider nicht gehört. Die ständigen Waffenlieferungen an die Ukraine befeuern und verlängern einen grausamen Krieg.

Die Kriegslogik, dass immer mehr Waffen Frieden schaffen, ist ein Irrtum. Große Zweifel entstehen bei den deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine. Die Kampfpanzer Leopard werden noch mehr Eskalation bringen und verlängern und verstärken den Konflikt. Die Panzer sind noch nicht geliefert, kommt von der Ukraine schon der Ruf nach Kampfflugzeugen und U-Booten. Durch die Waffenlieferungen machen wir uns mitschuldig am Sterben in der Ukraine auf beiden Seiten.

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Die Grünen-Partei kommt aus der Friedensbewegung. Heute fragt man sich, wie viele der „Günen-Waffenbefürworter“ bereit wären, selbst zu kämpfen und die Panzer an die Front zu fahren.

Ich habe den Ausgang des Zweiten Weltkrieges, in der Nähe Mannheims, noch miterlebt, und bin auch stark von den Kriegserzählungen der Eltern geprägt. Es stellt sich die Frage: Darf man Menschen opfern für ein Ziel, das man nicht bestimmen kann? Am Ende können Waffen keinen Frieden schaffen. Die Spirale der Gewalt muss unterbrochen werden.

Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten, aber gegen eine Atommacht keinen Krieg gewinnen. Durch die Waffenlieferungen stehen wir „mit“ in der Verantwortung, was damit geschieht, und der Westen deshalb über ein Kriegsende mitbestimmen müsse.

Wenn es keine Verhandlungsmasse, keinen Kompromiss geben wird, wie soll dann jemals Frieden werden?

Die Bundesregierung darf Deutschland nicht in eine Situation bringen, in der wir – wegen der Ukraine – in einen Dritten Weltkrieg verwickelt werden.

Die Angst war noch nie so stark wie jetzt. Die Unvermeidlichkeit des Scheiterns, die politischen Fronten bleiben starr, Diplomatie ist nicht gefragt, jeder will sein Ziel erreichen, koste es, was es wolle.

Was ist, wenn es hart auf hart kommt? Eine Situation, in der auch der Atomknopf ins Kalkül gezogen wird? Beten wir, dass es nicht dazu kommt. Russland ist die größte Atommacht der Welt. Die Reserven, über die Russland verfügt, werden auch den Krieg zu seinen Gunsten entscheiden. Putin, kann es sich nicht leisten, den Krieg zu verlieren. Einen Krieg, zu bestimmten Kompromissen – seitens der Ukraine – zu beenden, etwa zum Preis eines Verzichts auf einige Gebiete, heißt ja nicht, dass das für alle Zeiten so bleiben muss.

Die Ukraine gehört nicht zu unserem Bündnissystem, sodass wir weder rechtlich noch politisch verpflichtet sind, Beistand zu leisten, nach dem Motto: Koste es, was es wolle. Der intellektuelle Jürgen Habermas warnt vor den Schrecken des Krieges und plädiert für „rechtzeitige“ Friedensverhandlungen.

Habermas sieht nicht die Freiheit, die errungen werden könnte, sondern den erträglichen Kompromiss, der gerade jetzt noch, das Schlimmste verhindern kann.

Seine erklärende Sorge ist doch vor der Freiheit, besser die Vorsicht walten lässt.

Friedrich Stroh, Plankstadt