Altlußheim. „Es sieht so aus, als wenn wir mit einem blauen Auge davonkommen“, sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Altlußheim, Thorsten Lehrenkrauß am Sonntagmittag zu Bürgermeister Uwe Grempels, als sie gemeinsam mit Sebastian Erb über den Rheindamm laufen. Prüfend schaut der Bürgermeister die Dammkante hinunter zum Wasser und sagt: „Wir dürften noch etwa 40 bis 50 Zentimeter Luft haben, bis das Wasser über den Damm geht.“ Darauf überprüfen sie noch mal die vorhergesagten Pegelstände und schauen sich erleichtert an. „Die geschätzten 40 bis 50 Zentimeter Luft werden wohl genau ausreichen, bis wir den Höchststand erreicht haben“, antwortet Thorsten Lehrenkrauß darauf. Allerdings weiß man in Altlußheim, dass sich die Prognosen ständig ändern können und sich die Verantwortlichen immer wieder informieren und auf neue Vorhersagen reagieren müssen.
Das Naturschauspiel, das der Rhein am Sonntag bot, zog aber nicht nur die Feuerwehr und die Gemeindemitarbeiter auf den Rheindamm, sondern auch viele Menschen, die sich die Wassermassen anschauen wollten. Die Wasseroberfläche hatte eine beeindruckende Breite erreicht, die man auf etwa 200 bis 300 Meter schätzen konnte. Einer Schwanenfamilie schien das Hochwasser zu gefallen, sie schwamm munter über den Fluss. Neben einigem Treibgut kam auch eine Tonne, ein Fahrwasserzeichen, vorbeigetrieben, die die Wucht des Wassers aus ihrer Verankerung gelöst hatte. Auch die Rheinwiese ist weit überschwemmt und das Ufer des Flusses nicht mehr erkennbar. Innerhalb von 48 Stunden ist das Wasser in Altlußheim um vier Meter angestiegen und hat die Parkplätze am Festplatz komplett unter Wasser gesetzt. Schon bis zur Einfahrt an der Rheinhäuser Straße ist das Wasser vorgedrungen.
Gefahr auch am Kriegbach
Aus Sicherheitsgründen hatte der Bauhof am Donnerstag schon die ersten Schilder aufgestellt, die anzeigten, dass die Wege gesperrt sind – da diese teils überschwemmt, matschig und rutschig waren und somit die Gefahr bestand, dass Fußgänger ausrutschen und ins Wasser fallen könnten. „Wenn für Altlußheim Pegelstände vorhergesagt werden, die über 7,20 Meter sind, greifen sofort verschiedene Prozesse“, erklärt der stellvertretende Kommandant Kevin Wetzler und so fand sich bereits am Donnerstag der Hochwasserstab im Rathaus zusammen, um die Maßnahmen für die nächsten Tage zu besprechen und einzuleiten. Die erste Gefahr gehe in Altlußheim jedoch zuerst einmal vom Kriegbach aus, der nah an einer Häuserreihe vorbei und in den Rhein führt. „Bei einem Pegelstand des Rheins von 7,20 Meter kann das Wasser des Kriegbachs nicht mehr in den Rhein abfließen und es gibt einen Rückstau, was einen Anstieg des Bachs bedeutet“, erklärt Lehrenkrauß. Deshalb seien die betroffenen Anwohner informiert worden, um Vorbereitungen zu ergreifen.
Die älteren Mitglieder der Jugendfeuerwehr haben am Samstagmittag vorsorglich Sandsäcke gefüllt, damit diese, falls sie benötigt werden, sofort einsatzbereit sind. Die Gemeinde hat den Sand geordert und die Halle des Bauhofes für das Befüllen zur Verfügung gestellt. Da die Mitglieder der Einsatzabteilung wegen der aktuellen Pandemie so wenig wie möglich Kontakt zueinander haben sollen, hat sich die Jugendfeuerwehr bereiterklärt, sich um die Sandsäcke zu kümmern. In Teamarbeit, natürlich mit Masken und Abstand, wurde der Sand mit einem Trichter in die Säcke gefüllt und verschnürt. Beim anschließenden Transport packte auch Bürgermeister Uwe Grempels mit an und warf die Säcke zu den Kommandanten, die sie auf einer Palette stapelten. Gebraucht würden die Säcke, wenn der Damm beschädigt ist. Dann wird mit ihnen ein sogenannter Fangdamm zur Sicherung gebaut. Weiter würden sie Verwendung finden, wenn die Feuerwehr von Bürgern alarmiert wird, die vom Hochwasser am Kriegbach betroffen sind.
Beim Rundgang über den Damm am Sonntagmittag war Thorsten Lehrenkrauß sehr zuversichtlich, dass die Säcke nicht zum Einsatz kommen müssen, auch wenn einige kleine Beschädigungen am Damm erkannt wurden. Diese wurden von Uwe Grempels und Sebastian Erb sofort fotografiert und dokumentiert, um nach dem Hochwasser entsprechend tätig zu werden.
Zu dieser Zeit erhielt man auch schon die Meldung, dass der Pegel in Maxau bereits sinkt, was eine Entspannung andeutete. Allerdings wurde zu dieser Zeit der Höchststand für Altlußheim für die Nacht von Sonntag auf Montag vorausgesagt. Bis Redaktionsschluss trat in Altlußheim kein Wasser über den Damm und die Feuerwehr musste außer den regelmäßigen Kontrollgängen über den Damm nicht weiter tätig werden.
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