Altlußheim. Die Kasse anschließen, die persönliche Kassennummer eingeben und los geht‘s: Die Ware über den Scanner ziehen, mit einem raschen Blick auf den Einkaufswagen prüfen, ob wirklich alle Artikel auf dem Band gelandet sind, den Kunden freundlich begrüßen, weiter scannen, bei Bedarf die Artikelnummer eintippen. Das ist Alltag für das Kassenpersonal, eine ungewohnte Aufgabe hingegen für Altlußheims Bürgermeister Uwe Grempels – der vor Jahren schon mal bei so einer Aktion mitgemacht hat – und seinen Neulußheimer Amtskollegen Kevin Weirether, der zum ersten Mal in einem Einkaufsmarkt abkassiert. Den Erlös dürfen die zwei Lußheimer Verwaltungschefs als Spende für ihre Gemeinden mitnehmen. Die Veranstaltung ist der Teil der Aktionswoche, die Marktbetreiber Oliver Embach zur Wiedereröffnung der Filiale nach dem monatelangen Umbau ausgerufen hat. Den neuen Kassenbereich zieren die Logos beider Kommunen, eine komplette Wand im Leergutbereich schmückt der Blausee.
Damit alles reibungslos läuft, hat Embach den zwei Politikern mit Heike John eine Fachkraft zur Seite gestellt, die reichlich Erfahrung hat - an der Kasse und vor allem mit Bürgermeistern an selbiger. Bevor sie loslegen dürfen, gönnt John ihnen eine kurze Einweisung. Dann wird‘s ernst, etliche schaulustige Bürger warten schon darauf, ihre Einkäufe für den guten Zweck auf das Kassenband zu legen, an dem „ihr“ Bürgermeister steht. Jeweils 30 Minuten geben Grempels und Weirether nacheinander ihr Bestes. Eine Gruppe aus der Kita Regenbogen kauft gerade die Zutaten fürs Mittagessen. Die Kinder freuen sich riesig, dass der Altlußheimer Bürgermeister sie persönlich begrüßt und bedient. Dem wird schnell klar: „Wenn man das den ganzen Tag macht, ist das anstrengend. Ich glaube, von diesem Piepsen werde ich heute Nacht träumen“, sagt er über das Geräusch, wenn der Scanner einen Artikel erfolgreich erfasst. Wie er sich an der Supermarktkasse macht, überprüft unter anderem seine Tochter.
Tipps von der Bürgermeister-Gattin
Als sein Kollege Weirether an der Reihe ist, hat sich eine ordentliche Warteschlange gebildet. Sie besteht aus Neulußheimern, die lokalpatriotisch einkaufen möchten. Denn jeder Bürgermeister darf den Umsatz als Spende mitnehmen, den er an der Kasse „erwirtschaftet“. Außerdem nutzen einige Rathaus-Mitarbeiter die Gelegenheit, sich ausnahmsweise mal vom Boss bedienen zu lassen. Der Neulußheimer Kämmerer Andy Strittmatter zum Beispiel steht mit Kollegen plötzlich lächelnd vor seinem Vorgesetzten und erklärt diesem scherzend: „Ich habe hier eine Vollmacht von meinem Chef.“ Der bleibt gelassen und erkundigt sich professionell: „Bar oder mit Karte?“ – und lacht dann ebenfalls. Auch die Bürgermeister-Gattin vergewissert sich, dass ihre bessere Hälfte sich ordentlich anstellt. Dazu hat sie ihm vorher noch einige Tipps mit auf den Weg gegeben. „Die Preise exotischer Früchte zu kennen, ist wichtig. Das hat sie mir extra gesagt“, verrät Weirether.
Die Bilanz kann sich sehen lassen. Zusammen haben die beiden Bürgermeister Artikel im Wert von rund 1800 Euro abkassiert. In Altlußheim fließt diese Spende in den Sozial- und Bildungsfonds, in Neulußheim in soziale Zwecke im Bereich Kinder, Jugend und Senioren. Grempels glaubt, er wäre zu langsam gewesen, Weirether gesteht zerknirscht, dass er 20 Euro zu viel herausgegeben hat. Trotzdem haben sie insgesamt gute Arbeit geleistet: „Die zwei haben sich gut geschlagen und dürfen gerne wiederkommen“, findet Kassiererin John. Ihr Chef Embach pflichtet ihr bei. Durchschnittlich liege der Umsatz an einer Kasse je Stunde zwischen 1200 und 1500 Euro.
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