Umspannwerk - Betreiber TransnetBW arbeitet an weiteren Schallschutz-Maßnahmen / Anwohner haben sich in der Vergangenheit über störende Geräusche beschwert

Brummender Trafo in Altlußheim soll Anfang Juni ruhig sein

Von 
Volker Widdrat
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Altlußheim. Transformatoren geben hörbare Geräusche ab – unabhängig davon, ob sie an eine gasisolierte oder eine Freiluftschaltanlage angeschlossen sind. Durch entsprechende Einhausungen lassen sich die Geräusche aber wesentlich reduzieren. So steht es im „Steckbrief“ des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW zum Neubau des Umspannwerks Altlußheim. Bis Juni laufen dort Arbeiten, um einen Trafo, über dessen ständiges „Brummen“ sich Anwohner immer wieder beschwert hatten, endlich ruhiger zu stellen. In einer Videokonferenz mit unserer Zeitung erläuterten Projektsprecherin Maria Dehmer von TransnetBW, der leitende Ingenieur Felix Brater und Unternehmenssprecher David Moser diese technische Maßnahme.

TransnetBW, ein Tochterunternehmen des EnBW-Konzerns, baut die heutige 220-Kilovolt-Leitung zwischen Weinheim und Karlsruhe auf 380 Kilovolt (kV) um. Das Umspannwerk Altlußheim ist ein wichtiger Netzverknüpfungspunkt, der ab 2022 an die auf 380 kV verstärkte Leitung angebunden werden soll. Auf dem Areal in der Badenwerkstraße 1 wurde dazu eine neue gasisolierte Schaltanlage errichtet. Mit deren Inbetriebsetzung ging Anfang März vergangenen Jahres auch ein anderer Transformator ans Netz. Nach mehreren Wochen Betrieb war der aber noch immer sehr laut. Verschiedene Schallschutzmaßnahmen führten zwar zu einer Verbesserung, dennoch erhielt das Unternehmen ständig Rückmeldungen, die Lautstärke sei noch immer zu hoch.

Schon andernorts im Einsatz

Über die Netzverstärkung

TransnetBW baut die heutige 220-kV-Leitung zwischen Weinheim und Karlsruhe auf 380 kV um.

Die im Bundesbedarfsplangesetz festgelegte Maßnahme gehört zur 380-kV-Netzverstärkung Urberach-Weinheim-Karlsruhe und dient der Erhöhung der Übertragungsleistung zwischen dem Raum Frankfurt und dem Raum Karlsruhe.

Das Umspannwerk Altlußheim ist ein wichtiger Netzverknüpfungspunkt.

Der Genehmigungsantrag wurde 2016 beim Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises eingereicht.

Ab 2017 wurden folgende Baumaßnahmen umgesetzt: Errichtung einer neuen gasisolierten Schaltanlage in 380 kV, Neubau einer 110-kV-Schaltanlage als Übergabestation zum untergelagerten Netzbetreiber, Trennung der Anlagen der TransnetBW von denen der NetzeBW.

Dieses Jahr erfolgt der Rückbau aller Bestandsanlagen und der Bauabschluss.

Ab 2022 kann die auf 380 kV verstärkte Leitung an das Umspannwerk angebunden werden. vw

„Der Trafo war schon an anderen Orten im Einsatz, nach einer technischen Überarbeitung wurde er in Altlußheim errichtet. Nach einer Woche Betrieb kamen die ersten Anfragen aus der Bevölkerung und von den Mitarbeitern vor Ort“, erläutert Projektsprecherin Maria Dehmer. Das Brummen sei „ein Ticken“ über den vom Landratsamt genehmigten Werten gewesen. Sofort seien verschiedene Maßnahmen in die Wege geleitet worden. Der Trafo sei danach zwar leiser geworden, „aber immer noch nicht leise genug“, so Dehmer. Im Mai vergangenen Jahres hatte TransnetBW die erste Bürgersprechstunde mit Anwohnern durchgeführt. Auch mit den Bürgermeistern Uwe Grempels (Altlußheim) und Gunther Hoffmann (Neulußheim) sei man in einem „sehr guten Austausch“ gewesen, betont die Projektsprecherin: „Wir haben vor allem sehr ernst genommen, dass die Anwohner sich gestört gefühlt haben.“

Tagsüber gehe der Geräuschpegel des Umspannwerks im Straßenlärm des Gewerbegebiets unter. Aber nachts sei die Lautstärke immer noch sehr hoch gewesen. Ein Team von Ingenieuren habe dann im Herbst eine Lösung gefunden. „Wir setzen gleich mehrere Maßnahmen zum Schallschutz um“, erklärt der leitende Ingenieur Felix Brater: „Der Schall wird mittels einer Haube um den Transformator geblockt. Der Lärm wird so frühzeitig geschluckt. Die Schallhaube wurde dazu abgebaut und verstärkt. Der Transformator steht auf Schienen, um leichter auf dem Fundament platziert werden zu können. Zwischen dem Fahrgestell und dem Trafo werden auch noch Schalldämmer eingebaut, die die Emissionen schlucken sollen. Auch die beiden Kühlaggregate am Transformator werden noch schallentkoppelt und stehen künftig separat auf dem Fundament.“

Blick in die Historie: Badenwerk war der Bauherr

Das Umspannwerk wurde Mitte der 1960er Jahre gebaut. Die Adresse des Standorts an der Badenwerkstraße 1 erinnert an den Bauherrn, die damalige Badenwerk AG. Damals beherbergte das Gelände eine 110/20-kV-Anlage sowie verschiedene Nebengebäude. Ende der 1960er-Jahre wurde die Anlage dann zum ersten Mal um eine zusätzliche 110-kV-Anlage erweitert. 1981 kam ein 220-kV-Schaltlfeld mit Transformator hinzu.

Das war die Geburtsstunde des heutigen TransnetBW-Umspannwerks. Seinen heutigen Zustand erreichte das Umspannwerk 1991, als die bestehende Anlage um je ein weiteres 110- und ein 220-kV-Teil ergänzt wurde. Ein Umspannwerk dient der Verbindung unterschiedlicher Spannungsebenen, zum Beispiel zwischen 380 kV und 110 kV. Es gibt in Umspannwerken neben Transformatoren immer auch Schaltanlagen. Diese sind entweder als Freiluftschaltanlage oder als gasisolierten Schaltanlage aufgebaut. Letztere ist metallisch gekapselt und wird innerhalb eines Gebäudes aufgebaut, während eine herkömmliche Schaltanlage im Freien errichtet wird.

Durch die Kapselung verringert sich der Platzbedarf. Ein wichtiger Aspekt, denn für eine herkömmlichen 380-kV-Schaltanlage ist nicht genügend Platz. Mit den Transformatoren wird die Verbindung der Spannungsebenen hergestellt und die elektrische Energie zwischen den Spannungsebenen übertragen. Altlußheim ist das erste der vier Umspannwerke, das für die Netzverstärkung zwischen Weinheim und Karlsruhe auf 380 kV umgebaut wird. vw

Zurzeit abgeschaltet

Die Arbeiten am Fundament gingen in der ersten Maiwoche über die Bühne. Die gesamte Maßnahme läuft bis Anfang Juni, dann soll der Trafo wieder in Betrieb gehen. Derzeit ist der dreieinhalb Meter hohe und 250 Tonnen schwere Koloss natürlich abgeschaltet, also brummt er auch nicht. Die Energieleistung für Altlußheim wird von einem anderen Stromkreis übernommen. „Das Verteilnetz wird durch zwei verschiedene Adern versorgt“, so Brater.

Die Umbaumaßnahme musste schon im vergangenen Herbst angemeldet werden, erklärt Dehmer abschließend: „Wir haben einen hohen sechsstelligen Betrag investiert, damit die Anwohner künftig ihre Ruhe haben.“ Dem Unternehmen liege es an einem guten Miteinander mit der Bevölkerung. Die Kommunikation zwischen TransnetBW und der Gemeinde sei sehr gut gewesen, bestätigt Bürgermeister Uwe Grempels: „Wir wurden nicht nur auf Nachfrage, sondern auch proaktiv über den jeweiligen Sachstand informiert – egal wie zufriedenstellend oder auch nicht diese Rückmeldungen waren.“

Dringlichkeit bei Lösungsfindung

Zur technischen Lösungsfindung habe man vonseiten der Verwaltung keinen nennenswerten Beitrag leisten können. Allerdings habe er die berechtigte Unzufriedenheit der Anwohner bestätigen und somit der Dringlichkeit einer Lösungsfindung mehr Nachdruck verleihen können, sagt Uwe Grempels: „Die betroffenen Anwohner aus Alt- und Neulußheim haben in der Vergangenheit sehr viel Geduld aufbringen müssen und ich hoffe, dass mit der aktuellen Maßnahme das Problem zu unserer aller Zufriedenheit dauerhaft gelöst wird.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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