Alt-/Neulußheim. Der russische Krieg gegen die Ukraine zeigt die Schwächen der europäischen Energiepolitik auf. Die Krise als Chance für Energiewende und Klimaschutz sehen – dazu muss es dringend ein Umdenken auf erneuerbare Energien geben. „Erneuerbare Energien – Wenn nicht jetzt, wann dann?“ war der Titel einer Podiumsdiskussion, zu der die CDU-Gemeindeverbände Altlußheim und Neulußheim in das Museum „Autovision“ eingeladen hatten.
Ines Schweickert, Gemeinderätin und Vorsitzende der CDU Altlußheim, begrüßte dazu den Photovoltaik-Unternehmer Rudi Lehmayer, den Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien in Nordrhein-Westfalen Christian Mildenberger sowie als Gastgeber Museumsgründer Horst Schultz. Der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Sturm moderierte die Diskussionsveranstaltung, zu der etwa 30 Besucher kamen.
Unabhängigkeit von Russland
Der Krieg in der Ukraine zeigt einmal mehr die Wichtigkeit einer stabilen Energieversorgung. Der Ausbau erneuerbarer Energien hinkt weiter hinterher. Aktuell stelle sich immer drängender die Frage nach der Bedeutung der erneuerbaren Energien für eine energiepolitische Unabhängigkeit von Russland, berichtete Christian Mildenberger aus dem „spannenden Energieland“ Nordrhein-Westfalen. Er setzt sich auf landes- und bundespolitischer Ebene und aus Überzeugung für einen raschen Ausbau dieser Energieform ein.
Rudi Lehmayer von der Neulußheimer SO.LE. Green Energy GmbH ist seit längerem verantwortlich in Italien für Entwicklung, Bau und Betrieb von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien. Bei seinen auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmten Photovoltaik-Anlagen steht die Maximierung des Eigenverbrauchs ganz oben, auch in der „Toscana Deutschlands“, der Kurpfalz, mit ihren vielen Sonnenstunden.
Visionär Horst Schultz setzt auf Wasserstoff als idealen Energieträger. Diese Technologie böte die Möglichkeit einer automobilen Zukunft ohne Erdöl. In seinem „Großen Wasserstoff-Buch – ein Weckruf“ hat der Elektroingenieur geschrieben, dass eine CO2-freie Welt noch mindestens 30 bis 40 Jahre benötige: „Wir müssen globale Lösungen suchen und integriert denken.“
Warum verläuft der Ausbau der erneuerbaren Energien für eine sichere und saubere Energieversorgung so schleppend? „Ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem, wir sind zu träge geworden“, meint Mildenberger. Alles sei „viel zu bürokratisch“. Photovoltaik-Kunden wollten unabhängiger vom Strommarkt werden, so Lehmayer. Durch die aktuelle Energiesituation seien künftig umfassendere Lösungen gefragt.
Zu viel Bürokratie beklagt
In der Frage- und Antwortrunde ging es um Genehmigungsverfahren und fehlende Infrastruktur. Mildenberger bleibt optimistisch: „Es ist kein Naturgesetz, dass es so lange dauert.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sei gerade dabei, den erneuerbaren Energien ein überragendes Interesse zuzuschreiben, lobte er auch die baden-württembergische Energiepolitik. Bleibt die Frage, was an Infrastruktur wie schnell eigentlich aufgebaut werden kann. Ab 2024 soll es im Kreis Borken im Münsterland die erste Wasserstoff- Pipeline geben. „Einfach machen und schauen, was passiert“, rät Schultz zu neuen Ansätzen. Die Frage der Wirtschaftlichkeit werde sich ergeben: „Jetzt brauchen wir Köpfe, wir müssen es anpacken.“
Die Runde war sich einig, dass man aber nicht zu euphorisch vorgehen dürfe. Zuerst müsse man eine sichere Energieversorgung herstellen. Dass Deutschland künftig eine saubere CO2-Bilanz aufweisen könne, dafür aber „dreckigen Strom“ aus dem Ausland einkaufen müsse, sei der falsche Weg. Vieles werde falsch analysiert, warnte Mildenberger vor Panikmache: „Wir müssen schneller werden beim Aufbau der Anlagen, aber wir werden immer genügend Energie haben.“ Für den Bereich Wasserkraft ist es denkbar schlecht, dass nach Maßgabe der Politik demnächst Wasserkraft-Anlagen bis zu 500 Kilowatt Leistung nicht mehr gefördert werden.
Zum Schluss gab es einen Exkurs in die klimafreundliche Erzeugung von Wasserstoff und dessen Farben. Erneuerbare Energiequellen wie Windkraft, Wasserkraft oder Sonnenenergie liefern CO2-neutral den dafür benötigten Strom für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Blauer Wasserstoff resultiert aus der Dampfreduzierung von Erdgas, das in Wasserstoff und Kohlendioxid gespalten wird. Das CO2 wird unterirdisch gelagert, somit kommt es auch hier zu keinerlei Emissionen.
Das Energiesystem werde künftig viel mehr „strombasiert funktionieren“, meinte Mildenberger. Und auch im Bereich Biogas gebe es in Baden-Württemberg noch ganz viel Potenzial.
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