Jahresrückblick

Das Jahr 2022 in Altlußheim: Rheinbogen, Blausee, Digitalisierung

Lässt man das Jahr Revue passieren und hat dabei die Gemeinde vor Augen, kommen einem unweigerlich zwei Begriffe in den Sinn – Rheinbogen und Blausee. Aber auch die Digitalisierung wurde vorangetrieben, um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen.

Von 
Andreas Wühler
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Die Fläche vor dem Kindergarten Sonnenschein war für ein katholisches Gemeindezentrum Lussheim freigehalten worden. Nach-dem die Seelsorgeeinheit die Pläne hat fallenlassen, wird eine neue Verwendung für das Gelände gesucht. Hierüber wird der Rat in diesem Jahr entscheiden müssen, im Gespräch ist ein Seniorenzentrum. © Schwindtner

Altlußheim. Lässt man das Jahr Revue passieren und hat dabei die Gemeinde vor Augen, kommen einem unweigerlich zwei Begriffe in den Sinn – Rheinbogen und Blausee. Zwar blieb Altlußheim in diesem Jahr vom Hochwasser verschont – im Gegenteil, der trockene und heiße Sommer brachte den Rhein schier zum Versiegen, doch ist der Fluss in der Gemeinde allgegenwärtig. Beispielsweise als es im Gemeinderat darum ging, den Bebauungsplan Rheinhäuser Straße zu beschließen und dabei nicht nur den historisch gewachsenen Scheunengürtel zum Niederfeld hin zu bewahren, sondern auch den Blick in Richtung Strom freizuhalten.

Tops und Flops 2022

Tops

  • Die Homepage der Gemeinde ist neu gestaltet und überzeugt mit einem frischenden Design.
  • Die Bücherei ist der Metropolcard beigetreten – die Bürger haben dadurch Zugriff auf rund 40.000 elektronische Medien.
  • Auf dem Dach der Kindertagesstätte „Sonnenschein soll eine Photovoltaikanlage errichtet werden. Für die Gemeinde wäre es die vierte Anlage dieser Art, die sie betreibt.
  • Der Beschluss, die Speyerer Straße auch an der Bebauung des Gebiets Alte Gärtnerei als Sackgasse zu belassen, stößt nicht nur bei den Anwohnern auf Zustimmung.
  • Es durfte wieder gefeiert werden. Sowohl das Straßenfest als auch der Weihnachtsmarkt erfreuten sich dabei eines großen Zuspruchs.

Flops

  • Die Friedensstraße verkommt immer mehr zu Rennstrecke und auch der ruhende Verkehr verursacht Probleme. Abhilfe ist dringend von Nöten.
  • Nach zwei Jahren Pause fand in der Gemeinde wieder ein Dreck-weg-Tag statt. Eigentlich eine erfreuliche Meldung, doch betrachtet man sich den Müll, der dabei aus der Gemarkung entfernt wurde, kann man nur die Hände überm Kopf ob der Achtlosigkeit mancher Menschen zusammenschlagen.
  • Die Tempo-30-Schilder für die Rheinhäuser Straße lassen weiter auf sich warten.

Was den Binnenschiffern große Sorgen bereitete, die große Trockenheit, in deren Folge der Schiffsverkehr zum Erliegen kam, ließ bei den Betreibern des Blausee, hier sind Neu- und Altlußheim gemeinsam in einem Zweckverband tätig, die Kassen klingeln. Zwar liegen die konkreten Besucherzahlen noch nicht vor, doch vom verregneten Sommer 2021 dürften sie sich deutlich positiv abheben. Wahrscheinlich wird sogar das Jahr 2020 getoppt, als trotz der durch Corona verkürzten Öffnungszeit gut 95 000 Besucher gezählt wurden.

Jahresrückblick Altlußheim 2022: Folgen des Klimawandels

Doch heiße und trockene Sommer sind längst schon keine Anlass zu überschäumender Freude mehr, vielen Menschen bereitet der dadurch zum Ausdruck kommende Klimawandel nicht nur Sorgen, sondern ernste körperliche Beeinträchtigungen. Und auch die Natur leidet. Die Grundwasserspiegel sinken, das Waldsterben geht unvermindert weiter, auch in dem der Gemeinde. Doch auch hier gibt es eine gute Nachricht – der Kriegbach fiel nicht trocken.

Nach dem Fischsterben im Vorjahr, als dem Kraichbach zu viel, und dem Kriegbach zu wenig Wasser zugestanden wurde, haben die in der Folge angesetzten Gespräche zwischen Politik, Naturschützern und Regierungspräsidium Früchte getragen. Am Schneidmühlenwehr, wo sich die beiden Flussläufe trennen, wurden die Stellschrauben neu ausgerichtet, erhielt der Kriegbach mehr Wasser. Dennoch, die sinkenden Grundwasserspiegel dürften mittelfristig zum Problem für den Kriegbach werden.

Jahresrückblick Altlußheim 2022: Brücken werden saniert

Zurück zum Blausee, der für motorisierte Besucher nur von der Friedensstraße aus über die Blauseebrücke erreichbar ist. Diese ist, wie schon vor Jahresfrist festgestellt wurde, ebenso marode wie ihr Pendant die Allmendbrücke, trägt das Prädikat absolut sanierungswürdig. Die Kosten für die Sanierung der Brücken wurden auf über eine Million Euro geschätzt, weshalb die Gemeinde die Arbeiten nur angehen wollte, wenn ein Zuschuss bewilligt wird.

Dieser wurde Anfang des Jahres bewilligt, geknüpft an eine Bedingung – die Arbeiten müssen 2022 begonnen und beendet werden. Eine sportliche Aufgabe, für deren Erfüllung die Badesaison um eine Woche verkürzt wurde, sodass die Arbeiten Anfang September starten konnten. Doch es hat nicht gelangt, die abschließenden Asphaltarbeiten fielen der Witterung zum Opfer. Dennoch, Bürgermeister Uwe Grempels konnte in der Dezembersitzung des Gemeinderates die gute Nachricht verkünden: Das Regierungspräsidium lässt den Zuschuss nicht verfallen.

Jahresrückblick

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Auch an anderer Stelle in der Gemeinde wird kräftig gearbeitet: Die Deutsche Glasfaser hat damit begonnen, die Gemeinde mit schnellem Internet zu versorgen. Nachdem die Resonanz auf das Angebot im ersten Anlauf noch verhalten war, wurde im zweiten die von der Firma geforderte Mindestquote von Haushalten, die sich an das Netz anschließen lassen, erreicht. Ein Blick in die Nachbargemeinde Reilingen, wo sich die Arbeiten im Straßenraum holpernd durchs Jahr zogen, dürfte die Verantwortlichen im Rathaus mit einigen Sorgenfalten ins neue Jahr blicken lassen.

Erfreulicher ist da schon eine andere Art von Arbeiten, zumal sie in einem nicht öffentlich zugänglichen Bereich stattfindet. Noch, sollte man sagen, denn es handelt sich um den Vogelpark. Eine Hand voll Enthusiasten ist dabei, den Park auf Vordermann zu bringen, sodass er im Frühjahr seine Tore öffnet und wieder zur Naherholung für die Bevölkerung zu Verfügung steht.

Andere Baustellen in der Gemeinde sind nicht mit Händen greifbar, für die künftige Entwicklung jedoch umso bedeutsamer – die Kommune hat sich auf den Weg hin zur klimafreundlichen und, was die Verwaltung betrifft, klimaneutralen Gemeinde zu werden.

Nachdem der Gemeinderat zu Beginn der Jahres der Fortschreibung der Kooperationsvereinbarung zum Klimaschutz zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und den ihm angehörenden Kommunen zugestimmt hat, beschloss er am Jahresende den Beitritt zum European Energy Award (EEA).

Jahresrückblick Altlußheim 2022: Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Der EEA ist ein internationales Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsinstrument für den kommunalen Klimaschutz, systematisch, nachhaltig und mit mess- und sichtbarem Erfolg. In der Umsetzung werden die Energie- und Klimaschutzaktivitäten der Gemeinde nach einem einheitlichen Verfahren erfasst, bewertet und regelmäßig überprüft, um weitere Potenziale nutzen zu können. Dieser Schritt, betonte in der Ratssitzung Bürgermeister Grempels, sei Bestandteil des Klimaschutzkonzepts der Gemeinde. Wie auch die Einstellung einer Klimaschutzmanagerin. Welche er zugleich vorstellte – Carina Hambsch wird die Stelle zum 1. Januar antreten.

Noch eine andere Personalie gilt es aus dem Rathaus zu vermelden: Nico Franek ist nun offiziell Kämmerer der Gemeinde, nach Dieter Büchel, der die Finanzen von Altlußheim einige Jahrzehnte verwaltete, Ende des Jahres in den Ruhestand verabschiedet wurde. Franek hat in diesem Jahr schon einen ersten Meilenstein gesetzt: In einer akribischen Fleißarbeit hat er die für das „Neue Kommunale Haushaltsrecht“, die so genannte Doppik, erforderliche Eröffnungsbilanz erstellt. Ein Zahlenwerk, in dem jeder Pflasterstein und jedes Gebäude der Gemeinde erfasst und bewertet wurde. Es bildet die Grundlage für die künftigen Bilanzen.

Die Aufbruchstimmung in der Gemeinde, die besonders beim Thema Klimaschutz zum Tragen kommt, findet ihren Ausdruck auch in der neuen Homepage, die im November an den Start ging. Luftig und ansprechenden im Outfit führt sie den Nutzer durch die Belange der Gemeinde und hinterlässt einen aufgeräumten Eindruck.

Das neue digitale Zeitalter ist auch in der Gemeindebücherei angebrochen, sie ist nun Mitglied im Metropolverbund und öffnet ihren Mitgliedern die weite Welt der E-Books.

Der Anbau an die und die Erweiterung der Albert-Schweitzer-Schule werden das größte Projekt in diesem Jahr sein. Rund fünf Millionen Euro wird die Baumaßnahme kosten. © Schwindtner

Zwei weitere wichtige Entscheidungen, die der Gemeinderat in diesem Jahr traf, werden erst in den kommenden Monaten zum Tragen kommen: So wurde die Erweiterung der Albert-Schweitzer-Schule um Mensa und weitere Räumlichkeiten, Kostenpunkt über fünf Millionen Euro, beschlossen. Strittig war dabei die Bücherei, die in den Anbau ziehen soll. Diese sei im Bürgerhaus besser untergebracht, so das Gegenargument.

Und zum zweiten hat der Rat beschlossen, sich bei der nächsten Kommunalwahl 2024 wieder auf 18 Mitglieder aufzustocken. Damit will er den stetig wachsenden Anforderungen Rechnung tragen.

War es der Gemeinde im vergangenen Jahr noch verwehrt, ihren 1075. Geburtstag zu feiern – dafür gab es leckere Jubiläumsschokolade – fanden in diesem wieder die traditionellen Feste statt. Von der Blauseeeröffnung über das Straßenfest, das sich eines großes Zuspruchs erfreute, bis hin zum Weihnachtsmarkt reichte die traditionelle Liste der Veranstaltungen, die von den Menschen mit Begeisterung zurück ins öffentliche Leben geholt wurden.

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