Feiertage in den Pflegezentren

In diesen Altenheimen bleibt kein Senior allein

Von 
Janina Hardung
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Region. Das Fest der Liebe - eigentlich eine Zeit, um mit der Familie zusammenzukommen. Doch dieses Jahr ist alles anders. Besonders ältere Menschen müssen vor den Folgen des Coronavirus geschützt werden. Vergessen werden sie deshalb nicht. Wir haben die Verantwortlichen der Alten- und Pflegeheime gefragt, wie nun bei ihnen Weihnachten gefeiert wird.

Im GRN-Seniorenzentrum in Schwetzingen gibt es normalerweise in jedem Wohnbereich eine Weihnachtsfeier. „Drei Feste hatten wir schon“, erklärt Leiterin Martina Burger, „aber die werden auch sonst eher vor Weihnachten gefeiert. Da haben die Mitarbeiter Kuchen gebacken und die Bewohner haben mit Abstand zusammen gegessen. Die Beschäftigten hatten auch ein kleines Programm vorbereitet - alles in abgespeckter Form und ohne Angehörige.“ Zum Abendessen gab es dann eine Wurst-Käse-Fisch-Platte.

Heiligabend sei auch in den vergangenen Jahren vor Ort nicht groß gefeiert worden. „Die Stadtkapelle, die normalerweise etwas spielt, war vergangene Woche auch da und hat CDs und Schokonikoläuse vorbeigebracht.“ Auch der Churfürstliche Hofstaat habe Geschenke abgegeben - Schokolade mit schönen Weihnachtswünschen.

„Heiligabend gibt es eine Geschenktüte von uns und die Küche liefert dann ein besonderes Essen. Geplant sei außerdem, dass die beiden Pfarrer Margit Rothe und Bernhard Zöller vor dem Haus sprechen. Da können die Bewohner am Fenster aus dem Haus sehen und zuhören. „Weihnachten wird - wie überall - anders sein. Vor vier Wochen haben wir ein Besuchszimmer eingerichtet, Termine müssen vereinbart werden und dann werden die Bewohner runtergebracht. An Heiligabend bieten wir noch einen anderen Raum an, damit so viele wie möglich besucht werden können. Falls das geht, leider ändert sich bei uns auch täglich die Handhabung“, erklärt sie.

Selbst gebackene Plätzchen

Das Caritas-Altenzentrum Sancta Maria in Plankstadt hat seit Anfang Dezember einen größeren Corona-Ausbruch überstanden (wir berichteten mehrfach). Daher steht das Weihnachtsfest durchaus in einem Spannungsfeld aus der gebotenen Vorsicht und all der Sehnsucht der Angehörigen, die die Bewohner natürlich endlich wieder sehen möchten. Momentan ist vorgesehen, dass eine Person einen Bewohner zweimal in der Woche besuchen darf. Dabei gibt sich die Heimleitung Mühe, Weihnachtsstimmung in der Einrichtung zu verbreiten. Festliche Dekoration samt Weihnachtsbäumen schafft das. Außerdem sind Weihnachtsfeiern für die Bewohner unterteilt in die einzelnen Wohnbereiche geplant. Ein schönes Abendessen, Lieder über die Musikanlage - ohne Singen - und ein kleines Programm der Pfleger und der Heimleitung sollen die Bewohner erfreuen. Dazu gibt es für jeden kleine Geschenktütchen mit selbst gebackenen Plätzchen aus der hauseigenen Küche und Pflegelotion. „Eine Vereinsamung findet nicht statt“, verdeutlicht Heimleiterin Martha Trautwein. Allerdings sieht sie es kritisch, wenn Angehörige die Bewohner an Weihnachten für eine Stunde nach Hause holen. „Diese Stunde daheim wiegt nicht auf, was das an Auswirkungen haben kann“, erklärt sie. Das musste das Heim ja schon erfahren. Daher appelliert sie an größtmögliche Vorsicht und Solidarität mit der Gemeinschaft. „Wir halten zusammen, aber da muss jeder ein Stück weit Opfer bringen“, meint sie abschließend und lobt ihre Mitarbeiter, die in der Pandemie einiges an Mehrarbeit leisten müssen.

Im Avendi-Pflegeheim in Ketsch ist - wie in jedem Advent - alles festlich geschmückt. Zu Weihnachten überraschen die Mitarbeiter die Bewohner mit kleinen Geschenken. „Aufgrund einzelner Corona-Fälle in der Einrichtung ist das Pflegeheim momentan in Absprache mit dem Gesundheitsamt noch nicht wieder für Besucher geöffnet. Den positiv getesteten Bewohnern geht es soweit gut, alle haben nur milde Symptome. Für uns gilt es weiterhin, zum Schutz aller die Infektionsmöglichkeit und damit die Kontakte so gering wie möglich zu halten. Es wird daher derzeit viel in Einzelbetreuung mit den Bewohnern unternommen, sei es Basteln oder Lesen oder einfach nur miteinander reden. Für Bewohner ohne Telefon wurden extra Telefone bereitgestellt, damit sie Kontakt zu ihren Angehörigen halten können“, erklärt Pressesprecherin Susanne Frank.

In der Brühler Pro-Seniore-Residenz sind auf den jeweiligen Wohnbereichen für die Bewohner jeweils Weihnachtsfeiern mit einem besonderen Essen geplant, berichtet Pflegedirektorin Tanja Stiller-Runz. An diesem Tag ist das Haus für Besucher geschlossen. „Unser Team vom Sozialkulturellen Dienst bietet den Bewohnern zudem ein eigenes Programm in den Wohnbereichen an. Zum Abschluss werden im Innenhof Musiker etwa 30 Minuten mit ihren Instrumenten Weihnachtslieder spielen, die Bewohner können dieses Konzert von ihren Balkonen verfolgen. An Heiligabend erhält jeder Bewohner ein kleines Geschenk. „Das Haus ist wie jedes Jahr weihnachtlich geschmückt mit Tannenbaum, Weihnachtskranz und Deko überall in den Räumlichkeiten und Fluren“, sagt Stiller-Runz.

In der Pro-Seniore-Residenz waren bereits zu Beginn der Adventszeit für die Bewohner auf allen Bereichen Adventscafés veranstaltet, Plätzchen gebacken und Weihnachtsschmuck gebastelt worden. Über die gesamte Adventsperiode ist das tägliche Betreuungsangebot auf die Weihnachtszeit ausgelegt und wird auch sehr gut angenommen. Aktuell dürfen Besuche ganztägig unter Einhaltung der strengen Regelungen stattfinden. Ab Montag, 21. Dezember, finden Besuche in einem festgelegten zeitlichen Rahmen statt. Darüber wurden die Angehörigen informiert. Ab diesem Zeitpunkt wird auch eine Temperaturkontrolle bei allen Besuchern stattfinden. Der Antigen-Schnelltest wird ab diesem Tag täglich für die Besucher vor dem Betreten der Einrichtung angeboten, erklärt Stiller-Runz.

Beim B+O-Seniorenzentrum in Brühl werden die Flure und Räume bereits seit Beginn der Adventszeit mit weihnachtlichem Schmuck dekoriert, der während der Kunsttherapie von den Senioren gefertigt wurde, berichtet Pascal Wasow. Die große Weihnachtsfeier werde es nicht geben, aber „ansonsten versuchen wir alles vom Stil her so zu gestalten wie in den Jahren zuvor“. Das bedeutet, dass die Feiern in kleinerer Runde in den einzelnen Wohngruppen stattfinden werden.

Sicherheit hat Priorität

„Wir bitten die Angehörigen, nicht alle zusammen an Heiligabend ihre jeweiligen Verwandten in unserem Haus zu besuchen, schließlich gibt es drei Festtage“, sagt Wasow. Die Sicherheit werde dabei ebenso höchste Priorität haben wie bisher. „Schließlich erfüllen wir nicht nur die Vorgaben, sondern sind immer schon einen Schritt weiter, wie uns auch extern regelmäßig bestätigt wird“, sagt Wasow stolz.

Weihnachten wird im Haus Edelberg in Neulußheim immer schon am dritten Advent gefeiert, erzählt Bernhard Rössler, der Pressesprecher der Comunita Seniorenhäuser. Normalerweise sind die Familien eingeladen teilzunehmen, aber wegen der Corona-Pandemie feierten die Bewohner unter sich. Es gab ein festliches Essen - Gans und Wildgulasch - und sogar Klavier wurde gespielt. Es fanden zwei Feiern parallel statt, um das Haus A und B getrennt zu halten. „Ein Weihnachtsbaum hat für festliche Stimmung gesorgt und die AHA-Regeln wurden eingehalten“, erklärt Rössler.

An Heiligabend werden die Ergotherapeutin Jutta Singer und der Einrichtungsleiter Jörg Israel durch die Zimmer gehen, frohe Weihnachten wünschen und den Bewohnern Geschenke überreichen. Außerdem haben die Kinder des Podey-Kindergartens Briefe an die Bewohner im Haus Edelberg geschrieben.

Auch Heimleiterin Manuela Offenloch vom Pflegezentrum Hockenheim will den Bewohnern die Weihnachtszeit trotz der Umstände besonders machen. Das fing schon mit dem Besuch des Nikolauses an. „Normalerweise liest er vor und wir singen gemeinsam mit den Bewohnern. Und dann geht der Nikolaus von Bewohner zu Bewohner, um ihm eine schöne Vorweihnachtszeit zu wünschen. Dieses Jahr lief das alles anders ab. Erst bekam der Nikolaus einen Schnelltest gemacht, dann wurde er von der Heimleitung von Station zu Station begleitet. Mit Mikrofon und großem Abstand zu den Bewohnern las er Gedichte und Geschichten vor“, sagt Offenloch.

Die Stadtkapelle habe zudem in den vergangenen Wochen für festliche Musik im Innenhof und auf den Terrassen gesorgt. Alle Fenster wurden aufgerissen und die Bewohner freuten sich über die Musik. „Anstelle einer Weihnachtsfeier wollten wir eigentlich Waffeln und Kekse backen und ein Wintergrillen mit Punsch organisieren. Weil es neue Infizierte gibt, müssen wir das leider alles absagen“, sagt sie und fügt hinzu: „Über die Weihnachtstage können Besucher kommen. Wir wünschen uns sehr, dass man die Bezugspersonen überschaubar hält. Gerne führen wir vor den Feiertagen einen Schnelltest durch.“ Manuela Offenloch rät davon ab, die Bewohner mit nach Hause zu nehmen. „Es ist nicht nur der Einzelne gefährdet, sondern immer eine ganze Station. Unsere Pflegekräfte sind schon am Limit.“

Der Plan vom Altenheim St. Elisabeth in Hockenheim sieht derzeit so aus: „Wir machen auf den Wohnbereichen, auf denen die Bewohner aus dem Zimmer dürfen, eine kleine Weihnachtsfeier jeweils in Kleinstgruppen. Wir haben für jeden Bewohner ein Weihnachtsgeschenk sowie eine weitere Überraschung, die wir aber noch nicht verraten dürfen. Die Betreuungskräfte begleiten die Weihnachtsfeiern in den jeweiligen Bereichen“, sagt Markus Hübl von der Heimleitung.

Gutes für die Seele

Seelsorgerlich wird das Altenheim derzeit durch den Pastoralreferenten Benno Müller begleitet, der täglich vor Ort ist und auch die Weihnachtsfeiertage begleitet. Müller sei derzeit ausschließlich dafür freigestellt. Außerdem hat sich das Küchenteam für die Feiertage vielfältige Leckerbissen einfallen lassen und das Haus ist komplett festlich und weihnachtlich geschmückt. Jeder Bereich hat seinen eigenen Weihnachtsbaum. „Falls wir bis Weihnachten Besucher empfangen dürfen, wird dies aber nur in sehr eingeschränkten Maße (eine Person) möglich sein, nach Voranmeldung, negativem Schnelltest und ausschließlich mit FFP 2 Maske, die mitzubringen ist. Da wir nicht sagen können, wie sich das Ausbruchsgeschehen weiterentwickelt, ist dies unsere Vorstellung, die Realität kann natürlich kurzfristig alles ändern“, sagt er abschließend.

Das ASB-Heim Oftersheim und das Haus Edelberg in Eppelheim wollen auf Nachfrage unserer Zeitung nichts zu den Vorkehrungen an Weihnachten sagen.

Eine Grafik mit den aktuellen Corona-Zahlen gibt es hier:

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