Bürgerhaus - Sieben Mitglieder der Künstlergruppe zeigen Malerei, Skulpturen und Holzarbeiten / Zusammenstellung überzeugt durch Qualität, Vielfalt und Ausdruckskraft der Werke

Kunst der Wahrnehmung schlägt Brücke zur Wahl

Von 
Franz Anton Bankuti
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Altlußheim. „Künstlerausstellung mit einem politischen Ereignis, der Wahl, kombinieren – das passt aus meiner Sicht bestens zusammen“, machte Bürgermeister Uwe Grempels bei der Begrüßung deutlich, als er am Samstag die Ausstellung im Bürgerhaus eröffnete. Grempels ging dabei auf die Einladung ein, in deren optischem Mittelpunkt das Auge steht.

„Sie haben den Fokus auf ein komplexes Organ gerichtet, das sowohl für Künstler und Kunstliebhaber als auch für politische Vertreter von großer Bedeutung ist“, führte Grempels den Gedanken weiter. Schließlich beeinflusse das Auge die Wahrnehmung und sei somit Auslöser für künstlerische, aber eben auch für politische Entscheidungen.

Unterschiedliche Assoziationen

Dabei könne natürlich, meinte Uwe Grempels augenzwinkernd, die optische Wahrnehmung zu unterschiedlichen Eindrücken und gedanklichen Assoziationen führen: „Nehmen Sie beispielsweise eine Wiese – der Künstler malt sich vielleicht schon in Gedanken eine Blumenlandschaft aus, der Politiker plant in Gedanken schon das nächste neue Wohngebiet.“

Seit über drei Jahrzehnten ist es eine liebgewonnene Tradition, dass an Wahlsonntag die Altlußheimer Künstlergruppe eine Reihe von attraktiven Exponaten ausstellt. Die Zusammenstellung der jüngsten Ausstellung war ein künstlerischer Glücksgriff.

Freude am künstlerischen Gestalten

Beeindruckend an der Ausstellung war die Individualität der Bilder, sie drücken eine Spontaneität und Klarheit aus, die die Freude am künstlerischen Gestalten deutlich macht. Sieben Namen, sieben Persönlichkeiten, grundverschieden und doch wieder eins in der persönlichen direkten Ausdruckskraft der Werke. Birgit Cromer, Willi Deigner, Erika Geiß, Ulrike Hettmansperger, Heidrun Hubbes, Michael Merz und Dieter Scheck zeigen in ihren Werken klar, direkt und offen, was sie bewegt.

Die Besucher wurden am Samstag und am Sonntag von diesen Werken angeregt. Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat Kunst einmal als „Lebensmittel“ bezeichnet. Kunst sei „nicht das Sahnehäubchen, sondern die Hefe im Teig“. Sie bewirkt also etwas, regt unsere Nachdenklichkeit als Betrachter an – hierzu gaben die Arbeiten im Bürgerhaus viel Anlass und gute Möglichkeiten. Neben der Malerei waren es auch die Skulpturen, die beeindruckten. Holzarbeiten, die regelrecht ein künstlerisches Eigenleben entwickelten.

Mit „Sünden ohne Reue“ präsentierte Dieter Scheck lecker aussehende Pralinen, die allerdings keinen schokoladigen Inhalt haben, sondern aus Gips bestehen. „Artquilt“ macht deutlich, dass Quiltarbeiten nicht nur aus großflächigen Stücken bestehen muss, sondern dass man auch im Kleinformat überraschende „Aussagen“ auf Quilt tätigen kann.

Und ein 3-D-Sägenbild-Diorame, das in Altlußheim hing, war bereits auf einer Bundessausstellung und wird demnächst auf einer europäischen Spezialausstellung in Brüssel zu erleben sein.

Unmöglich ist es, in der Berichterstattung auf einzelne Werke einzugehen, obwohl sie es allesamt verdient hätten, genauer beschrieben zu werden. „Wir sehen unsere Kunst als ein Mittel der Kommunikation an und freuen uns, mit Ihnen als Betrachtende ins Gespräch zu kommen,“ hatte Michael Merz bei seiner eindrucksvollen und doch erfrischend kurzen Einführungsrede am Samstag betont.

Ein Stück Lebenseindruck

Man müsse sich, so Merz, davor hüten, „in Gefahr zu kommen, die Individualität und das Eigendenken gegen vermeintliche Schwarmintelligenz und gepostete Sammelmeinungen einzutauschen“. Hier bei dieser Ausstellung versuche jeder der Künstler, ein „Stück von seinem Lebenseindruck durch die ihm eigene kreative Umsetzung in Farbe und Form deutlich zu machen“.

Michael Merz rief die Zuschauer auf, die Kunstwerke in Ruhe zu betrachten, somit könne dies auch „in einer mitunter eher hektischen Zeit ein wenig zur Entschleunigung beitragen.“ Die Besucher machten von dieser Möglichkeit bereits bei der Vernissage, die von Jürgen Cromer einfühlsam musikalisch am Klavier umrahmt wurde, regen Gebrauch. Bei kühlen Getränken und kleinen Knabbereien nahm man sich viel Zeit für Gespräch und für die Beschäftigung, die intensive Betrachtung mit den ausgestellten Werken.

Manch ein Gast hat dabei vielleicht festgestellt, dass der Kunstkritiker Prof. Siegfried Erdmann nicht unrecht hatte, als er einmal feststellte: „Wenn man Kunst richtig anschaut, schaut sie zurück.“

Info: Weitere Bilder der Ausstellung der Künstlergruppe unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Altlußheim: Ausstellung der Künstlergruppe

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