Rheinfrankenhalle

Neujahrsempfang in Altlußheim: Krisen stärken den Zusammenhalt

Einwohner und Gäste treffen sichin der Rheinfrankenhalle, um das Jahr Revue passieren zu lassen und Neues in Angriff zu nehmen.

Von 
Andreas Wühler
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Bürgermeister Uwe Grempels hält seine Rede vor dem Altlußheimer Löwen, der zum Zeichen des Endes der Corona-Krise die Mund-Nase-Maske abgenommen hat. © Dorothea Lenhardt
Rheinfrankenhalle

Altlußheim: Impressionen vom Neujahrsempfang 2023

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Altlußheim. Es war der erste Neujahrsempfang der Gemeinde seit der Corona-Pandemie und so ließ Bürgermeister Uwe Grempels in der Rheinfrankenhalle nicht nur die vergangenen Jahre Revue passieren, sondern nutzte die Gelegenheit, den Zusammenhalt der Altlußheimer in dieser Zeit zu würdigen. Eine Solidarität, die er sich auch für die Zukunft wünscht, wenn es gilt, um den Erhalt der Sparkassenfiliale im Ort zu kämpfen.

Zahlreiche Gäste wohnen dem Empfang der Gemeinde in der Rheinfrankenhalle bei. Dieser bot den Vereinen und Parteien zugleich die Gelegenheit, sich den Besuchern mit ihrem Angebot zu präsentieren und Werbung in eigener Sache zu machen. © Dorothea Lenhardt

Der Musikverein unter der Leitung von Thomas Sturm erfüllte dem Bürgermeister gleich zu Beginn einen großen Wunsch – er spielte Beethovens „Ode an die Freude“, auch als Europahymne bekannt, und setzte damit musikalisch ein Zeichen für das Ende der Corona-Restriktionen, für einen Schlussstrich hinter „drei Jahre Zwangspause“, wie es Grempels formulierte.

Neujahrsempfang in Altlußheim: Die Ärmel hochgekrempelt

In Anwesenheit zahlreicher Bürger und Ehrengäste, unter ihnen OB Marcus Zeitler aus Hockenheim, Bürgermeister Stefan Weisbrod aus Reilingen, Bürgermeisterstellvertreterin Monika Schroth aus Neulußheim sowie Vertreter der Wirtschaft, der Feuerwehr, des DRK und der Verwaltung blickte Grempels auf die vergangenen drei Jahre in Altlußheim zurück, die mit dem Neujahrsempfang 2020 noch „normal“ begannen, bevor das Land im März durch den Corona-Einzug in eine Schockstarre verfiel.

Doch Grempels beklagte nicht die Tragödie, sondern rühmte die positiven Erfahrungen, die sie mit sich brachte. So sei quasi über Nacht eine Nachbarschaftshilfe aufgebaut und mit einem Büro im Rathaus ausgestattet worden, hätten Schulen, Kindergärten, Gemeinderat und Eltern an einem Strang gezogen, als es um das Thema Luftreiniger ging, seien Schnelltestes besorgt und Impfaktionen organisiert worden. Über 1300 Menschen seien in Kooperation mit Neulußheim in der Rheinfrankenhalle geimpft worden, dankte der Rathauschef den zahlreichen beteiligten Helfern, insbesondere seinen Mitarbeitern im Rathaus.

Auch die zweite Krise, die vor Jahresfrist das Leben vieler Menschen auf den Kopf stellte, habe in der Dorfgemeinschaft bewältigt werden können. Unzählige Hilfsangebote seien aus der Bevölkerung gekommen, von Spenden bis Wohnraumangeboten, sodass bis jetzt 70 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Gemeinde unterkamen.

Bürgermeister Uwe Grempels (v. l.) mit Renata da Silva vom DRK und den Blutspendern Thorsten Schmidt, Milko Höppner, Dietmar Bierlein, Ludwig Raff und Klemens Boos, die beim Neujahrsempfang geehrt wurden. © Dorothea Lenhardt

Im Zuge des Ukraine-Krieges sei eine weitere Krise ins Bewusstsein gerückt: die Klimakrise. Vielen Menschen sei die Abhängigkeit von fossilen Energien bewusstgeworden, auch in der Gemeinde habe man begonnen mit einem Klimaschutzkonzept gegenzusteuern. Von der Umrüstung der Laternen auf LED bis hin zu Photovoltaik und E-Carsharing seien Projekte umgesetzt worden, habe man sich die Einstellung einer Klimaschutzmanagerin geeinigt.

Als wichtigste Aufgaben für das noch junge Jahr bezeichnet Grempels den Umbau der Albert-Schweitzer-Schule zu einem Bildungs- und Betreuungszentrum, Kostenpunkt fünf Millionen Euro, die Errichtung des Kleinspielfeldes nördlich der Rheinfrankenhalle, die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges und Boot für die Feuerwehr, rund 425 000 Euro, sowie den digitalen Ausbau der Gemeinde. Auch im Sinne der Umwelt. Allein die Digitalisierung der Ratsarbeit spare der Gemeinde jährlich 500 Kilogramm Papier.

Neujahrsempfang in Altlußheim: Um Erhalt der Filiale kämpfen

Doch die Digitalisierung habe auch ihre Kehrseite, wusste Grempels und nahm den anwesenden Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Heidelberg, Rainer Arens, ins Visier. Dessen Ankündigung die Sparkassenfiliale in Altlußheim schließen zu wollen (wir berichteten) habe den Ort in Aufruhr versetzt und sei mit den Folgen der Digitalisierung – die Bank werde kaum mehr von Kunden aufgesucht – begründet worden.

Für den Bürgermeister sind die Gründe für die geplante Schließung eher hausgemacht. Erst habe man schrittweise die Beratungszeiten in der Filiale reduziert, dann die Öffnungszeiten. Damit sei erreicht worden, dass die Filiale unattraktiv wird und die Kundenfrequenz sinkt. So richtig „enttäuscht und verärgert“, zeigte sich Grempels jedoch über die Ankündigung, auch die Automaten abziehen zu wollen. Der Standort Neulußheim sei „nicht um die Ecke“ und die gut 1000 über 70-Jährigen in der Gemeinde die Leidtragenden. Weshalb er die Bürgerinitiative zum Erhalt der Filiale unterstütze – „ein Akt der Solidarität“ – richtete Grempels zwei Bitten an Arens: Er möge prüfen, ob die Filiale zu erhalten sei, wenn nicht, ob für Auszugsdrucker und Geldautomat, ein Umzug ins Rathaus möglich sei.

Zum Abschluss seiner sehr emotionalen Ansprache dankte Grempels seiner Frau Claudia Grünwald für die Unterstützung in den vergangenen, nicht leichten drei Jahren und zeichnete er die Blutspender aus, die sich auch von Corona nicht ausbremsen ließen: Philipp Bittner, Oliver Pech, jeweils zehn Spenden, Milko Höppner, 25, Thorsten Schmidt, 25, Dietmar Bierlein, 75, Klemens Boos, 75, und Ludwig Raff, der es auf 225 Blutspenden bringt.

Mit Musik, dem „Badner Lied“ zum Abschluss, klang der offizielle Teil des Abends aus, der locker in einen Stehempfang überging, bei dem sich die Gelegenheit bot, mit den Gästen und Vereinen, die in der Halle mit Infoständen vertreten waren, ins Gespräch zu kommen.

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