Altlußheim. „Ganz schön alt geworden – dabei aber unglaublich jung geblieben“, mit diesem bemerkenswerten und letztendlich voll zutreffenden Gedanken beginnt der Vorsitzende Serkan Yildirim sein Grußwort zum 125-jährigen Bestehen des Turnvereins Altlußheim. Gleich im anschließenden Satz betont er, dass „im Verein der Sport am schönsten ist.“ Dass Serkan Yildirim den Nagel auf den Kopf trifft, zeigt sich darin, dass der Turnverein in diesem Jahr auf eine 125 Jahre lange Geschichte zurückblicken kann und aktuell gut 500 Mitglieder hat.
125 Jahre aktives und lebendiges Vereinsleben in einer Zeit, die durch die beiden Weltkriege und viele Veränderungen gerade auch in den letzten Jahrzehnten für traditionelle Vereine nicht einfach waren. Diese 125 Jahre bedeuten Kontinuität und auch ein gutes Gemeinschaftsgefühl sowie steten Zusammenhalt. Sie bedeuten aber auch, sich stets auf die Forderungen, Wünsche und Ansprüche der Zeit einzustellen. Nichts ist bekanntlich beständiger als der Wandel, die Verantwortlichen des Turnvereins haben in den zwölfeinhalb Jahrzehnten des Bestehens stets den Blick für das Wesentliche bewahrt, nur so konnte die hohe Bedeutung und Verantwortung in Sachen, Bewegung, Sport und Freizeit stets aufrecht erhalten werden. Er ist ein Qualitätsbegriff geblieben.
Blenden wir zurück in die Anfangszeiten: 20 junge Männer gründeten im Jahre 1894 unter der Leitung von Jakob Ballreich, einem Werkführer in einer Zigarrenfabrik, den Turnverein. Das Interesse war von Anbeginn groß, die Gemeinde und viele Bürger halfen mit, dass bald die erforderlichen Gerätschaften angeschafft werden konnten und nach acht Jahren feierte man 1902 ein erstes größeres Turnfest, dabei wurde auch die Vereinsfahne geweiht.
Zuerst turnte man übrigens auf dem Platz zwischen Rathaus und Kirche, dann in der Mühlstraße gegenüber der damaligen Volksschule und später hinter dem Gasthaus „Zum Lamm“. Der Bereich der heutigen Grillhütte war bis zum Bau der Rheinfrankenhalle das Sportgelände des Turnvereins.
1911 kam es zur Spaltung
Wie in vielen Vereinen gab es, nicht nur heute, sondern auch schon damals, verschiedene Meinungen und so kam es im Jahre 1911 zu einer Spaltung des Vereins: Dabei entstanden der Athletenverein und der Arbeiterturnerbund. Positiv war, dass der sportliche Konkurrenzkampf die aktiven Sportler der Vereine zu Höchstleistungen anspornte, später kehrten die meisten Mitglieder zum Stammverein zurück.
Nach dem Ersten Weltkrieg schloss man sehr bald an frühere Erfolge an, der Handballsport war aktuell geworden, 1921 gründete der Turnverein eine entsprechende Abteilung. Später kamen Leichtathletik, Schwimmen, Wandern und Fußball sowie Gruppen für Knaben, Mädchen und Frauen hinzu. Durch erfolgreiche Jugendturnfeste und Volksturnfeste hatte sich der Verein auch überregional einen guten Namen gemacht. Zwischenzeitlich hatte die Gemeinde am sogenannten Sandloch dem TV einen Sportplatz zur Verfügung gestellt, dort spielt heute noch der Sportverein Fußball.
Das florierende Sport- und Vereinsleben wurde durch den Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen. Mit viel Engagement, Ideenreichtum und Einsatzfreude gelang der Wiederaufbau und brachte bald den legendären Turnverein zu neuer Blüte. Stete Veränderungen und zeitgemäße Aktualisierungen prägen seither das Gesicht. Man ist voll damit beschäftigt, mit dem umfangreichen Angebot alle Altersgruppierungen anzusprechen, eine Herausforderung in einer Zeit, die insgesamt ein großes Freizeitangebot aufzuweisen hat.
Nachdem sich die Abteilung „Gymnastik und Tanz“ gegen Ende der 90er Jahre als „GymTa“ verselbständigt hat, sind es im Jubiläumsjahr fünf Abteilungen, die aktiv sind: Handballabteilung (in Spielgemeinschaft mit Neulußheim und Hockenheim), Leichtathletik, Tischtennis (seit 2018 in einer Spielgemeinschaft mit Neulußheim) sowie Turnen und Volleyball. Mit Karl-Heinz Schwechheimer, Ralf Gulba, Dieter Quaeck und seit 2011 Serkan Yildirim waren es in den letzten 25 Jahren vier Vorsitzende, die den Verein immer weiter voranbrachten.
Triathlon am Blausee
Neben der Vielzahl der sportlichen Termine und Aktivitäten ist der Turnverein auch beim geselligen und gesellschaftlichen Leben in der Gemeinde am Rheinbogen mit dabei. Jetzt im Jubiläumsjahr trifft man sich im Juni mit Sportfreunden aus der Partnergemeinde Gersdorf zu einem Zeltlager am Blausee und im Juli richtet man bereits zum 11. Mal den längst zu einem Geheimtipp gewordenen „Blausee-Triathlon für Jedermann“ aus. Im vergangenen Jahr starteten dabei fast 200 Sportlerinnen und Sportler, um 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen zu absolvieren.
Der morgige Sonntag ist der große Jubiläumstag des Vereines (siehe Kasten). Da wird man in der Rheinfranken-Halle den 125 Jahre alten, aber stets junggebliebenen Turnverein Altlußheim erleben können.
Verein stellt sich vor Mitglieder sind am morgigen Sonn tag um ...
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