Energiekrise

So sparen die Rathäuser und Institutionen in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen Energie ein

In den Rathäusern der Region - Altlußheim, Neulußheim und Reilingen - werden Modelle entwickelt, wie auf die hohen Gas- und Stromkosten reagiert werden kann.

Von 
Henrik Feth
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In vielen Gemeinden wird in öffentlichen Räumen die Temperatur abgesenkt. Ein pro-bates Mittel, Energie einzusparen. © dpa

Region. Es sind aktuell schwere Zeiten, nicht nur für Privathaushalte oder Unternehmen, sondern auch für Städte und Kommunen. Neben der immer präsenten Corona-Pandemie kam mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine eine weitere Krise mit unbeschreiblichen Folgen hinzu. Als Resultat der vermeintlichen Rückkehr des „Eisernen Vorhangs“ steigen die Gas- und Energiepreise in unvorstellbare Höhen. Strom und Heizung drohen immer mehr zu Luxusgütern zu werden, die kaum noch zu bezahlen sind.

Um diesem Trend entgegenzutreten und Kosten zu vermeiden, die den Haushalt auf Dauer stark belasten, heißt es auch für Kommunen: Energie sparen. Dabei wird nicht nur eine sinnvolle Verbrauchsreduzierung als Instrument genutzt, sondern das Thema Nachhaltigkeit rückt immer mehr in den Fokus.

Die Gemeinden Altlußheim, Reilingen und Neulußheim sind aktuell mitten in einem Prozess der Energieumstellung. Teilweise in gemeinsamer Absprache setzen die Kommunen diverse Maßnahmen zur Einsparung von Strom- und Heizkosten um. Die Bürgermeister Uwe Grempels (Altlußheim), Stefan Weisbrod (Reilingen) und Gunther Hoffmann (Neulußheim) geben einen Überblick zu den bereits getroffenen Maßnahmen.

Altlußheim will eine Energiewende vollziehen

Bürgermeister Uwe Grempels, sein Team der Gemeinde und der Gemeinderat sind schon länger dabei, eine Energiewende in Altlußheim zu vollziehen. „Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren bei Sanierungs- und Neubauarbeiten bereits die Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe vorangetrieben. So ist die Suche nach Energieeinsparmöglichkeiten, bedingt durch neue verbesserte technische Möglichkeiten, ein fortwährender Vorgang in unserer Gemeinde“, so Grempels zu den Bemühungen der vergangenen Jahre.

Es wurde in verschiedenen öffentlichen Gebäuden wie dem Bürgerhaus auf Wasserwärme- oder Luftwärmepumpen umgestellt. Gleichzeitig schafft die Gemeinde Synergie zwischen Gebäuden, die sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. So geschehen beim Neubau des Kindergartens St. Raphael, der mit acht Gruppen an das bestehende Blockheizkraftwerk (BKHW) der Rheinfrankenhalle angebunden ist. Solche Maßnahmen sind auch für die Zukunft geplant.

Das Installieren von Photovoltaik-Anlagen zählt ebenfalls zu den vordergründigen Zielen der Gemeinde. Diese sollen ebenfalls im Zuge von Neubau- oder Sanierungsarbeiten an Gemeindegebäuden angebracht werden. Eine Minderung des Energiebedarfs von 76 Prozentwurde zudem durch den Wechsel sämtlicher Straßenbeleuchtungen zu LED-Leuchtmitteln erzielt.

Zur eingehenden Analyse der Reduzierung des Energieverbrauchs steht Altlußheim mit diversen Experten in Kontakt. Zur Nutzung und etwaigen Energiesparpotenzialen der Rheinfrankenhalle wird, sobald die laufenden Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind, mit den betroffenen Vereinen noch beratschlagt.

Für den Fall eines kompletten „Blackouts“ wird im Verbund mit den Horan-Kommunen eine Vorgehensweise erdacht. Dazu finden regelmäßig Workshops statt, die beispielsweise die Schaffung von Notunterkünften zum Thema haben.

Im Rathaus selbst wird mit gutem Beispiel vorangegangen: Dort sind ebenfalls ausschließlich LED-Leuchtmittel im Einsatz und organisatorische Maßnahmen zur Einschränkung der Heizkosten werden beispielsweise durch gemeinsame Raumnutzung umgesetzt.

Reilingen erfüllt die neuesten Verpflichtungen zur Energieeinsparung

Auch in Reilingen wird sich um sinnvolles Energiesparen bemüht. Bürgermeister Stefan Weisbrod teilt hierzu mit: „Wir erfüllen die neuesten Verpflichtungen zur Energieeinsparung. Dazu sind die Temperaturen in den öffentlichen Räumen abgesenkt und die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden wie beispielsweise die Kirchtürme abgestellt worden. Generell gehen wir sparsam mit Energie um.“

Wichtig ist dem Gemeindeoberhaupt, dass Einrichtungen wie Kindergärten oder Schule vom Energiesparzwang ausgeschlossen sind: „Bei den Kindern sollte das Sparen allein nicht im Vordergrund stehen. Es geht auch um die Berücksichtigung von negativen Begleiterscheinungen: Wenn Sie die Warmwassertemperatur reduzieren, laufen Sie Gefahr der Verunreinigung des Trinkwassers mit Legionellen und anderen Keimen. Wir sollten nicht auf ,koste es, was es wolle’ sparen“.

Wie in Altlußheim wird auch in Reilingen auf das System der energiesparenden Kraft-Wärme-Kopplung mittels BKHW gesetzt, das beispielsweise bereits seit Jahren in den Fritz-Mannherz-Hallen installiert ist. Gemeinsam mit der Reilinger Feuerwehr erarbeitet die Gemeinde zudem am Horan-Katastrophenschutzplan mit.

Abschließend beschreibt Weisbrod die Maßnahmen im Rathaus: „Die zahllosen Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung der letzten Jahre zahlen sich nun positiv aus: von der Fenstersanierung der Dreifachverglasung, dem installierten sparsamen Mini BHKW bis hin zur durchgängigen LED-Beleuchtung.“

Neulußheim versucht Verbrauch an Gas und Strom zu reduzieren

Das Thema Energie liegt auch im Fokus der Gemeinde Neulußheim und deren Bürgermeister Gunther Hoffmann. So wird in allen öffentlichen Gebäuden versucht, den Verbrauch an Gas und Strom zu reduzieren. Dazu werden Durchlauferhitzer abgeschaltet, die Warmwassernutzung eingeschränkt, Raumtemperaturen gesenkt und das Duschen nach dem Training in der Hardthalle untersagt. Solche Maßnahmen werden auch innerhalb des Rathauses umgesetzt.

Bei den Kindergärten und Schulen verfährt die Gemeinde ebenfalls ohne Einschränkungen und reduziert nur soweit wie möglich den Warmwasserbereich. Dank dem Kontakt zu Experten wurde bereits 90 Prozent der Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt.

Zugleich arbeitet Neulußheim mit den anderen Gemeinden an dem Katastrophenschutzplan und auch der Konsens mit den Vereinen ist gegeben. Diese ziehen den Weg mit, wie Hoffmann bestätigt: „Uns liegen aktuell keine negativen Rückmeldungen vor, bisherige Probleme wurden gelöst“.

Alle drei Gemeinden setzten sich also für eine Energiewende ein und analysieren ständig ihren Verbrauch. So wird auch über die Weihnachtsbeleuchtung diskutiert, die wahrscheinlich nicht ganz verschwinden, aber reduziert wird.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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