Altlußheim. Es war ein Abend der Verwechslungen: Pünktlich mit dem Auftakt der Wiesn in München kleidete sich auch die Rheinfrankenhalle in Altlußheim in ein blau-weißes Gewand. Ihre Besucher schmissen sich – wie es der Brauch will – in Dirndl, Lederhosen und Karohemd, hielten die Krüge hoch und brachten die Bierbänke zum Zittern. Um kurz nach 22 Uhr horchte man plötzlich auf: Der Hit „Joana, geboren um Liebe zu geben“ ertönte in der Halle. Moment mal, für Peter Wackel ist das doch etwas früh? Schlagergrößen erscheinen schließlich selten vor Mitternacht.
Der Blick zur Bühne verriet jedoch: Es handelte sich nur um eine Cover-Version, performt von der Firma Holunder, einer Band, die Party als ihr Handwerk bezeichnet und die Veranstalter Sascha Veth auf dem Brezelfest in Speyer kennengelernt hat. Sänger Thorsten Besche kann zwar exzellent Songs covern, eine Ähnlichkeit zu Peter Wackel besteht aber in keiner Weise. Soviel schon mal zur ersten Verwechslung.
Verwechslung Nummer zwei war dann doch etwas kniffliger: Ein Jodler mit Sonnenbrille, Lederhosen inklusive Hosenträgern und einer gegelten Haartolle – von nah wie fern schien die Sache klar: Andreas Gabalier. Mit „Hulapalu“ und „I sing a Liad für di“ wurden auch gleich die großen Hits des Volks-Rock‘N’Rollers ausgepackt, doch dann stellte sich der vermeintliche österreichische Sänger als „Kevin“ vor, ein offizielles Gabalier-Double. Optik stimmte, Performance auch – Verwechslungsgefahr!
Wer sich jedoch nicht nur an der Platzhirsch-Bar, der Gintensiv-Theke, oder dem Bowle-Stand aufhielt, sondern mal ein wenig durch die Sitz- und Stehreihen streifte, der konnte seinen Augen dann tatsächlich nicht mehr trauen. Hatte DJ Ötzi nicht abgesagt? Waren die beiden zuvor genannten Schlagermusiker nicht als Ersatz da? Und da stand der Ötzi mit seiner weißen Strickmütze bestens gelaunt auf einer Bierbank, feierte mit Fans und machte Fotos. Doch auch bei ihm handelte es sich um einen täuschend echten Doppelgänger namens „Tal Ötzi“ alias Peter Lingenfelder aus Frankeneck, der ursprünglich die Hoffnung gehegt hatte, an diesem Abend seinem Idol von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen: „Ich war echt enttäuscht, als er abgesagt hat – ich habe mir extra Urlaub genommen, um ihn heute hier in Altlußheim sehen zu können“, sagte er. Die Enttäuschung war im Laufe des Abends jedoch sichtlich verflogen: „Vielleicht pack’ ich’s ja auch noch auf die Bühne heute“, so der „Tal Ötzi“ schmunzelnd. Gegen das Ersatzprogramm von Peter Wackel hatte er gar nichts: „Ich bin Malle-Fan durch und durch.“
Jürgen Drews im nächsten Jahr?
Mallorca gab’s dann kurz vor Mitternacht in Form von Peter Wackel, der quasi noch Sand in den Schuhen hatte: „Ich war um 17 Uhr noch auf Malle im ,Bierkönig‘“, erzählte er vom Auftritt in einer der bekanntesten Kneipe der spanischen Insel, freute sich aber offensichtlich auch über den Tapetenwechsel: „Ihr seid der Hammer, Altlußheim!“, brüllte er dem jubelnden Publikum entgegen. Dieses war tatsächlich in bester Stimmung und äußerst textsicher, gleich bei Wackels erstem Song „Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag?“ stand jeder auf der Bank. Ein Platz auf der Bierbank sollte sich lohnen, denn Peter Wackel sorgte kurz danach für einen Brautstrauß-Moment, indem er zwei T-Shirts, frisch importiert aus Mallorca, für besonders treue Fans in die Menge warf.
Eine Stimmungskanone ist er ja, das mussten am Ende des Abends auch diejenigen zugeben, die andere Musikrichtungen präferieren oder keinen Zugang zu Malle-Sängern haben. Veranstalter Sascha Veth zählte sich selbst einmal zu dieser Riege; als „Zascha, der Schunkelkönig“ war er auf Bühnen Mallorcas unterwegs, lernte Kollegen wie eben auch Peter Wackel kennen. Irgendwann entschloss er sich, auf der anderen Seite zu stehen, anderen Bühnenpräsenz zu verschaffen und Organisator von solchen Veranstaltungen zu sein. Das steht ihm und das läuft auch: „Ausverkauft gibt’s bei mir ja nicht, aber die Karten sind alle sehr, sehr schnell verkauft worden und die Stimmung ist wieder top“, freute er sich.
Die positive Resonanz ist auch bei den Besuchern bemerkbar: „Ich bin zum zweiten Mal hier und ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr wiederkommen“, so der Plankstadter Dennis Bastel. Eine solche Veranstaltung hätte er gern auch in seiner Heimatgemeinde: „Ich wünsche mir so ein Oktoberfest auch für Plankstadt“, appellierte er an den Veranstalter. Veth kümmert sich nun aber erstmal um die siebte Auflage des „Altlossema“ Oktoberfests und der Schlagerstar dafür steht sogar schon: Jürgen Drews, der König von Mallorca. Ebenfalls einer aus Sascha Veths Kontakt- und Adressbuch.
Am Samstagabend war Radspitz eine sichere Bank für ausgelassene Stimmung beim Oktoberfest.
Info: Mehr Bilder vom Oktoberfest: www.schwetzinger-zeitung.de
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