Freizeitvergnügen

Ärger mit Campern an der Kollerfähre bei Brühl

Wohnmobilstellplätze am Rhein sind sehr beliebt und werden im Internet empfohlen, obwohl das Parken hier nicht erlaubt ist – das schafft Probleme. Wir haben darüber mit dem Brühler Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer gesprochen.

Von 
Volker Widdrat
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Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer an der Kollerfähre. Hier stehen vor allem in den Sommermonaten zahlreiche Wohnmobile, die den Bereich als kostenlosen Stellplatz ansehen. Das führt zu einem verstärkten Müllproblem. © Widdrat

Brühl. „Stellplätze entlang des Rheins an der Kollerfähre. Nachts steht man hier absolut ruhig, bis gegebenenfalls auf den Schiffsbetrieb auf dem Rhein“, steht es auf einer Internetseite geschrieben, auf der sich Wohnmobilisten Tipps für Stellplätze weitergeben. „Man kann auch bis zum Ende der Straße auf einen Wendeplatz fahren. Hier befindet sich eine Einfahrt zu einem Feuerwehr-Übungsgelände“, heißt es in einem Eintrag vom Mai dieses Jahres.

Aber genau da liegt das Problem für die Gemeinde Brühl. „Wir haben nichts gegen Wohnmobile, aber der Bereich an der Kollerfähre ist kein offizieller Standplatz“, sagt Jochen Ungerer, der Ordnungsamtsleiter der Hufeisengemeinde. Als wir uns am Montag vor Ort treffen, sind zwar noch keine Campingmobile zu sehen und auch Mitte der Woche, wenn die Kollerfähre wieder ihren Betrieb aufnimmt, tut sich noch nicht viel. Aber am Wochenende wird es dann richtig voll. „Schöner, beliebter Platz direkt am Rhein“, werben die Campingfreunde in einem ihrer Foren. „Einer der wenigen freien Stellplätze. Man kann in Längsrichtung direkt am Rhein stehen und hat einen freien Blick auf die Kollerfähre und die Schifffahrt“, heißt es dort weiter. Und: „Sehr ruhig über Nacht und tagsüber können Fähre und Flussschiffe beobachtet werden.“

Keine Infrastruktur vorhanden

Ungerer hat schon einige dieser Tippgeber angeschrieben. Ein paar haben sich auch entschuldigt. Es könne nicht angehen, dass das Areal dermaßen beworben wird, „nur weil die Wohnmobilisten es so toll finden“, so seine Meinung. Wasser kann man hier nicht aufnehmen, die Abwasserentsorgung ist auch nicht möglich und es gibt auch keinen Stromanschluss.

Und: Es bleibt nach Auskunft Ungerers das Problem mit dem Müll. Da wird dann auch schon mal der komplette Inhalt der Chemietoilette direkt in das angrenzende Naturschutzgebiet geschüttet.

Über ein halbes Dutzend Abfalleimer stehen hier zur Verfügung. Das sollte ausreichend sein für den kurzen Abschnitt an der Schutzplanke. Der Bauhof leert die Müllbehälter jeden Tag, doch das reicht oft nicht aus. Tagsüber ist der Bereich an der Kollerfähre meistens stark frequentiert. Rentner treffen sich zu einem ausgiebigen Schwätzchen, ein paar Radler machen eine Verschnaufpause, Autofahrer lesen die Zeitung, während sie den Schiffsverkehr beobachten. Überall liegen unzählige Zigarettenkippen herum und manche der rastenden Zeitgenossen monieren dann noch, dass die üppige Vegetation derzeit den Blick auf Vater Rhein verhindert. Die Uferböschung gehört dem Land, daher wird nichts zurückgeschnitten oder gar gerodet. „Wir von der Gemeinde können da nicht für eine bessere Aussicht sorgen“, erklärt Ungerer.

Verweis auf „Insel“-Areal

Man wolle noch keine restriktiven Maßnahmen ergreifen, wie die Parkzeiten für Wohnmobile beschränken oder etwa ganz verbieten, appelliert der Ordnungsamtsleiter an die Vernunft der meistens auswärtigen Wohnmobilisten. Es sei allemal besser, den „Inselcamping“-Stellplatz am Kollersee zu nutzen. Am Badesee sind komfortable Plätze vorhanden, die alle über einen Stromanschluss und die Versorgung mit Frischwasser verfügen. Außerdem steht dort ein modernes Sanitärgebäude zur Verfügung.

Der Boom von Camping mit dem Wohnmobil ist in Deutschland gerade in Corona-Zeiten ungebrochen. Immer mehr Caravans werden auf den Straßen und Plätzen der Innenstädte abgestellt. Das sorgt für Ärger bei Anwohnern und Parkplatzsuchern – auch in Brühl. „Wir bekommen viele Anrufe von Leuten, die sich darüber beschweren“, sagt Ungerer. Parken am Straßenrand ist für Wohnmobile dennoch grundsätzlich erlaubt. Die meisten der Caravans oder Gespanne stehen legal auf den Parkplätzen, doch das steigert den Parkdruck enorm. Der Parkraummangel steigt weiter, wenn auch noch Fahrzeuge von Handwerkern und Paketdiensten über Nacht im öffentlichen Bereich stehen, weiß Ungerer. Im Moment habe man aber keine Handhabe, das zu verhindern.

9-Euro-Ticket nutzen

Der Brühler Ordnungsamtsleiter hat noch einen weiteren Tipp parat: Viele Besucher des Freibads kämen mit dem Auto. Das erhöhe den Parkdruck in den umliegenden Seitenstraßen. Es sei doch viel einfacher, hier beispielsweise das 9-Euro-Ticket für die Sommermonate zu nutzen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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