Brühl. Kaffee aus Eritrea, Körbe aus dem Senegal, Kulinarisches aus Kenia, Kleidung und die „Blech-Art“ aus Madagaskar: Zahlreiche Einflüsse der afrikanischen Kultur reihten sich im Garten der Villa Meixner aneinander. „Afrika kommt auch mal hierher zu uns“, freute sich Bürgermeister Dr. Ralf Göck. Der Afrikatag des Förderkreises Dourtenga solle das Bewusstsein öffnen für die Situation der dort lebenden Menschen, zu Gesprächen anregen und die afrikanische Kultur mit allen Sinnen erlebbar machen. „Das ist eine schöne Gemeinschaftsaktion und ich möchte mich besonders beim Förderkreis Dourtenga dafür bedanken“, lobte Göck die Initiatoren.
Seit nunmehr 22 Jahren konzentrieren sich die Mitglieder des Förderkreises darauf, der Gemeinde Dourtenga in Burkina Faso im Westen Afrikas zu helfen. Dazu zählt die Entwicklungshilfe in der Bildung, in der Gesundheit und im Sozialen. Neben Schulen und Krankenhäusern, die seit Unterzeichnung des Partnerschaftvertrags 1997 gebaut wurden, pflegen viele Brühler auch Patenschaften mit Kindern und Jugendlichen aus Dourtenga.
Im Rhythmus der Trommeln
Eine Patenschaft kam am Afrikatag noch dazu: Die Leiterin des Sonnenscheinkindergartens, Anne Fonje, verkündete, ihre noch junge Einrichtung übernehme nun die erste Patenschaft für ein Kind in Dourtenga. Fünf weitere Patenkinder aus Dourtenga haben die Grundschüler des Sonnenscheinhorts bereits, der am Afrikatag auch das Programm vielfältig mitgestaltete. Neben den Jungen und Mädchen des Kindergartens, die mit stilechten afrikanischen Gewändern und Blumenketten die Zuschauer begeisterten, gaben drei Mädchen dem Afrikatag noch seinen richtigen Rhythmus: Anesa (10), Sude (11) und Jolida (10) waren vier Jahre lang bei den Theater-Füchsen des Sonnenscheinhorts, nun gehen sie alle auf weiterführende Schulen – aber für dieses Ereignis in der Villa Meixner wollten sie noch einmal Teil ihres alten Horts sein und haben sich dafür richtig ins Zeug gelegt. „Wir haben die CD mit einem afrikanischen Lied bekommen und uns dazu eine Choreographie ausgedacht“, erzählte Anesa nach ihrem Auftritt. „Ihr seid großartig“, zeigte sich die Vorsitzende des Förderkreises, Renate Dvorak, gerührt vom Engagement der Kinder.
Dvorak kümmert sich um Projekte des Förderkreises, dessen Afrikatag inzwischen zum elften Mal stattgefunden hat. „Seit 1992 hat sich in Dourtenga viel getan“, berichtete sie. „Vor allem im Bildungsbereich konnten wir viel ändern – wir haben neue Schulen gebaut und damit auch Mädchen ermöglicht, sie zu besuchen“, denn das sei in vielen Ländern Afrikas nicht üblich. „Unweit von Dourtenga kämpfen die Dschihadisten gegen derartige Fortschritte, wollen Bildung vor allem für Mädchen nicht zulassen“, so Dvorak. Doch in Dourtenga selbst sei es im Moment glücklicherweise ruhig – und in den vergangenen Jahren konnten in Dourtenga die Analphabetenrate deutlich gesenkt werden.
Darüber tauschten sich die Besucher am Sonntag bei leckerem „African Stew“, einem Fleisch- und Gemüseeintopf mit würzigem Curry, aus. Für musikalische Begleitung sorgten die Trommler von „Fischlabor“. Es konnte im Eine-Welt-Laden gestöbert, afrikanische Gewänder anprobiert oder ein leckerer Kaffee in gemütlicher Atmosphäre bei Birikte aus Eritrea probiert werden.
Kaffeetrinken als Zeremonie
Das Kaffeetrinken ist in Eritrea eine Zeremonie, die ein wichtiger Teil des sozialen Lebens ist. Dort wird der Kaffee auch zelebriert, denn es muss nicht nur ein Knopf des Vollautomaten gedrückt werden, sondern die Kaffeebohnen mit dem sogenannten „Kesh-Kesh-Geräusch“ – dem rhythmischen Klang der Bohnen, wenn diese über dem Feuer geschüttelt werden – 30 Minuten in der Pfanne geröstet werden, bevor aufgegossen und genossen werden kann. Martina Wüst ist Flüchtlingshelferin und kennt Birikte schon seit vier Jahren. Gemeinsam präsentieren sie die eritreische Kaffeezeremonie auch auf anderen Veranstaltungen.
Ein Hingucker waren die aus Blech gefertigten Fahrzeuge, Spielzeuge und Kappen von Paul Bach aus Ludwigshafen. Tilman Draeger aus Brühl entschied sich für ein blaues Kappen-Modell. „Es ist gut, dass die Partnerschaft so gepflegt wird und die Besucher hier über das Leben in Burkina Faso aufgeklärt werden, so setzt man sich auch intensiver damit auseinander“, sagte er bei einem Stück Kuchen in der Sonne. „Die Hilfe für Afrika fängt nun mal lokal an.“
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