Brühl. Kunstausstellungen in der Villa Meixner haben eine lange Tradition. Das besondere Ambiente ist ideal und gibt den Werken einen stilvollen Rahmen. Doch manchmal ist da einfach mehr – dann ergänzen sich Werk und Raum auf bemerkenswerte Weise und schaffen so eine Atmosphäre, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Dies ist bei der Ausstellung „ART-E-Motion-Media-Show“ mit den beeindruckenden Werken von Tom Baumann der Fall, die am Freitag mit einer Vernissage eröffnet wurde.
Es war wie eine Heimkehr, als der bekannte Künstler Tom Baumann vor die zahlreichen Besucher trat, nachdem Bürgermeister Dr. Ralf Göck diese herzlich begrüßt und eine erste Einführung gegeben hatte. Denn nicht zum ersten Mal sind seine Werke hier zu sehen. Mit der ersten Ausstellung, die 1995 stattgefunden habe, sei dies insgesamt die fünfte, wie der ehemalige Kulturchef der Gemeinde, Lothar Ertl, der kuratierte, verriet.
Digitale Einführung ins Werk
Eine bemerkenswerte Rückkehr, denn die Arbeiten des freischaffenden Künstlers waren schon an vielen Orten in Deutschland, Europa und Japan zu sehen. Und dennoch ziehe es ihn immer wieder in die Hufeisengemeinde zurück. Auch wenn auf die gewohnte musikalische Umrahmung aufgrund eines plötzlichen Ausfalls der Musiker der Klangfabrik verzichtet werden musste, so machte dies nichts, denn das verschaffte der einleitenden Multimedia-Show des Künstlers umso mehr Raum zum wirken.
Was die Gäste danach in den Ausstellungsräumen erwartete, faszinierte und begeisterte gleichzeitig. Denn die rund 68 Gemälde, darunter auch zwei 100-teilige und 15 Skulpturen im Innen- und Außenbereich, hatten eine besondere Wirkung. Ihnen scheint etwas Sakrales innezuwohnen. In die in Tusche, Acryl, Mischtechniken gefertigten oder mit 24-karätigem Pigmentgold veredelten Arbeiten kann man sich leicht vertiefen, kann zum Teil gar nicht anders.
„Der Mensch muss etwas tun, um die Zusammenhänge zu erkennen“, so Tom Baumann. Schicht um Schicht scheinen sie ihre Geheimnisse aber nur langsam Preis zu geben. Wirbel ziehen den Betrachter hinein und dennoch wirken sie ruhig, ausgleichend. Und immer wieder: der Mensch im Mittelpunkt – als Geistwesen, als Emanation. Buddhistische Motive sind erkennbar, Herzen, Jesus, ein Lebensbaum der aus vielen menschlichen Figuren erwächst ist zu erahnen – Pars pro toto und Totum pro parte. Kleine Bilder, die mit dem Japanmesser geritzt wurden, danach mit Tusche und Goldpigmenten aus buddhistischen Tempeln veredelt. Andere Gemälde scheinen orthodoxen Ikonen gleich. Ehrfurcht ergreift den Betrachter - unweigerlich. Eichenholzskulpturen stehen für sich, gefertigt aus den uralten Torbalken.
Tom Baumanns Werke machen etwas mit einem Raum. Sie erfüllen ihn mit Geist, ja, mit etwas geradezu Transzendentalem, als müsste man sie nicht mit den zwei sichtbaren, sondern mit dem dritten Auge betrachten, um sie vollends zu begreifen. Besucherin Dana Schnell aus Carlsberg äußerte sich fasziniert: „Diese Farbkombinationen, die Feinheiten, das was man nicht auf den ersten Blick erkennt – einfach beeindruckend.“ Und Christian Sauter, kunstbegeisterter Leiter der Brühler Stadtbücherei, meinte: „Sehr schön ausgesuchte Werke. Ihre Kommunikation mit dem Raum ist großartig. Die Arbeiten haben manchmal fast etwas Hypnotisches. Und die Farben, die Schichten – großartig.“
Tom Baumann freute sich über die Rückkehr. „Es geht um den Menschen, ihn als Lichtwesen. Es ist die Gemeinschaft, die uns stark macht. Krieg löst gar nichts. Bei der Verwendung von Gold in Pigmentform geht es mir um etwas Sakrales, die Sonne, das Licht, den Segenseffekt. Der Mensch wird aus der Stille der Natur, des Raums, vom Lichte geboren.“
Bis Ende November geöffnet
Lothar Ertl, der den Künstler seit 27 Jahren kennt und schätzt, teilte mit: „Ich freue mich sehr, dass die eigentlich schon für 2020 vorgesehene Ausstellung nun endlich stattfinden kann.“
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 27. November, jeweils samstags von 14.30 bis 17.30 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17.30 Uhr zugänglich. An den Sonntagen, 23. Oktober und 27. November, wird der Künstler vor Ort sein und das Gespräch mit den Gästen suchen.
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