Brühl. Man hatte den Eindruck, der Himmel freut sich mit ihnen. Bei strahlendem Sonnenschein strömten gestern Morgen die Gläubigen zu einem ganz besonderen Gottesdienst in das evangelische Gemeindezentrum. Viele hatten sich in dem lichtdurchfluteten Raum eingefunden um das 100. Jubiläum als eigenständige Kirchengemeinde zu feiern. "Erst eine Woche nach Ostern und wir haben schon wieder einen Grund zum feiern", scherzte Pfarrerin Almut Hundhausen-Hübsch bei der Begrüßung.
Nachösterlich wirkten die von der Gemeinde gesungenen Lieder, bei deren Begleitung sich der Bläserkreis auf wunderbare Weise mit Ekkehart Spindler an der Orgel abwechselte. Ein weiteres musikalisches Highlight war der Chor "Intakt", der von Leiter Stefan Groß am Keyboard begleitet wurde.
Tröstliche Osterbotschaft
"Dieser nachösterliche Gottesdienst passt zur Jubelstimmung dieser Gemeinde", befand dann auch Landesbischof Dr. Ulrich Fischern in seiner Predigt. Allerdings müsse er nun "Wasser in den Jubelwein gießen", denn dieser Gottesdienst fände nicht in einer heilen Welt statt. "Syrien, Nordkorea, die Krise im Heiligen Land - wie passt diese Realität zur Freude der Osterbotschaft?", fragte der Landesbischof.
Auch in der Osterbotschaft gebe es Dissonanzen, beantwortete Fischer seine Frage. Das Osterevangelium nach Markus endet mit den Worten: "Sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich".
"Ich finde das tröstlich", sagte Fischer. "Auch die Jünger damals hatten Ängste und Zweifel, sie waren keine Glaubenshelden. Es ist tröstlich, dass Gott das nicht von uns erwartet, sondern uns mit unseren Sorgen, Ängsten und Zweifeln annimmt."
In den 100 Jahren Gemeindegeschichte habe es nicht nur Freude, sondern auch Leid, Fragen, Zweifel gegeben, so Fischer weiter, "aber Gott hat sie während dieser Zeit getragen und wird dies auch in Zukunft tun." Im Schlusslied sang der Chor passend dazu "Es gilt die Liebe Gottes" und schlug damit den Bogen zum Thema des Gottesdienstes, das Pfarrerin Almut Hundhausen-Hübsch nannte: "Gott stillt unseren Hunger, Gott tut uns Gutes."
Am Ende des Gottesdienstes lud Pfarrer Andreas Maier die Gläubigen ein, sitzenzubleiben, denn es folgte ein Empfang mit Ehrungen und Grußworten. Maier begrüßte besonders die älteste noch lebende Kirchengemeinderätin, Ilse Winkler (90).
Lob für die Offenheit
Dann ergriff Bürgermeister Dr. Ralf Göck das Wort. Das Logo der evangelischen Kirchengemeinde, Fenster und Dach, habe diese vorbildlich umgesetzt. Die Offenheit der Kirchengemeinde habe er in den Jahren der Zusammenarbeit immer wieder gespürt und die Gemeinde biete ein Dach für alle und sorge sich um das Wohl der Bürger.
Die Schuldekanin des Kirchenbezirks südliche Kurpfalz, Christine Wol, bescheinigte der Gemeinde Vielfältigkeit und Lebendigkeit. Als Vertreter der katholischen Seelsorgeeinheit waren Pastoralreferentin Martina Gaß und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Marianne Faulhaber gekommen. Bevor diese Grußwort sprachen, bemerkten sie in Anlehnung an Fischers Predigt, dass in der Weinschorle der Ökumene mehr Wein als Wasser sei. Damit spielte sie auf die gute Zusammenarbeit an, die Martina Gaß näher erläuterte. Die Ökumene sei in den beiden Gemeinden deutlich spürbar und erlebbar, denn das Zusammenwirken sei offen, vertrauensvoll und verlässlich. Es sei wichtig mutige ökumenische Schritte zu gehen, denn es gebe ja nur einen Herrgott.
Miteinander im Gespräch
Otto Lang, der Vertreter der Landeskirchlichen Gemeinschaft, wünschte der Kirchengemeinde, dass sie auch nach 100 Jahren noch blühe und wachse. Diesem Bild schloss sich auch der Vorsitzende des Schwetzinger Kirchengemeinderates, Ulrich Kirchner, an.
Nachdem sich beim letzten Stück des Bläserkreises, dem amerikanischen Gospel "Michael Row The Boat Ashore", die Festgemeinde zum Mitklatschen mitreißen ließ, lud Pfarrer Maier zum Sektempfang. Eine gute Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
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