Schrankenbuckel - Nach der dritten Sitzung des runden Tischs beurteilt die Bürgerinitiative die Baukonzepte als zu massiv / Sitzungen hinter verschlossen Türen bemängelt

BI will keine Zugeständnisse mehr machen

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Auch wenn es seitens der Gemeindeverwaltung bereits eine Reduzierung der angedachten Bebauung auf dem Sportareal des Fußballvereins gibt, sieht die BI dies nach der dritten Sitzung des runden Tischs als nicht ausreichend an. © Strauch

Brühl. Die Bürgerinitiative (BI) Sport-areal am Schrankenbuckel übt in einer Pressemittelung Kritik daran, dass auch die dritte von vier geplanten Sitzungen des runden Tischs nichtöffentlich tagte. Eine zeitnahe Berichterstattung über die Ergebnisse des Treffens, das bereits vor einem Monat stattgefunden hat, ist so nicht möglich. Für wirklich große Verärgerung sorgte laut BI aber, dass Bürgermeister Dr. Ralf Göck nicht – wie in der vorherigen Sitzung beschlossen worden sei – die neuen Planungsentwürfe der Architekten im Vorfeld der Sitzung mit der Tagesordnung an die Teilnehmer versenden ließ.

Es sei nach der Überzeugung der Teilnehmer in allen Gremien Usus, dass man sich vor einer Sitzung mit den Unterlagen auseinandersetzen kann. Dr. Ralf Göck habe entgegnet, dass „die Pläne erklärungsbedürftig“ seien und er daher vorab keine Veröffentlichung machen möchte, zitiert die BI in ihrer Mitteilung. Auch für Folgetermine wolle Göck laut BI an dieser Vorgehensweise festhalten, was nicht der Absprache mit den Teilnehmern entspreche, urteilt BI-Sprecher Rüdiger Lorbeer.

„Großer Wurf ausgeblieben“

Gleichwohl lobt die BI, dass auch in der dritten Sitzung eine sachliche Diskussionsatmosphäre geherrscht habe. „Allerdings müssen wir anmerken, dass der große Wurf von Verwaltung und Architekten bislang ausgeblieben ist“, urteilt Lorbeer, „leider beobachten wir eine eher kleinschrittige Einarbeitung von Änderungswünschen“.

Im hinteren Baufeld, auf dem bisherigen Rasensportplatz, sei ein mittig stehendes Gebäude entfernt worden, so dass dort eine große Grünfläche entstehen könne, fasst Lorbeer zusammen. „Das begrüßen wir sehr, doch wir sehen darüber hinaus gegenüber des zuletzt vorgestellten Planes im vorletzten Termin des Runden Tisches keine weitere Verbesserung, indem beispielsweise die Gebäudeabstände wirklich adäquat vergrößert und Geschosshöhen reduziert wurden.“ Auch das mit fünf und im Turm sieben Stockwerken entlang des Schrankenbuckels geplante Seniorenzentrum, das mit rund 50 mal 50 Metern Länge und Breite von der BI als viel zu massiv kritisiert wurde, sei nicht verändert worden.

Kritik an Architekten

Im Vorfeld der Sitzung hatten die Vertreter der Bürgerinitiative den zuletzt vorliegenden Plan der Architekten in Eigenregie so angepasst, dass er aus Sicht der Initiative einen gangbaren Kompromiss darstellt. Im wesentlichen wurden darin Geschosshöhen reduziert, die Reihenhausbebauung entlang der rückwärtigen Lortzingstraße fortgesetzt und das Seniorenzentrum in zwei deutlich kleinere Baukörper aufgelöst. „Aus Sicht der Gutachter für Verkehr und Klima stellte der Entwurf der Bürgerinitiative eine weitere Verbesserung dar“, meint Lorbeer in der Pressemitteilung. Die Architekten würden statt einer baulichen Reduzierung des Seniorenzentrums „lieber mit architektonisch gestalterischen Maßnahmen arbeiten“, kritisiert die Bürgerinitiative.

Mit einer Rechnung versucht die Bürgerinitiative, die aus ihrer Sicht zu hohe Verdichtung im geplanten Wohngebiet am Schrankenbuckel zu verdeutlichen. Im Mannheimer Stadtquartier Franklin sollen demnach auf 144 Hektar – davon 50 Hektar Grünfläche – 10 000 Einwohner in 4400 Wohneinheiten ein neues Zuhause finden, was 2,27 Bewohnern pro Wohneinheit und 69 Personen pro Hektar bedeutet.

Laut Verwaltungsbericht hat Brühl 313 Hektar Siedlungs- und Verkehrsfläche bei 14 442 Einwohnern. Das entspricht 46 Personen pro Hektar und damit im Durchschnitt genau zwei Drittel der geplanten Verdichtung in Mannheim-Franklin, rechnet die BI vor. Das Sportareal am Schrankenbuckel solle 364 Wohneinheiten bekommen. Bei 2,27 Bewohnern pro Wohnung wären das 826 neue Einwohner, was 236 Personen pro Hektar entspreche. „Das sind 3,4-mal so viele wie in Franklin und 5,1-mal so viele wie im Brühler Durchschnitt“, unterstreicht Lorbeer in der Stellungnahme.

Um zu einem tragfähigen Kompromiss zu gelangen, fordert die Bürgerinitiative von der Gemeindeverwaltung einen Entwurf, der mindestens dem von der BI vorgelegten Kompromissvorschlag entspreche. „Wir haben mit diesem Entwurf bereits einen riesigen Schritt auf die Verwaltung zu gemacht, indem wir Abstand von der Umkehr des reinen Verhältnisses von 70:30 zu mehr Einfamilienhäusern genommen haben“, unterstreicht Lorbeer.

Grenzen eines Kompromisses

Auch habe die BI Argumente akzeptiert, wie beispielsweise die bevorzugte Realisierung von Tiefgaragen statt Parkhubs. „Damit haben wir auch akzeptiert, dass in der neuen Bebauung die Anzahl Einwohner gegenüber dem Bestand deutlich höher sein wird“, räumt er ein und betont weiter, dass „mit unseren Zugeständnissen nun aber die Grenzen hin zu einem Kompromiss ausgereizt sind und wir kein weiteres Verhandlungspotenzial mehr sehen“.

Der in dieser Zeitung veröffentlichten Mitteilung der Brühler Sozialdemokraten, denen auch Bürgermeister Göck angehört, sei zu entnehmen gewesen, dass zumindest die Ratsmitglieder der Partei die hohe Verdichtung des als Baugebiet geplanten Areals begrüßten, stellt die BI fest. „Auch loben die Sozialdemokraten dort den sozialen Wohnungsbau am Bäumelweg – leider scheinen sie aber vergessen zu haben, dass der ohnehin schon geplant war und man den am Schrankenbuckel geplanten sozialen Wohnungsbau zugunsten einer Mehrzahlung von 1,5 Millionen Euro durch den Investor hat flachfallen lassen“, hebt die Bürgerinitiative in ihrer Stellungnahme hervor.

„Einzig und alleine von der Brühler CDU haben wir noch keinerlei öffentliche Stellungnahme zu diesem Thema vernehmen können“, meint Lorbeer, der übrigens bis 2014 Gemeinderat der SPD-Fraktion war. „Aber vielleicht erleben wir ja doch noch eine Brühler CDU, die sich im Bewusstsein ihrer Traditionen dann zum Ende eher dem Brühler Bürger und damit dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt als dem schnöden Mammon“, heißt es in der BI-Pressemitteilung.

Es habe sich aus Sicht der Bürgerinitiative deutlich gezeigt, dass „die viel zu hoch verdichtet geplante Bebauung längst ein Gesamt-Brühler Thema ist und nicht nur eines der direkten Anwohner, wie von manchem gerne hinter vorgehaltener Hand behauptet“. zg/ras

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