BRÜHL. Während der Ökumenischen Bibeltage hatte sich Pfarrerin Almut Hundhausen-Hübsch im vierfachen Jubiläumsjahr der evangelischen Kirchengemeinde etwas Besonderes einfallen lassen. Rund 90 Menschen beider Konfessionen aus Ketsch und Brühl kamen so in der evangelischen Kirche zu einer "Vielstimmigen Lesung" des Markus-Evangeliums zusammen.
Im Gottesdienst würden nur einzelne Abschnitte gelesen, so Pfarrerin Hundhausen-Hübsch. "Ich wollte den Menschen die Chance geben, das Evangelium einmal als Ganzes zu hören", erklärte sie im Gespräch mit unserer Zeitung ihre Idee.
Dominik Gehringer, Gemeindeassistent der katholischen Seelsorgeeinheit Brühl/Ketsch, freute sich auf die ungewöhnliche Erfahrung: "Ich denke, es wird spannend, das Markus-Evangelium aus verschiedenen Stimmen zusammengesetzt zu hören. Ich hoffe, dass Jesu Geschichte dadurch erfahrbarer wird." Wie viele andere hatte auch er sich bereiterklärt eine der Textstellen durch seine Stimme mit Leben zu erfüllen. "60 Personen haben sich gemeldet um einen Abschnitt zu lesen", berichtete Pfarrerin Hundhausen-Hübsch. "Mit so viel Interesse hatte ich gar nicht gerechnet."
Gelesen wurde, der Ökumene wegen, der Text der Einheitsübersetzung, wie die Initiatorin erklärte. "Für uns Evangelische ist dieser Text unvertraut, mal sehen, wie es klappt", fügte sie hinzu. Heidi Schübel konnte dies jedoch nicht abschrecken. "Ich möchte meine Gemeinde und die Ökumene unterstützen", erklärte die Brühlerin ihre Motivation.
Auch die katholische Pastoralreferentin Martina Gaß sah die Veranstaltung als ein schönes Zeichen für die Ökumene.
Konzentrierte Stille in der Kirche
Nach dem Läuten der Kirchenglocke wurde es schnell leise in der schlichten Kirche. Zunächst wandte sich Almut Hundhausen-Hübsch mit einigen einleitenden Worten an die Anwesenden, bevor der ehemalige Brühler Pfarrer Oskar Ackermann die Lesung des Evangeliums mit geübter Stimme begann. Es folgten viele weitere - männliche und weibliche, alte und junge, laute und leise, raue und klare Stimmen. Auch Pfarrer Andreas Maier, sein Ketscher Amtskollege Reinhard Kunkel, der katholische Pfarrer Walter Sauer und Vertreter der politischen Gemeinde, wie etwa Bürgermeister Dr. Ralf Göck und mehrere Gemeinderäte trugen Abschnitte vor.
Von Geschichte berührt
Die Vorlesenden saßen nicht nur im Altarraum, sondern waren in der Kirche verteilt. So wurde die Lesung auch zu einem räumlichen Erlebnis. Die Besucher lauschten andächtig, einige mit geschossenen Augen, und erlebten die bekannten Geschichten auf ganz neue Weise.
"Vielleicht hat Einiges Sie berührt und wirkt später noch nach", wünschte sich Pfarrerin Almut Hundhausen-Hübsch, nachdem Pfarrer Maier als letzter Leser verstummt war. Die beiden Konfirmanden Marco Kern und Jannik Karl jedenfalls fühlten sich am Ende des Abends bereichert. "Es ist sehr interessant gewesen zu hören, mit welchen Worten der Evangelist Markus die Ereignisse erzählt", erklärte der 14-jährige Marco. Jannik (15) ergänzte: "So habe ich die Geschichte noch nie gehört."
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