Brühl. Die deutsch-französische Freundschaft wurde in der vergangenen Woche groß in Schwetzingen gefeiert. Die Partnergemeinde Lunéville war zu Gast. Schön, dass die Jumelage inzwischen selbstverständlich in den Alltag der Menschen rechts und links des Rheines Einzug gehalten hat, denn es ist noch gar nicht so wirklich lange her, dass zwischen beiden Ländern nicht das schöne Verbindende, sondern die hässliche und todbringende Erbfeindschaft gepflegt wurde.
Ein Beispiel dafür hat jetzt der Heimatverein Brühl erhalten: Eine Postkarte vom 1. Februar 1918. Auch in ihrem Motiv verbinden sich die Kurpfalz und Lunéville, allerdings auf die kriegerische Art. Die Karte aus dem letzten Kriegsjahr zeigt nämlich auf der Vorderseite eines der Schütte-Lanz-Luftschiffe im Ersten Weltkrieg auf Feindfahrt über der Stadt in Lothringen.
Geschichtliche Rarität
Das Motiv der Postkarte, die für ein Porto von 7,5 Reichspfennig von Königs Wusterhausen - dort befand sich ein Zweigbetrieb der Brühler Schütte-Lanz-Werke - in die Kurpfalz geschickt wurde, hat der Hersteller der Karte, die Charlottenburger Firma "Luftfahrerdank", einem Gemälde des bekannten Landschaftsmalers Joseph Ruep entliehen.
"Das ist eine geschichtliche Rarität", freut sich Winfried Höhn, zweiter Vorsitzender des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege, über die interessante Leihgabe einer Brühler Familie.
Man erkennt beim Betrachten das längliche Luftschiff, das sich vor dem nächtlichen Himmel abhebt. Hinter ihm versteckt sich der Vollmond hinter der dichten Wolkendecke, unter dem Luftschiff sieht man die sanftwellige Landschaft mit der Stadt Lunéville am rechten Bildrand.
Unterwegs auf Feindfahrt
Doch es ist bei Weitem kein romantisches Bild - davon zeugen nicht zuletzt die Leuchtkugeln und Granaten, die im hohen Bogen von Geschützstellungen rund um den Ort abgefeuert werden. Auch drei Suchscheinwerfer haben das gigantische Luftschiff erfasst. Die Perspektive ist interessant, denn der Betrachter wurde vom Maler Ruep ebenfalls über die Wolken gehoben, so dass es so wirkt, als wäre er in einem zweiten Luftschiff neben der kriegerischen Szenerie unterwegs.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste 1922 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages die Produktion eingestellt werden. Dies bedeutete das Aus für die Firma im Luftschiffbau, die bis dahin ausschließlich Militärluftschiffe gefertigt hatte. Und die dienten, wie das Heimatbuch des Vereins verrät, nicht nur Aufklärungsfahrten, sondern auch todbringenden Bombardements. ras
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