Brühl. Eine besondere Art der Hilfeleistung für die Flutopfer an der Ahr kommt von der Brühler Fahrradwerkstatt für Bedürftige. Die ehrenamtlich Tätigen brachten 28 Fahrräder zu einer Schule in Ahrweiler. Hermann Scheuler und Klaus Triebskorn hatten ein Transportfahrzeug mit dem gesamten Bestand an hergerichteten und verkehrstauglichen Mountainbikes, Trekking-Rädern, Kinder-, Jugend-, Damen und Herrenrädern eingeladen und sich auf den Weg in das von der Flutkatastrophe heimgesuchte Ahrtal gemacht.
Inspiriert von einer ähnlichen Aktion aus Reilingen kam der Vorschlag von Hermann Scheuler, ebenfalls helfen zu können. Schnell war der Entschluss gefasst, Kontakt aufzunehmen und nach Ansprechpartnern im Ahrtal zu suchen. Die Realschule Calvarienberg mit angrenzendem Gymnasium zeigte großes Interesse an einer derartigen Unterstützung.
Etliche Speditionen wurden nach einer Mitnahmemöglichkeit auf deren Route angefragt. Das Ziel war, die Räder möglichst CO2-frei zu übergeben. Aber mit einem 40 Tonnen Lkw ins Ahrtal – da sah keiner der Angesprochenen eine Chance ohne Umladung vom Sattelschlepper auf einen kleineren Transporter. So musste letztlich von den Helfern ein Sprinter angemietet werden.
Auf eine entsprechende Anfrage sagte die Gemeinde Brühl die Kostenübernahme für den Transport zu – aus dem Topf der Stiftung für Bürger in Not. Und so wurden bereits Tage zuvor alle Vorbereitungen für den Transport getroffen. Alle fertigen Räder zusammengestellt, noch einmal überprüft, Fahrradpässe erstellt sowie Fahrradschlösser für alle 28 Räder und Abdeckvlies für die Sicherung der Ladung besorgt. Eine aufwändige Verladung in den frühen Morgenstunden folgte, bis es dann endlich losging.
Lage noch immer erschreckend
Mit dem randvoll gefüllten Sprinter erreichten die beiden Brühler nach rund dreistündiger Fahrt die die Stadt an der Ahr. Chaotische Zustände durch etliche Baustellen, Hilfsbrücken und Sperrungen erschwerten zunächst das Auffinden der Schule. Doch letztlich unterstützten Einheimische bei der Suche. „So fuhr uns eine Radfahrerin ein sehr großes Stück voraus, begleitete uns, bis wir endlich auf dem richtigen Weg waren“, erinnert sich Triebskorn.
An der Schule angekommen, wurden die Brühler von der Sekretärin der Schule Lisa Hogen und weiteren zwei Helfern empfangen. Es war schon ein großer Raum zur Lagerung in einem Anbau vorbereitet worden. Ein Elternbrief war ebenfalls in Planung, die Verteilung der Räder nach Bedürftigkeit vorgesehen. Insgesamt wurde diese Spendenaktion dankbar angenommen.
Nach kurzer Betrachtung der Schulgebäude im geschichtsträchtigen Kloster des Ursulinenordens wurde noch ein Besuch der Innenstadt von Ahrweiler vorgenommen. „Erschreckend“, so einhellig die Feststellung von Scheuler und Triebskorn, „was hier ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe noch an Schäden besteht. Kein Haus in der Innenstadt ohne Beschädigung, erinnern sich die beiden Brühler gegenüber unserer Zeitung. „Man kann sich das kaum vorstellen, wenn man hier an einer abgebrochenen Straße steht, an der mal eine Brücke die beiden Ufer verband.“ kt
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