Im Interview

Brühler Sänger Stefan Röger über Musikerdasein in der Pandemie

Von 
Lukas Heylmann
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Stefan Röger nimmt sein Album im Studio auf. © Röger

Brühl. Den meisten Lesern dürfte Stefan Röger musikalisch vor allem als Sänger der Rockband „Twisted Spoons“ bekannt sein. In Zukunft hat er jedoch vor, neben den hoffentlich bald wieder möglichen Aktivitäten der Band, auf Solopfaden zu wandeln. Auch an einem Benefizsong des bekannten Musikers Cris Cosmo war er kürzlich beteiligt. Nicht nur darüber spricht der Künstler im Interview mit dieser Zeitung.

Wie sind Sie persönlich zur Musik gekommen?

Stefan Röger: Musik mache ich für mich privat schon sehr lange, eigentlich auch als Kind. Also habe ich schon im recht jungen Alter Lieder gesungen und großen Spaß daran gehabt. Außerdem war ich als Schüler in einer Schulband-AG aktiv, allerdings nur kurze Zeit, weil mein Abschluss anstand. So richtig ins Laufen kam es dann 2012 mit den „Twisted Spoons“.

Sie machen das also nicht hauptberuflich?

Röger: Nein, ich arbeite in der Firma meiner Familie, aber Musik ist natürlich sowohl ein schönes Hobby als auch ein Nebenverdienst.

Wie genau ging es denn mit den „Twisted Spoons“ los?

Röger: Zunächst stand für uns fest, dass wir erst mal für uns selbst Musik machen wollen. Aber wir haben dann doch schon recht schnell in Brühl auf der Kerwe gespielt und innerhalb des ersten Jahres sozusagen unseren sechsten Mann gefunden. Es entwickelte sich also doch eher flott.

Haben Sie mit der Band von Anfang an auch eigene Songs geschrieben?

Röger: Ja. Zwar haben wir auch gleichzeitig Coversongs geprobt, aber wir haben von vornherein an eigenen Songs gearbeitet und diese direkt live gespielt – auch um zu sehen, ob die Leute das annehmen und mögen. Und das hat sehr gut funktioniert. Wir haben mit eigenen Songs 2016 sogar mal einen Band-Wettbewerb in Karlsruhe-Durlach gewonnen. Den hatte als Solokünstler in der Vergangenheit Max Giesinger für sich entschieden. Wir haben uns einfach mal beworben. Letztendlich sind wir ins Finale nachgerückt als Viertplatzierte, weil eine andere Band abgesprungen ist und dann haben wir am Ende trotzdem den Sieg geholt. Das war eine sehr schöne Erfahrung.

Die Corona-Pandemie hat das öffentliche Kulturleben ja de facto lahmgelegt. Wann hatten Sie denn Ihren letzten Live-Auftritt?

Röger: Mit der Band zuletzt 2019. Ansonsten hatte ich im Sommer 2020 einen Soloauftritt, aber das war eine ganz kleine Geschichte anlässlich eines Geburtstags mit fünf, sechs Leuten, die extra bei mir angefragt haben. Das lief natürlich alles auch nach den geltenden Hygienebestimmungen ab.

Können Sie denn mit den „Twisted Spoons“ proben?

Röger: Das ist offiziell verboten, alleine wegen der Personenanzahl. Wir sind uns absolut einig, dass wir da solidarisch sind. Es konnte ja auch keiner absehen, wie lange sich das hinzieht, aber letztendlich haben wir seit dem ersten Lockdown nicht mehr vollzählig zusammengespielt.

Wie stehen Sie anlässlich fehlender Auftrittsmöglichkeiten zu Ersatzangeboten online?

Röger: Wir haben anfangs ein bisschen was online gemacht und auch mal gestreamt, aber das war nicht so richtig lohnenswert. Die Leute freuen sich durchaus über ein Video hier und da auf Facebook, aber ihnen fehlen natürlich einfach die Veranstaltungen und das Gefühl vor Ort. Zudem gibt es bei Online-Angeboten natürlich ganz andere Konkurrenz. Da schauen sich die Menschen daheim sicher lieber, ich sage mal, Peter Maffay an als die „Twisted Spoons“ (lacht).

Wie kam es zu der Entscheidung, mehr als Solokünstler aktiv zu werden?

Röger: Zunächst ist mir wichtig, dass das keine Entscheidung gegen die Band ist, sondern eine für die Musik und so habe ich es den Jungs auch gesagt. Im Prinzip möchte ich musikalisch neue Wege beschreiten, die womöglich zur Band nicht gepasst hätten.

Welche Ziele verfolgen Sie damit genau?

Röger: Ich habe für die Band sowieso schon immer auch Songs geschrieben und da jetzt Proben und Konzerte wegfallen, arbeite ich noch mehr an eigenen Stücken. Mein Ziel ist es, als freischaffender Künstler andere Genres als Rockmusik zu bedienen und möchte auch meine Texte bekannt machen. Mit Alexander Hönig von „Xelamusic“ habe ich da einen erfahrenen Partner und das ist immens wichtig.

In welcher Funktion steht Ihnen Alexander Hönig denn zur Seite?

Röger: Mit ihm haben wir auch als Band schon zusammengearbeitet. Er hat uns oft beraten und wir haben über sein Label auch die Möglichkeit bekommen, unsere Single und unsere EP aufzunehmen. Außerdem arbeiten wir auch an einem Album. Aber das aufzunehmen, ist pandemiebedingt natürlich sehr schwierig. Ich habe ihm dann ein paar meiner eigenen Sachen vorgestellt, selbst geschriebene Songs und Cover, und er war eigentlich direkt Feuer und Flamme. Alexander Hönig ist jetzt auch für mich beratend tätig und ich bin bei seinem Label unter Vertrag. Er ist zudem Tontechnikmeister und hat zum Beispiel das Sommerfest auf dem Rohrhof technisch begleitet. Es ist sehr viel wert, seinen Erfahrungsschatz auch für mich nutzen zu können.

Wie soll das finanziell ablaufen?

Röger: Ich habe einfach vor, das nebenberuflich aufzubauen, auch weil es Spaß macht. Dafür habe ich mich auch bei der Gema angemeldet und zahle also einen gewissen Betrag im Jahr, vor allem um als Künstler geschützt zu sein. Und wenn man dann ein gewisses Repertoire beisammenhat, kann da ja auch durchaus Umsatz herauskommen. Man muss eben schauen, was passiert. Außerdem kann man in der Pandemie sein Geld ja eh nicht draußen ausgeben, weil alles geschlossen ist. Andere investieren dann in ihr Zuhause oder sie bauen ihren Garten um. Ich stecke es eben in meine Musik.

Planen Sie, auch regelmäßig als Solokünstler aufzutreten, wenn das wieder möglich ist?

Röger: Genau. Ich möchte da quasi zweigleisig fahren und dann mal weitersehen. Die Band ist mir sehr wichtig, das sind alles Freunde von mir, aber sie wissen nicht alle, wie es beruflich bei ihnen weitergeht. Ich bin mit Mitte 30 ja quasi der alte Sack bei uns (lacht). Wenn ich noch auf der Bühne stehen und dabei etwas Neues wagen will, dann ist jetzt der Zeitpunkt dafür. Allerdings muss ich nicht zwangsläufig immer selbst auf die Bühne gehen, ich würde auch gerne als Songwriter arbeiten. Da ginge es mir vor allem darum, Inhalte zu transportieren. Und das könnten auch andere Künstler mit meinen Liedern und Texten.

Um welche Inhalte geht es Ihnen dabei im Speziellen?

Röger: Um Themen aus dem Alltag, durchaus mit etwas Gesellschaftskritik. In meinen Texten möchte ich zum Beispiel thematisieren, wie die Gesellschaft mit Kindern umgeht oder wie Kirche und Staat ein Thema wie Homosexualität behandeln. Mein Ziel sind ehrliche und klare Texte. Und da sind eben auch welche darunter, die vielleicht zur Band nicht passen würden.

Sie haben vorhin angesprochen, dass Sie als Solokünstler andere Genres bedienen wollen. In welche Richtung soll es denn gehen?

Röger: Wir haben es als Band sehr gut hingekriegt, unsere Rockschiene durchzuziehen, ohne zum Beispiel Songs zu spielen, auf die wir selbst keine Lust haben. Darum beneiden uns andere Bands aus der Region, die ebenfalls auf Festen spielen. Solo geht es dann wohl eher in die Balladen-Richtung, auch wenn es aufgrund meiner Stimmlage vielleicht eher Rockballaden werden. Eigentlich wäre aber Liedermacher die richtige Beschreibung für das, was mir vorschwebt. Ich bewundere in dieser Richtung Künstler wie Reinhard Mey, Konstantin Wecker oder Hannes Wader, also Menschen, die ehrlich und offen mit ihren Worten umgehen. Ich möchte Texte schreiben, die zum Nachdenken anregen und meine Meinung durch Musik äußern. Außerdem geht es mir aber nicht nur darum, in andere Genres einzutauchen, sondern auch darum, mal mit verschiedenen Musikern zu arbeiten, denn davon haben wir hier in der Region einige sehr gute.

Welche Details zu Ihren Soloplänen sind denn schon spruchreif?

Röger: Ich bin bereits mit den Aufnahmen zu meinem ersten Album beschäftigt und etwa ab August soll es dann offiziell und öffentlich werden. Allerdings habe ich noch keinen Namen für das Projekt. Ich bin noch unsicher, ob das unter Stefan Röger laufen soll. Ich habe auch schon einige Künstler, die mich da begleiten werden, zum Beispiel arbeite ich mit einer super Background-Sängerin, Micha Kreiß. Sie hat schon vor Jahren mit Alexander Hönig gearbeitet. Sie fand sehr gut, was sie von mir bisher gehört hat und ist gerne ein Teil davon, wie sie sagte. Es ist schön, wenn man jemanden hat, der in der Szene schon etwas bekannter ist.

Sie waren vor Kurzem am Projekt „Was für mich Freude ist“ des erfolgreichen Musikers Cris Cosmo beteiligt. Wie kam es dazu und um was handelte es sich da genau?

Röger: Dabei handelte es sich um ein Benefizprojekt der Caritas für Flüchtlinge. Cris Cosmo hat in diesem Zusammenhang auf seinem Instagram-Profil Musiker dazu aufgerufen, ihm Videos und Tonspuren zukommen zu lassen, aus denen dann einige für diesen Community-Song ausgewählt wurden. Ich hielt das für eine sehr gute und unterstützenswerte Idee, also wollte ich gerne mitmachen und habe etwas eingesendet. Ich war am Ende einer von etwa 90 Sängern und Sängerinnen, die quasi im Chor zu hören und auch im Video zu sehen sind. Dazu gab es noch Soloparts von sehr bekannten Musikern wie Peter Maffay oder Rolf Stahlhofen.

Was war das für eine Erfahrung für Sie, am Song beteiligt zu sein?

Röger: Es war definitiv eine Ehre für mich, da mitzumachen. Schade fand ich eigentlich nur, dass es online abgelaufen ist. So ist es schwerer, das groß zu bewerben. Außerdem hätte eine so tolle Aktion einen größeren Rahmen verdient gehabt. Wegen des Benefizgedankens, aber auch wegen der schönen Idee, unbekannte Musiker mit ins Boot zu holen. Aber während der Pandemie geht sowas natürlich nicht als große Live-Show oder so etwas, auch wenn das ein würdigerer Rahmen gewesen wäre, denke ich. So ist es eben mit der Musik während Corona.

Info: Ein Video gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

Zur Person: Stefan Röger

Stefan Röger wurde am 16. September 1986 in Mannheim geboren und wuchs in Brühl-Rohrhof auf. In Brühl besuchte er auch bis zur zehnten Klasse die Marion-Dönhoff-Realschule.

Im Alter von sechs Jahren ging er in die musikalische Früherziehung bei der Musikschule Brühl. Ansonsten hat er sich seine musikalischen Fähigkeiten selbst erarbeitet und sich Instrumente wie zum Beispiel Klavier als Autodidakt beigebracht.

Seit 2012 ist er Sänger der Band „Twisted Spoons“. Auf deren Webseite www.twisted-spoons.de gibt es weitere Informationen zu ihm und der Band. lh

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