Zunftbaum - Gewerbeverein feiert Aufstellung vor den Augen vieler Besucher / Kleine Reminiszenz an die Vergangenheit und das Handwerk

Bunte Farbenpracht löst große Freude aus

Von 
Stefan Kern
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Da liegt der Zunftbaum noch am Boden – zur Freude von Sophie (v. l.), Lisa, Ria, Fleur und Felix, die den Schmuck vor dem Aufstellen erkunden. © Lenhardt

Brühl. So belebt ist der kleine Platz mit dem Goggelbrunnen im Rohrhof nur selten. Aber einmal im Jahr, immer am 1. Mai, wird er sozusagen vom Gewerbeverein mit der Aufstellung des Zunftbaums wach geküsst. Eine durchaus beachtliche Zahl an Gästen will sehen, wie der Gewerbeverein den Baum in die Vertikale bringt. Wobei es mit dem eigens gebauten Kurbelzug nicht mehr ganz so archaisch-romantisch wirkt. Doch ein paar Schweißtropfen fordert der Baum trotzdem noch.

Mit dem Gewerbevereinsvorsitzenden Thomas Zoepke sowie Noel Brue und Klaus Lehr standen gleich drei Männer zum Kurbeln bereit. Begleitet von dem Song „Lucifer“ begann die Aktion Zunftbaumaufstellung. Dabei kurbelten die drei Herren redlich. Doch die Songzeit von vier Minuten und einer Sekunde langte nicht ganz. Rund zehn Sekunden rauschte das Trio über die Zeitmarke hinweg, erntete aber trotzdem viel Applaus, als der Baum stand. Zoepke und Bürgermeister Dr. Ralf Göck wollten das Spektakel dabei durchaus als kleines Ausrufezeichen des Handwerks verstanden wissen.

Im 18. Jahrhundert war der Zunftbaum ganz klar Ausdruck des Stolzes. Das aufkommende Handwerker- und Bürgertum signalisierte damit weithin sichtbar, dass man eine ernstzunehmende gesellschaftliche Stellung habe. Heute sei das natürlich keine Frage mehr. Doch als kleine Reminiszenz an die Vergangenheit könne man diesen Zunftbaum mit seinen 13 Metern Höhe, dem mit farbenfrohen Bändern geschmückten Kranz, den 20 Zunftschildern und dem stolzen Hahn auf der Spitze durchaus verstehen.

Gemütliches Beisammensein

Doch im Mittelpunkt stehe an diesem Tag der Arbeit und des Zunftbaums natürlich das gemütliche Beisammensein. Für die vielen Kinder hieß das nichts anderes, als den Goggelbrunnen zum Spielplatz umzufunktionieren. Das Areal ist nicht wirklich groß. Aber zum Fangen genügte es allemal. Die siebenjährige Sophia und die achtjährige Ria schienen jedenfalls kaum zu bändigen. Beide sind übrigens zum ersten Mal bei einer Zunftbaumaufstellung und sichtlich gespannt, wie das funktioniert. Zu gern hätten sie auch einmal gekurbelt. „Ist vielleicht aber doch etwas zu schwer“, sehen die Kinder ein.

Sekt, Bratwurst – und Sonne

Für die Erwachsenen galt derweil, beschwingt mit einem Gläschen Sekt und einer Bratwurst vom Grill den wunderbar sonnigen Tag anzugehen. Viel mehr, erklärten der Bürgermeister und viele Gäste der Zunftbaumaufstellung, brauche man dafür auch nicht.

Das Leben, so Zoepke, meinte es gut mit ihnen. Dabei vergaß er nicht, dem Bauhof und dem neuen Zunftbaum-Kümmererteam Ariane und Klaus Lehr zu danken. Ohne sie wäre das kleine, aber feine Zunftbaumritual nicht möglich gewesen.

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Brühl: Gewerbeverein stellt seinen Zunftbaum

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Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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