DLRG - Neuer Kurs im Brühler Hallenbad für zehn ehrenamtliche Helfer

Corona bedeutet für Rettungsschwimmer besondere Herausforderung

Von 
Stefan Kern
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Die 17-jährige Marie übt hier mit Christos im Becken des Brühler Hallenbades die Rettung einer bewusstlosen Person – mit den Kenntnissen, die sie bei der DLRG als Rettungsschwimmerin erwirbt, will sie einmal anderen Menschen in Notlagen helfen. © kern

Brühl/Region. „Jeder, der diesen Kurs absolviert, ist ein Gewinn.“ Das galt schon immer. Doch in Corona-Zeiten gewinnt dieser Satz des Ausbilders von DLRG-Rettungsschwimmern Dirk Rentz noch mehr Gewicht. Denn, so Rentz, „das Vergnügen im Wasser wird in den kommenden Jahren von zwei Seiten unter Druck geraten. Zum einen lernen ganze Jahrgänge von Kindern aktuell nur ungenügend schwimmen und zum anderen werden auch die entsprechenden Jahrgänge an Rettungsschwimmer fehlen.“

Die Ausbildung laufe wegen Corona auf Sparflamme. Und das könne sich auf die Sicherheit im Wasser verheerend auswirken. Insofern ist Rentz sichtlich froh über die sieben Männer und drei Frauen, die sich für den Rettungsschwimmerkurs im Brühler Hallenbad angemeldet haben. Jeder von ihnen mache irgendwann vielleicht den Unterschied zwischen Leben und Tod.

Seit 1913 stehen sie am Wasser

In früheren Zeiten war es allgemein nicht üblich, dass die Menschen – quer durch alle sozialen Schichten – schwimmen konnten. Der preußische General Ernst Heinrich Adolf von Pfuel war der Erste, der in den deutschen Landen ganz praktisch gegen diesen Missstand vorging. In seiner 1817 in Berlin gegründeten Flussbadeanstalt in der Spree brachte er Interessierten das von ihm entwickelte Brustschwimmen bei. Er hat sich die Technik bei den Fröschen abgeschaut. Pfuel hatte bereits 1810 Schwimmunterricht für Soldaten der preußischen Armee eingeführt und legte nun in Berlin Wert darauf, dass nicht nur Soldaten, sondern eben auch Zivilisten – insbesondere die Schuljugend – Zugang zu seiner Anstalt erhielten, um das Schwimmern zu erlernen.

1913 veröffentlichte der „Deutsche Schwimmer“, das damals amtliche Organ des Deutschen Schwimm-Verbandes, nach einem Unfall mit vielen Ertrunkenen einen Aufruf zur Gründung einer Lebensrettungs-Gesellschaft. Vorbild war „The Royal Life Saving Society“ in London. Nun sollte auch in Deutschland eine derartige Gesellschaft entstehen und das „Retten lernen!“ deren Ziel sein. Der Aufruf blieb nicht ungehört. Im Oktober 1913 wurde im Leipziger „Hotel de Prusse“ die DLRG ins Leben gerufen.

Gründungsdatum ist unklar

Die Gruppe Schwetzingen-Oftersheim-Plankstadt gehört mit rund 550 Mitgliedern inzwischen zu einer der größten Gruppen im Bezirk Rhein-Neckar. Davon sind, so weist es die Vereinsstatistik aus, rund die Hälfte Kinder und Jugendliche.

Während die Mitgliederzahl noch recht genau anzugeben ist, ist das bei der Angabe eines Gründungsdatums schon sehr viel schwieriger. Im Jahre 1979 jedenfalls beging die DLRG-Gruppe Schwetzingen-Oftersheim-Plankstadt offiziell ihr 30-jähriges Bestehen – das macht unter dem Strich die Gründung 1949 wahrscheinlich, doch die Datenlage ist nicht ganz sicher.

Sicher ist allerdings wiederum, dass sich die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft aktuell für die Zukunft auch ganz offiziell Sorgen macht. Denn die Zahl der tödlichen Badeunfälle bei Kindern steig t. In den ersten sieben Monaten 2021 ertranken in Deutschland 24 Kinder zwischen ein und fünf Jahren. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von sechs Kindern. Bei den sechs- bis Zehnjährigen stieg die Zahl von drei auf neun und bei den Elf- bis 15-jährigen von eins auf neun. Und der vergangene Sommer sei ja noch nicht einmal wirklich ein Badesommer gewesen.

Lichtblicke der Arbeit

Die zehn Kursteilnehmer im Brühler Hallenbad sind für Rentz daher wahre Lichtblicke. Lichtblicke, für die er allerdings einigen Aufwand betreiben muss. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie machen die Organisation dieses Kurses nicht einfacher. Nicht wenige Ortsverbände verzichteten aktuell auf die Ausbildung von Rettungsschwimmer.

Die DLRG Schwetzingen-Oftersheim-Plankstadt, die auch in Brühl nach dem Ende der örtlichen Gruppe aktiv ist, versucht dagegen soweit es möglich ist, die Ausbildung aufrecht zu erhalten.

Ganz unterschiedliche Motive

Teilnehmen kann übrigens jeder, der sich sicher im Wasser fühlt. Die Wasserrettung sei dabei kein Hexenwerk. Die wichtigste Regel wird immer wieder betont: Sich selbst nicht in Gefahr bringen. Jemand, der zu ertrinken droht, sei in Panik und könne für den Retter zu einer Gefahr werden. In diesem Fall gelte, Abstand zu halten und auf den Betroffenen beruhigend einzureden. Im aller schlimmsten Fall, müsse gewartet werden bis der Betroffene bewusstlos sei und er dann in Sicherheit gebracht werden könne.

Das Motiv der zehn Teilnehmer dieses DLRG-Kurses kann auf die Formel,anderen Menschen eine Hilfe sein können, gebracht werden. Barneby, 17 Jahre alt, macht den Kurs, um nie hilflos zu sein. „Ich will helfen können, wenn es darauf ankommt.“ Die 17-jährige Marie treibt genau der gleiche Impuls an. „Einfach wissen, wie man hilft.“

Und auch für die Bundeswehr-Soldatin Isa Weber ist genau das das Ziel. Nico Seibert, derzeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Eppelheim, will in der Lage sein in den verschiedensten Situationen helfen zu können. Und zwar sowohl im Wasser als auch an Land. Darüber hinaus möchte er beruflich zur Tauchstaffel der Berufsfeuerwehr und da könne dieser Kurs nicht schaden.

Für dieses Wissen müssen die angehenden Rettungsschwimmer bei der DLRG nun acht praktische Termine absolvieren. Der Theorieteil wird wegen Corona digital gestaltet. Wenn alles gut geht, sorgen ab Mitte März mit den jetzigen Teilnehmern zehn weitere von der DRLG ausgebildete Rettungsschwimmer für mehr Sicherheit an den Gewässern der Region.

Info: Weitere Informationen unter www.schwetzingen.dlrg.de

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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