Faktencheck

Das ist der Unterschied zwischen Pegelstand und Wassertiefe des Rheins

Was ein Pegelstand ist, wie tief der Rhein eigentlich ist und warum man derzeit auf keinen Fall in ihm schwimmen sollte, haben wir unseren Faktencheck erklärt.

Von 
Catharina Zelt
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Perspektive von oben: Der Altrhein beim Kurpfälzer Reit- und Pferdesportverein (r.) ist derzeit nur noch ein Rinnsal. Auch der Storch schaut sich das an. © Fuchs

Brühl/Region. Der Pegelstand des Rheins bei Speyer liegt nur noch bei 1,94 Metern (Stand Mittwoch. Wer jetzt allerdings denkt, der Fluss sei somit auch genau 1,94 Meter tief, der liegt damit falsch. Wir erklären hier den Unterschied zwischen Pegelstand und Wassertiefe, wie man welchen Wert errechnen kann und warum man jetzt trotz des Niedrigwassers auf keinen Fall im Rhein schwimmen gehen sollte. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Folgenden.

Was ist der Pegelstand eigentlich?

Der Pegelstand gibt nicht die Wassertiefe wieder, sondern ist ein Messwert. Der Pegel selbst ist genau genommen die eigentliche Messeinrichtung. An ihr wird der Pegelstand gemessen, aus dem sich wiederum der Wasserstand ableiten lässt. Der Pegel ist dabei als komplett willkürliches Maß an einem willkürlichen Punkt gewählt.

Ein Bild mit hoher Symbolkraft: Die Kähne im Altrhein in der Nähe des Vereinsheims des Wassersportclubs liegen zumeist schon auf dem Trockenen. © Ertl

Wie viele Pegelstationen gibt es am Rhein?

Es gibt nicht die eine Messstation am Rhein, die Informationen über den Zustand des Flusses bereitstellen kann, sondern viel mehr eine Reihe von Pegelstationen entlang des Flusses. Einige von ihnen bestehen seit über 100 Jahren. Am Rhein führt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes 22 Pegelstationen an. Sie befinden sich unter anderem in Maxau, Worms, Mainz und Kaub. Maßgeblich und repräsentativ für Brühl und die nähere Umgebung ist der Pegelstand in Speyer.

Wie findet man denn nun die Wassertiefe heraus?

Wie tief ist der Rhein denn nun also? Zunächst einmal ist das Profil des Rheins natürlich nicht eben. Sprich: Es gibt nicht eine generelle Tiefe, sondern je nach Punkt einen anderen Wert. Man kann aber dennoch eine ungefähre Wassertiefe ausrechnen. Dafür haben Kapitäne eine Formel: Die Wassertiefe ist die Differenz zwischen dem Wasserstand und der Gewässersohle – jeweils über Normalhöhennull (NHN). Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes strebt bei Speyer eine Fahrrinnentiefe von 2,10 Meter an. Wichtig ist außerdem der sogenannte Gleichwertige Wasserstand (GLW) für den hiesigen Streckenabschnitt. Dieser ist 2015 für Speyer auf 2,41 Meter festgelegt worden – ein recht hoher Rechenwert. Der Pegelstand minus GLW plus 2,10 Meter ergibt also die Wassertiefe. Bei dem Pegelstand von 1,94 Meter ist die Wassertiefe also sogar nur 1,64 Meter. Dieser Wert ist die tatsächliche Fahrrinnentiefe.

Liegt der Fluss bei einem Pegelstand von 0 Metern immer trocken?

Das untere Ende der Pegellatte ist der sogenannte Pegelnullpunkt – dieser Punkt ist festgesetzt, bildet aber nicht den Grund oder den tiefsten Punkt des Flusses ab. Bei einem Wasserstand von 0 Metern würde also nicht zwingend immer das Flussbett trocken liegen, sondern die Pegellatte nicht ins Wasser tauchen.

Ist das auch auf Speyer übertragbar?

In Speyer ist die tatsächliche Wassertiefe derzeit niedriger als der Pegelstand. Neben dem Pegelstand wird der gleichwertige Wasserstand für die Errechnung der Fahrrinnentiefe benötigt. Für einen Flusspegel wird der GLW als der Pegelstand definiert, bei dem die Solltiefe der Fahrrinne garantiert ist, erklärt Claudia Thoma, Pressesprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Die Solltiefe liegt bei 2,10 Metern – der GLW bei 2,41 Metern. Damit ist der GLW in Speyer im Vergleich zu anderen Pegelstationen recht hoch. In Mainz liegt er beispielsweise nur bei 1,68 Metern, in Worms sogar nur bei 72 Zentimeter. Da der Pegel jetzt deutlich unter dem GLW, aber über der Sollfahrrinnentiefe liegt, ist auch die Wassertiefe geringer.

„Fähre außer Betrieb – Niedrigwasser“: Die Anlegestelle der Kollerfähre ist verwaist. Wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, ist ungewiss. © Wolfgang Schwindtner

Was waren die höchsten und niedrigsten Wasserstände in Speyer jemals?

Der niedrigste Wasserstand des Rheins, der je am Pegel in Speyer gemessen wurde, betrug laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes 1,52 Meter und stammt vom 4. Januar 1954. Der höchste hingegen betrug 8,86 Meter und wurde am 31. Dezember 1882 gemessen. Allerdings gilt es bei diesen beiden Extremwerten zu beachten, dass der heutige Pegelnullpunkt des Rheins in Speyer erst seit 2017 gilt – direkt mit dem aktuellen Stand vergleichbar sind die beiden Zahlen also nicht.

Ist es sicher, zurzeit im Rhein zu schwimmen?

„Nein“, sagt Dr. Marc Hemberger vom Schwetzinger Ortsverein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der auch für die Belange von Brühl zuständig ist. Dieser Rat habe allerdings nicht nur mit der jeweiligen Tiefe zu tun – wo Schiffe fahren, sollte man generell nicht schwimmen. Zudem sei der Rhein jetzt aber noch gefährlicher, da er wegen der Trockenheit enger ist und somit noch weniger Platz sei, um den noch fahrenden Schiffen auszuweichen.

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