Brühl. „Demenz ist brandaktuell. Alleine deswegen darf sie kein Tabuthema sein.“ Damit fasst Rudi Bamberger, der Behindertenbeauftragte der Gemeinde, die Notwendigkeit des Infostandes zu ebendiesem Themenkomplex auf dem Edeka-Parkplatz bereits optimal zusammen. Der genauere Anlass für die vom Netzwerk Brühl/Rohrhof organisierte Informationsmöglichkeit ist der Weltalzheimertag am 21. September. Der fällt in die Woche der Demenz, die vom 19. bis zum 25. September stattfindet und steht dementsprechend unter dem Motto „Demenz – verbunden bleiben“.
„Zwar sind Alzheimer und Demenz nicht das exakt Gleiche, aber die Auswirkungen sind es eben doch“, erklärt Bamberger den Zusammenhang. „Demenz rückt immer mehr in den Vordergrund. Das liegt daran, dass die Menschen im Schnitt älter werden, aber auch daran, dass sich mehr Betroffene trauen, über die Krankheit zu sprechen.“
Pandemie hat Lage verschärft
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben, so Rudi Bamberger, die Lage für Demenzkranke merklich verschlimmert. „Viele Menschen sind vereinsamt. Wer an Demenz leidet, braucht vor allem das gewohnte Umfeld und die bekannten Gesichter“, erläutert er. Deshalb hofft er auch, dass – sollte es wieder mehr Einschränkungen geben – mögliche Zugangsbeschränkungen zu beispielsweise Pflegeeinrichtungen weniger drastisch ausfallen. „Es ist jedoch empfehlenswert, dass Betroffene möglichst lange zu Hause in dem Umfeld bleiben können, das sie kennen. Aber dann ist es für Angehörige sehr wichtig, sich Hilfe und Unterstützung zu holen“, sagt der Behindertenbeauftragte und verweist damit einerseits auf seine Aufgabe in der Gemeinde, aber auch auf das Netzwerk selbst. Am Infostand liegt Material zahlreicher Organisationen und Vereine aus, die Betroffenen und Angehörigen helfen können.
Dazu gehört auch die Nachbarschaftshilfe, vor Ort vertreten durch Elke Rinderknecht aus dem Leitungsteam. Während in vielen Fällen, in denen ältere Menschen Unterstützung benötigen, beispielsweise beim Arzt- oder Friseurbesuch, keine fest zugeteilten Helfer notwendig sind, ist das in Fällen von Demenz meist unabdingbar. „Wir können die Menschen ja in die Hände von Helfern geben, die ihnen völlig fremd sind“, führt sie aus.
Freies Reden hilft
Ganz wichtig sei es für die Helfer, den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, einfach mal frei zu sprechen. „Angehörige sehen oft nur die Erinnerungen oder Fakten, die einem Demenzkranken plötzlich fehlen, weil sie die Person mal anders kannten. Als Außenstehender kann man da eine andere Perspektive haben. Dann merkt man oft, dass Betroffene sehr bereitwillig und frei über das sprechen, woran sie sich eben noch erinnern können und das hilft ihnen sehr“, weiß Rinderknecht zu berichten. Doch auch sie spürt, wie sie selbst sagt, dass Demenz immer häufiger wird. „Und es trifft nicht nur alte Menschen“, gibt sie zu verstehen. „Manche sind gerade mal 60. Da kommt es vor, dass die Helfer älter sind als die Betroffenen selbst. Das ist erschreckend.“ Umso wichtiger ist die Aufklärung zu diesem Thema, das tatsächlich nicht tabu sein darf.
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