Brühl. Das Ende naht. Verbreitet dieser Ausspruch im Umfeld von Endzeitfantasien oft Angst und Schrecken, ist er in diesem Zusammenhang das Gegenstück – eine frohe Kunde. Der Damm entlang der Fasanerie in Brühl soll im September nach über fünf Jahren Sperrung wieder freigegeben werden. Die Sanierung des Rheinhochwasserdamms XXXVIII, so die offizielle Bezeichnung, soll im kommenden Monat abgeschlossen werden, teilt das verantwortliche Regierungspräsidium Karlsruhe mit.
Zwar laufen die Bauarbeiten aktuell „insbesondere aufgrund von vergangenen Starkregenereignissen sowie hoher Wasserstände im Rhein“, wie es in der Antwort des Regierungspräsidiums auf Anfrage dieser Zeitung heißt, mit einer Verzögerung „von wenigen Wochen“, der Abschluss der Baumaßnahmen im September sei laut der Sprecherin dennoch „nach aktuellem Stand weiterhin machbar“.
Auslöser für Dammsanierung in Brühl vor sechs Jahren
Erforderlich wurde die Sanierung nach einem Zwischenfall vor sechs Jahren. 2018 hatte sich eine Winkelstützmauer abgesenkt, wodurch es zu Rissbildungen und Löchern auf der Dammkrone kam. Der Fußgänger- und Radweg ist seitdem aus Verkehrssicherheitsgründen gesperrt.
Bevor die Sanierung im Februar überhaupt begonnen werden konnte, waren vorbereitende Arbeiten vonnöten. Im November 2023 waren dafür Bewuchs und Bäume von der Dammsohle weggerückt und in einem angrenzenden Grundstück wieder eingepflanzt worden, um eine baumfreie Zone von rund zehn Metern zu gewährleisten. Durch den sogenannten Geholzübertrag, bei dem Umsetzungs- und Umsiedelungsmaßnahmen durchgeführt wurden, wurde sichergestellt, dass Vögel während ihrer Brut- und Vegetationszeit nicht durch die Baustelle beeinträchtigt werden. Erst dadurch konnten die Maßnahmen zeitlich unabhängig – und nicht nur außerhalb der Brutzeit zwischen Oktober und Februar – erfolgen.
Was seit Februar in Brühl passiert ist
Laut Regierungspräsidium wurden in den vergangenen sechs Monaten auf dem rund 280 Meter langen Abschnitt zunächst die Mauersteine der abgesenkten Winkelstützmauer zurückgebaut und durch Spundwände ersetzt. Aktuell werden die letzten Betonierarbeiten für die Ortbetonwand durchgeführt. „Diese können in den nächsten Wochen abgeschlossen werden“, so die zuständige Stelle aus Karlsruhe. Steht die Betonwand, sind im letzten Schritt Erd- und Wegebauarbeiten erforderlich.
Nach derzeitigem Stand sei davon auszugehen, dass die veranschlagten 1,3 Millionen Euro Kosten für die Sanierung eingehalten werden könnten. Das ausführende Regierungspräsidium hält sich aber ein Hintertürchen offen: „Eine genaue Kostenermittlung erfolgt mit Aufmaß/Schlussrechnung.“
Hauptsammler vom Brühler Damm bis jetzt wohlauf
Zu berücksichtigen ist bei der Ertüchtigung der Hauptsammler. Er verläuft unter dem bestehenden Damm und leitet das Abwasser aus einem großen Teil der Gemeinde zentral zum Klärwerk zwischen Brühl und Ketsch.
„Wir hatten darauf zu achten, dass der Hauptsammler nicht beschädigt wird“, beschreibt Brühls Bürgermeister Dr. Ralf Göck die Aufgabe der Gemeinde, die bei den Arbeiten lediglich die Zuschauerrolle einnimmt. „Dies gelang. Bis dato“, heißt es noch vorsichtig aus dem Rathaus.
Dem Regierungspräsidium zufolge wurde die Unversehrtheit des Hauptsammlers gewährleistet, indem in dessen Nähe auf den Einsatz von schwerem Gerät verzichtet wurde. Die Bauarbeiten seien dadurch nicht beeinträchtigt. Dem Entfernen der Stützwände, Container und Bauzäune im kommenden Monat und damit der Freigabe des für die Gemeinde wichtigen autofreien Schulwegs scheint nach Jahren der Sperrung damit nur noch wenig im Weg zu stehen. „Wenig“, weil sich das Regierungspräsidium – wie es bei monatelangen Baustellen Usus ist – nicht final auf ein Enddatum festnageln lässt. Grundsätzlich sei „bei Projekten dieser Größenordnung immer damit zu rechnen, dass sich unvorhersehbare Verzögerungen ergeben“, bleibt die Sprecherin unverbindlich.
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