Brühl. Was hat der englische Fußballclub Norwich mit Kanarienvögeln und dem Brühler Züchter Kurt Körner zu tun? Nun ja, Norwich hat als Wappentier einen gelben Kanarienvogel, Kurt Körner ist Fußballfan und züchtet "Berner Kanarien" in den Farbschlägen "Schimmel", "Intensivgelb" und "Weiß".
In der Garage, wo es bereits aus 60 Kehlen ordentlich zwitschert, bevor wir eintreten, weist deshalb das Emblem der Kicker den Weg zum Zuchtraum. Körner ist Mitglied im Kanarienzucht- und Vogelschutzverein (KZV) Schwetzingen, im Kanarienvogelschutzverein Brühl und etlichen weiteren Vereinigungen auf Landes- und Bundesebene.
"Das Wappen von Norwich musste sein", strahlt der 67-Jährige, der mit seinen Piepmätzen schon zweimal Weltmeister geworden ist - zuletzt 2016 beim 64. Championnat Mondial des Oiseaux d'Élevage (Weltmeisterschaft der Vogelzucht), das von 21. bis 24. Januar vergangenen Jahres in Matosinhos in Portugal stattfand.
Eine ganz andere Geschichte
Im beschaulichen Brühl-Rohrhof hat er 2005 mit der Vogelzucht begonnen. Warum? "Das ist eine ganz andere Geschichte", überrascht Körner damit, dass ein Baum im Garten wegmusste. "Ich wollte gerne einen kleinen Teich anlegen, aber die Damen des Hauses wollten das nicht", träumte er einst von Koi-Karpfen und beschaulichem Wasserplätschern in der heimischen Garten-Oase. Heute gibt es im Keller neben der Sauna immerhin ein Aquarium.
Nach kurzer Überlegung baute er ein gut dimensioniertes Vogelhaus - eine Groß-Volière. Der Züchter sagt: "Schon damals hatten es mir die Kanarienvögel angetan." Also kaufte er die dazu. Um sich zu informieren und dazu zu lernen in Sachen Vogelpflege "und weil die Vogelzüchter unter meinen Bekannten das geradezu forcierten, nachdem sie die Volière gesehen hatten", schmunzelt Körner, trat er in den Schwetzinger und in den Brühler Verein ein. Klar, dass recht schnell auch die Frage des Züchtens aufkam, denn wer im Verein ist, der eben auch züchtet. Es gab vieles zu lernen, aber immer konnte sich Körner auf die Hilfe und Begleitung der Vereinskollegen verlassen. "Das hat sehr geholfen", erinnert er sich an Tiefschläge wie Milbenbefall, der für Jungtiere eigentlich immer tödlich endet.
"Wenn man es nicht weiß und es warm wird, dann bricht der Befall gnadenlos aus", weiß er noch, wie nur zwei Vögel im ersten Zuchtjahr übrig blieben, "davon wurde einer gleich 2005 badischer Meister", schüttelt Körner fast ungläubig den Kopf. Das war aber für ihn Motivation, weiter zu machen.
Also ging es munter weiter, zweimal lässt er die Jungtiere jährlich brüten. Dabei gibt es auch Rückschläge: Ab dem fünften Tag kann man per Lampe kontrollieren, ob die Eier befruchtet sind. "Sind sie dunkel, ist ein Küken drin, sind sie hell, dann liegt keine Befruchtung vor", schildert er die Spannung, bis der Erfolg bekannt ist.
Ausstellungen unmöglich
Neben dem speziellen Kanarienvogelfutter gibt es, nachdem etwa 14 Tagen später die Küken geschlüpft sind, so genanntes Ei-Futter dazu. Noch mal 30 Tage später sind die Jungen flügge und der an den Käfig anhängbare Nestkörper wird abgenommen und gereinigt. Danach wird ein neuer angehängt und Nistmaterial in den Käfig gelegt und das ganze Spiel beginnt von vorne.
"2016 war ernüchternd", sagt Körner, weil die Vogelgrippe alle Ausstellungen im der zweiten Jahreshälfte unmöglich machte. Zur Weltschau wollte er gerne fahren, jedoch: "Wäre dort ein Fall aufgetreten, dann wären alle Tiere konfisziert worden, damit sich das nicht ausbreitet." Also blieb er in Brühl.
Für Ende dieses Jahres - sollte nicht wieder die Vogelgrippe dazwischenfunken - sieht er positiv in die Zukunft, will alle Schauen mitmachen. Die beginnen mit den aktuellen Jungtieren, die im Spätsommer schlüpfen, ab Ende Oktober mit der Schwetzinger Ausstellung. Das Finale ist die Weltmeisterschaft Ende Januar. Mit einem Blick auf die unzähligen Auszeichnungen in Form von Pokalen, Rosetten, Bändern, Medaillen und Urkunden verabschieden wir uns vom Brühler Züchter, dessen Enkel (sechs und zweieinhalb Jahre) auch ihren Spaß an den zwitschernden Gesellen haben.
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