Brühl. Die zehnjährige Elham strahlt. Vor fünf Jahren ist sie mit ihren Eltern Hayatolla und Saleha Habibi und Bruder Omid aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Drei Jahre lang lebte sie in einer Gemeindeunterkunft in Brühl, gemeinsam mit ihrer fünfköpfigen Familie. Es war nicht immer leicht für Elham und ihre Familie, besonders die Wohnverhältnisse machten ihnen zu schaffen. Aber jetzt ist die Familie Habibi glücklich – sie haben in der Hufeisengemeinde eine Wohnung gefunden.
Über Monate hat die Familie im Internet und in Zeitungen nach einer neuen Bleibe gesucht, „aber eine Wohnung zu bekommen ist schwierig, vor allem als Flüchtlingsfamilie“, erklärt Raquel Rempp, die die Familie ehrenamtlich betreut. Viele Wohnungsbesichtigungen und anschließende Absagen hatte die Familie bereits hinter sich, als sie Rempp von einer weiteren Anzeige, die sie gefunden hatten, erzählten.
„Ich habe den Vermieter direkt angerufen und ihm die Situation geschildert“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Dieser wollte „eigentlich nicht an Flüchtlinge vermieten“, aber noch am gleichen Tag durfte die Familie sich die Wohnung ansehen. „Die Wohnung ist super – mit Balkon, Keller und drei Zimmern“, schwärmt die ehrenamtliche Helferin. Als dann die Zusage für die Wohnung gekommen sei, habe die Familie Habibi sich „super gefreut“.
Schwer, Arbeit zu finden
„Die Miete wird zunächst vom Landratsamt bezahlt. Der Vater Hayatolla ist zwar seit Wochen auf der Suche nach einer Arbeit, aber in der Corona-Krise ist es wirklich schwer, etwas zu finden“, betont Rempp. Kurzerhand habe sie die Formulare und nötigen Nachweise organisiert, an die Behörden geschickt und angefangen, die Wohnungseinrichtung zu arrangieren.
„Es war toll, wie viele Menschen mich und die Familie Habibi unterstützt haben – besonders Margit Ro-the und Maite Viusa sowie viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Softwareunternehmens SAP waren sehr hilfsbereit, sodass wir nun fast die ganze Einrichtung beisammen haben“, sagt Raquel Rempp und lächelt. „Ich möchte mich auch bei Frau Marsha Figueroa von der Gemeinde Brühl bedanken“, fügt sie hinzu.
Auch andere motivieren
Seit dem 1. Februar wohnt die Familie nun in ihrem neuen Zuhause und ist glücklich. Ohne Hilfe, so ist anzunehmen, hätten sie die Wohnung wahrscheinlich nicht bekommen. Erfolgsgeschichten wie diese motivieren Raquel Rempp weiterzumachen, weiter anderen zu helfen. Seit Monaten bekommt sie täglich anonyme Anrufe, der Hass im Netz wurde so schlimm, dass sie ihren Facebook-Account löschte.
Sogar ein anonymer Brief mit sehr unschönen Beleidigungen gegen die Helferin und die Flüchtlingsfamilie habe sie in ihrem Briefkasten gefunden. Aber all das könne sie nicht davon abhalten, anderen ihre Hilfe anzubieten – egal, woher derjenige komme, betont sie.
„Es ist wichtig, dass man sich nicht von feigen anonymen Schreibern einschüchtern und in seinen Aktivitäten im Sinne der Menschlichkeit bremsen lässt. Wenn jeder von uns nur einem Menschen hilft, ist uns allen viel geholfen“, sagt Raquel Rempp und möchte damit auch andere motivieren.
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