Festhalle

Filmfestival der Generationen in Brühl: Das Leben als langer, unruhiger Fluss

Der Film „Enkel für Anfänger“ bedeutet ein generationenübergreifendes Erlebnis – „Gemeinsam ist immer besser als allein“ gilt als eine der Kernbotschaften.

Von 
Stefan Kern
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Enkelerfahren: Uschi Wippert (l.) und Gertrud Storf genießen den Moment. © Kern

Brühl. Freundlich sind die Zeiten gerade nicht. Vom Klimawandel über den Krieg in der Ukraine bis zur Inflation sind die europäischen Gesellschaften ordentlich unter Stress. Und auch wenn es wichtig ist, die Dinge im Blick zu haben, so tut doch etwas Ablenkung, die das Herz für ein paar Momente etwas erleichtert, Not. Und so kam das Filmfestival der Generationen, mit seinem Film „Enkel für Anfänger“, den die Gemeinde gemeinsam mit dem Gesundheitsforum in der Festhalle präsentierte, gerade recht.

Der Film über das Alter, die Frage, ob das Alter ein Leben im Farbton beige sein muss und wie das mit dem generationenübergreifenden Zusammensein eigentlich so ist, entwickelte sich hier zu einem fröhlichen Ereignis. Wobei Uschi Wippert und Gertrud Storf, beide über 80 Jahre alt und enkelerfahren, den Film dazu fast nicht gebraucht hätten. Mit einem Glas Sekt beziehungsweise Sektorange genossen die beiden sichtlich den Trubel in der Festhalle. Ausgehen, egal weswegen, sei immer schön. Es war eine Sicht, die hier Viele teilten und so war die Stimmung herrlich gelöst.

Die Handlung des Films ist schnell erzählt. Karin, gespielt von Maren Kroymann, Philippa, gespielt von Barbara Sukowa und Gerhard, alias Heiner Lauterbach, haben ihre wildesten Zeiten hinter sich und langweilen sich. Die Idee einer Enkel-Patenschaft kommt da mehr oder weniger wie gerufen.

Filmfestival der Generationen in Brühl: Senioren als Sinnsucher

Ein Entscheid, der das Leben klar wieder unruhiger machte, aber eben auch lebendiger. Die Melange aus Kindern, Jugendlichen, Eltern, die mit Bio und GPS-Tracker arbeiten, sowie Senioren auf Sinnsuche, versetzten den ruhigen Fluss des Lebens durchaus wieder etwas in Wallung. Es ist schnell klar, das Leben muss nicht beige sein. Kurzweilig und mit vielen Pointen sorgt der Film für viele Lacher und fröhliche Gesichter. „Sicher ist nicht immer alles einfach, aber gemeinsam ist immer besser als allein.“ Ein Satz, den auch Uschi Wippert sagt. Sie hat zwei echte Enkel und zwei Patenenkel in Ketsch, mit denen sie viel Zeit verbringt. „Fast nichts ist so schön, wie ein Kind, das mit einem Lächeln auf einen zu rennt.“ Klar sei das auch manchmal fordernd. Aber so sei Leben, das schön ist.

Begeistert zeigten sich auch Uschi Dietmar-Tippl und die 25-jährige Celine Lazarus. „So viel schmunzeln muss ich selten“, so Uschi Dietmar-Tippl. Und auch Celine Lazarus fand super, wie sich der Film den verschiedenen Generationen näherte und verdeutlicht, dass gelingendes Leben nur gemeinsam gehe.

Ja, am Ende war etwas viel Happy End, aber das trübt die Bilanz überhaupt nicht. Wie das ist mit dem Älterwerden und das es keine intergenerationelle Einbahnstraße gibt, arbeitete der Film hervorragend heraus. Beige sollte das Leben nie sein und auch ein Treppenlift, sicher manchmal wichtig und unumgänglich, ist nicht das Zentrum des Seniorenseins.

Brühls Bürgermeister Ralf Göck: „Grandios“

Für mich, daran ließ auch Bürgermeister Dr. Ralf Göck keine Zweifel aufkommen, „war das ein grandioser Film“. Auch weil damit in der Hufeisengemeinde endlich wieder einmal etwas Kino-Atmosphäre herrschte. Dass Brühl kein Kino mehr hat, nimmt der Bürgermeister als Defizit wahr.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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