Brühl. Der Förderkreises Dourtenga hielt die Hauptversammlung in der Gaststätte „Brühler Hof“ ab. Vorsitzender Hans Zelt begrüßte ein Dutzend Mitglieder zu den Berichten über die Partnergemeinde im westafrikanischen Burkina Faso. Das Comité de Jumelage habe kürzlich mitgeteilt, „dass in Dourtenga Ruhe herrscht, was aber nicht in allen Gemeinden der Provinz der Fall ist“. Man könne nicht über die Situation in Burkina Faso sprechen, ohne über die Sicherheitslage zu reden, meinte Zelt. Sicherheitsrelevante Vorfälle haben dort seit 2018 stetig erheblich zugenommen und zu einem starken Anstieg von Binnenflüchtlingen geführt. Im Januar hat in Burkina Faso ein Militärputsch stattgefunden. Auch wenn das Alltagsleben mittlerweile weitgehend zur Normalität übergegangen sei, bleibe die Gesamtlage aufgrund der Machtübernahme des Militärs grundsätzlich angespannt und könne sich auch kurzfristig wieder verschlechtern.
Zelt berichtete von Maßnahmen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, der Militärregierung in Burkina Faso und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Letztere habe auf Menschenrechtsverstöße, die auch willkürliche Tötungen durch die Regierung und die Extremisten und verschwundene Menschen einschließen, hingewiesen. Terroristische Angriffe könnten jederzeit und überall in Burkina Faso passieren, die terroristischen Gruppen seien besonders an der Grenze zu Mali und Niger aktiv.
Auch die Arbeit des Förderkreises in Dourtenga könnte ein Terroristenziel sein, sagte der Vorsitzende. Unbekannte Täter sollen im Land Wasseranlagen sabotiert und Wasserstellen gezielt verunreinigt haben, mehr als eine Viertel Million Menschen seien Opfer eines „Wasserkriegs“. Gleichzeitig müsse man mit einer Hungerkrise, die in Afrika rund 1,5 Milliarden Menschen betreffe, rechnen.
Arbeit weiter fortsetzen
Zelt appellierte an die Versammlung, die Arbeit fortzusetzen. Man könne davon ausgehen, dass das Geld ankomme und zweckverwendet werde. Das Comité de Jumelage habe Belege zur Mittelverwendung vorgelegt. Die Arbeiten an der Landwirtschaftsschule gingen voran: „Das Hauptgebäude steht, derzeit sind die Stallungen im Bau. Die Arbeiter werden nach Baufortschritt bezahlt.“
Positive Meldungen gibt es auch für den Schulbereich. Corona und Terror hätten zwar zeitweise zu Schulschließungen geführt, umso höher müsse man die Leistung der Absolventen bewerten. In einem Land mit einer Analphabeten-Quote von 70 Prozent sei eine Beschulungsquote in der Grundschule von Dourtenga mit 86,5 Prozent ein hervorragendes Ergebnis, meinte Zelt: „Die Zusammenarbeit funktioniert trotz aller Widrigkeiten und die Menschen in Dourtenga brauchen uns, gerade in diesen unsicheren Zeiten.“
Der Verein habe deshalb auch beschlossen, den Afrikatag am Wochenende 17. und 18. September im Garten der Villa Meixner durchzuführen. Das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen des Vereins werde aber nicht in den Vordergrund gestellt, man wolle aus aktuellem Anlass dem Thema Flucht und Vertreibung eine künstlerische Plattform bieten.
Schriftführerin Daniela Laucks-Gust stellte das vorläufige Programm vor. Am Samstag, 17. September, wirken der Hort der Jahnschule, der Chor „Intakt“ und die Band „Gambia One World“ aus Heidelberg mit. Letztere spielt auch am Sonntag, 18. September, den außerdem die Kerweborscht, der Sonnenschein-Hort und zwei Gitarrenensembles mitgestalten.
Terror verbreitet Angst
Die langjährige Vorsitzende und jetzige Beisitzerin Renate Dvorak verlas den aktuellen Bericht des verhinderten Ehrenvorsitzenden Klaus Krebaum: „Die Sicherheitslage in Burkina Faso hat sich seit der Machtübernahme durch die Armee im Januar weiter verschlechtert. Mehr als zwei Drittel des Landes stehen jetzt nicht mehr unter der Kontrolle der Regierung. In allen Grenzgebieten nimmt die Zahl der Überfälle zu, bei denen schon Tausende von Zivilisten umgekommen sind. Bald zwei Millionen Binnenflüchtlinge hat das Land zu verkraften. Auch die etwa einem Landkreis entsprechende Provinz Koulpelogo, in der Brühls Partnergemeinde Dourtenga liegt, wurde schon Opfer terroristischer Überfälle. Einige Nachbargemeinden waren davon betroffen und die Menschen in Dourtenga leben in ständiger Angst vor dieser Gefahr, der sie schutzlos ausgeliefert sind.“
Auf einem guten Weg
Bürgermeister Dr. Ralf Göck bestätigte Kontakte nach Dourtenga per E-Mail. Brühl werde sich die Erlaubnis holen, das Klimaprojekt mit den ehemaligen Partnern weiterführen zu dürfen. Die ersten Geldmittel seien bereits geflossen. Jetzt würden 2500 Bäume gepflanzt und zwei Versuchsflächen für landwirtschaftliche Anbaumethoden von zwei Preisträgern des Alternativen Nobelpreises angelegt.
Gabriele Rösch berichtete über die Patenschaften und den Kontostand. Insgesamt 358 Kinder werden unterstützt, ein Pate allein kümmert sich um 20 Kinder. 68 000 Euro wurden nach Dourtenga überwiesen, 20 000 Euro für die Patenkinder. Besonders stolz könne man auf die Mädchen sein, der Prozentsatz sei bei den Abschlüssen von Grundschule, Realschule und Gymnasium hoch: „Wir sind auf einem guten Weg.“
Kassiererin Gabriele Jordan führte in ihrem Bericht über das Vereinskonto 112 Mitglieder auf. Sechs Neuen steht ein Austritt gegenüber. Leider seien im vergangenen Jahr alle Veranstaltungen und damit auch mögliche Einnahmen weggebrochen. Die Kassenprüfer Dr. Ralf Göck und Peter Laucks bescheinigten einwandfreie Buchungen: „Das Geld ist gut angelegt.“ Kassiererin und Vorstand wurden einstimmig entlastet.
Eine erfreuliche Nachricht kam noch von Vroni Pfister. Die Kolpingfamilie wird den Erlös aus dem Hungermarsch wieder an den Förderkreis Dourtenga spenden.
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