Rohrhöfer Göggel - Zweiter Nachtumzug mit mehr als 1200 Teilnehmern in 60 Zugnummern und zahlreichen Besuchern / Schwäbisch-alemannische Verkleidungen sorgen für besondere Atmosphäre

Hexen und Monster läuten fünfte Jahreszeit ein

Von 
Sabine Zeuner
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BRÜHL. Zur schaurig-schönen Geburtstagsparty unterm hellen Vollmond hatten die Rohrhöfer Göggel eingeladen und eine Mega-Straßenparty auf die Beine gestellt. Und Beine waren es exakt 2438, die auffällig kostümiert oder als Guggemusiker durch die Straßen zogen. Hunderte Menschen säumten jubelnd und feiernd die Straßenränder. Ein Lindwurm der schwäbisch-alemannischen Art wand sich Schabernack treibend für mehr als zwei Stunden zwischen den Häusern hindurch.

Ein Schelm, der Böses bei dieser Art Geburtstagsparty dachte: Mal schnell einen grimmig dreinschauenden Wolf streicheln? Sich die Haare von Gnomen durchwuscheln lassen? Von einer Hexe einen Lolli und einen schwarzen Strich ins Gesicht bekommen? Die Handys und Fotoapparate waren gezückt für einen närrischen, schaurig-schönen Umtrieb beim zweiten Rohrhofer Nachtumzug.

Ordentlich kalt war es, aber es blieb trocken und gespenstisch vom Vollmond beleuchtet. Eine passende Lichtshow zu den Hexenjägern und Dämonen, die gruselig dreinblickend die Menschen erschreckten. „Wie bestellt“, kommentierte ein Zuschauer, andere artikulierten: „Echt geil, Rohrhof.“ Insgesamt war die Stimmung eher ausgelassen. Wild trieben es teilweise die Hexenzünfte, die sich „Opfer“ vom Straßenrand schnappten, sie mit Schminkstiften im Gesicht bemalten und es auf die Schnürsenkel abgesehen hatten. Eine etwas andere, nicht wenig amüsante Weise, Geburtstag in Großdimension zu zelebrieren. Elf Jahre gibt es die Goggelzunft unterm Dach des Muttervereins, des CV Rohrhöfer Göggel, schon, zudem feiert der Jugendelferrat sein erstes Narrenjubiläum mit satten elf Jahren Bestand.

Alttraditionelle Zunftgruppen

Grund genug für die Göggelzunft, zum zweiten Mal nach dem sehr erfolgreichen Premieren-Nachtumzug vor zwei Jahren die alttraditionellen Zunftgruppen einzuladen, nach Art der schwäbisch-alemannischen Fasnacht durch die Straßen zu ziehen. Über 1200 Umzugsteilnehmer in mehr als 60 Zugnummern bevölkerten die von vielfach kostümierten Schaulustigen und Fasnachtsfans umsäumten Straßen, die gerne die Straußwirtschaften in den Hofeinfahrten nutzten.

Großes Getümmel gab es am frühen Nachmittag schon, als die ersten Gäste mit insgesamt 23 Bussen und 128 Autos eintrafen und rund um den Gockelbrunnen bei Bratwurst, Steak und Co. mit einem heißen Glühwein für das Stimmungsplus sorgten, bevor es auf die ratternde, knatternde, laut musikalische Zug-Tour ging. Gleich 50 Mann stark kamen die Karlsterner Hexenzunft und der Narrenbund Schellau aus Schellbronn als größte Gruppen.

„Die weiteste Anreise hatten die Niederämmedinger Kinzgeschreckli aus Emmendingen mit 180 Kilometern“, freute sich Göggel-Präsident Christian Nordheim, dass über 70 Aktive aus seinem Verein zusammen mit zehn weiteren Unterstützern vom ASV Rohrhof und ASV Neckarau mitanpackten für den reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung. Sicherheit wurde dabei großgeschrieben: Feuerwehr, Rotes Kreuz und viele Ordner waren unterwegs.

Hexen, Fabelwesen, Sagengestalten und Dämonen zeigten sich auf der moderierten Runde: An zwei neuralgischen Zugwegpunkten waren Jochen Ungerer, Kulturbeauftragter der Kommune, und Bürgermeister Dr. Ralf Göck als Sprecher platziert, die mit Informationen alle Gruppen vorstellten. Ihrer Motivation, sich den Narrenrufen anzuschließen, kam man gerne nach. Geschmettert wurde unter anderem: „Narri, narro“, das typische „Goggel kikeriki“ fürs Geburtstagskind, „Buzzelhexe, hex, hex“ oder gar „Hex, hex, obe nei.“ Oben rein in die Kragen der Winterjacken steckten die Hexen den Zuschauern gerne mal händeweise Konfetti, das dann nett kitzelnd unter der Kleidung „spazierenging“.

Akrobatik und Schelmereien

Die teilweise sehr großen Gruppen legten echte Akrobatik auf die Straße oder zwickten mit ausfahrbaren Zangen aus Holz die Zaungäste, überschütteten alle, die sich nicht in Sicherheit brachten, mit Glitzer oder steckten behänd einen Lolli in den Mund. Ordentlich Wumms der musikalischen Art verliehen die Guggemusiken, denen voran als Eröffnungsgruppe die Morschbachdeifel aus Bad Wimpfen rockig und poppig den Zug auf den Weg brachten.

Ihnen folgten in knappem Abstand der Einscheller der Goggelzunft, Harald Müller, mit seinen Göggeln und der ebenfalls elf Jahre alte Jugendelferrat der Rohrhöfer Göggel. Abwechselnd aufgestellt mit zehn Guggemusiken und durch diese lautstark angeheizt ergab sich ein munteres Schauspiel diverser Zunftgruppen, die die Tradition der Fasnacht „Uff de Gass“ zelebrierten. Gut zweieinhalb Stunden dauerte allein der Umzug, die Party im Narrendorf klang nach Mitternacht in der Kälte mit einer heißen Fete rund um den Gockelbrunnen aus.

Info: Viele weitere Bilder unter www.schwetzinger-zeitung.de

Brühl

Brühl: Mehr als 60 Zugnummern beim zweiten Rohrhöfer Nachtumzug

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