Villa Meixner - Neun Kunstschaffende aus der Gemeinde stellen ihre Arbeiten vor / Gutbesuchte Vernissage spricht viele Sinne an / Illumination des Gartens

Hier begegnet die Mamba dem Eiffelturm

Von 
Sabine Zeuner
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BRÜHL. Immer wieder bremsten Passanten ihre Schritte, Fahrer ihre Autos, um den etwas anderen Anblick der Villa Meixner zu genießen – eingetaucht in magentafarbenes, blaues und grünes Licht wirkte das Jugendstil-Kleinod mystisch-anziehend. Der umgebende Garten schimmerte ebenfalls bläulich, an vielen Stellen dezent erhellt, Kunstwerke ins Licht rückend und lud ein zu schauen und zu staunen.

Ins andere Licht tauchte Wolfgang Potsch, einer der Beteiligten an der vielfältigen Ausstellung „Parallele Gegensätze“ mit Werken von insgesamt neun ganz unterschiedlich Kreativen aus der Gemeinde, den Kulturtempel. Ein etwas anderer Event eröffnete die Schau, der einiges geboten hat, der als „Vernissage-Kulturabend“ in die Historie der Ausstellungen in Brühls guter Stube eingehen wird.

Klassische Musik, interpretiert von Lee Hirsch am Piano und Yoo-Jin Gabriel am Cello, rief die sehr zahlreichen Besucher in den großen Saal der Villa. Bürgermeister Dr. Ralf Göck begrüßte freudig zu einer „ganz besonderen Ausstellung, deren unterschiedliche Exponate anziehen“. In den Räumen auf zwei Etagen traf man an allen Stellen auf staunende Menschen, intensive Betrachter und lächelnde Gesichter. Kein Wunder, denn die Herausforderungen für die Augen sind immens, das Gehirn muss sich ständig auf neue Impulse einstellen, die Ohren hören erstaunt, welche Schätze es zu entdecken gibt. Wolfram Gothe, als Sprecher in multipler Weise – für das Brühler Künstlerforum, mit Versen und Texten im unterhaltenden Teil und als Laudator zu den neun Künstlern – gab er einen kurzen Abriss zur Ausstellung. „Wir stellen uns dem Publikum mit unseren unterschiedlichsten Ausdrucksformen, Stilrichtungen und Materialien im Innen- und Außenbereich vor“, fasste er zusammen, was man als breitgefächert interessierter Mensch gesehen haben muss.

Von Cartoon bis Steinskulpturen

Einmal mehr wird in der Ausstellung der Kunstaktiven Brühls gezeigt, was üblicherweise jeder für sich herstellt und in mannigfacher Weise anbietet. Beginnen wir mit der Jüngsten im Bunde – Annika Frank. Die freiberufliche Cartoonistin war persönlich nicht anwesend, aber in ihren schelmisch den Finger in gesellschaftliche Wunden legenden Cartoons durchaus präsent. Mit „Erlebnispark des Lebens“ lädt sie die Betrachter ein, aktiv ihr Werk mitzugestalten: Mit Klebezetteln werden Impulse für weitere Bildchen im Gesamtbild gesetzt, die bis zur nächsten Ausstellung von Frank eingezeichnet werden: „Eine ganz tolle Idee“, finden die Gäste und nutzen diese Möglichkeit rege.

Gänzlich anders ziehen die großformatigen Fotografien von Theo Stadtmüller in ihren Bann: Sie geben „Momente“ wieder, die der Mann mit dem Blick für das Besondere, der seine Sicht auf die Umwelt, Menschen, Natur, Dinge, die andere vielleicht nicht wahrnehmen, mit Empathie, Intuition und Kamera einfängt und für die Ewigkeit bannt.

Zweimal hinschauen, die Botschaft entdecken, das ist gefragt und zeichnet oft ein Schmunzeln in die Betrachtermienen. Daneben locken die Acrylbilder von Waltraud Jehn den Blick mit intensiven Farben oder dem Blick selbst, der auch einmal in die Weite gelenkt wird. Jehn entdeckt immer neue Techniken für sich und lernt autodidaktisch. Ihre Exponate bestechen durch ebendiese Lernprozesse, die darin ihren Ausdruck finden.

Aus seiner über sieben Jahrzehnte dauernden Schaffensphase schöpft Heinz Claßen mit einer schönen Auswahl an Bildern: Collagen, Ölgemälde, aber auch dreidimensionale Ausgestaltung von im Rahmen befindlichen, dennoch aus denselben fallende Kunstwerke sind sein Metier.

Cony Welckers Kunst steht für sich. Die witzig wirkenden Hingucker haben immer eine Geschichte, die von Welcker aus den Natursteinen und aus Fundstücken von Algarve-Urlauben herausgearbeitet werden. Fuchur, der Drache aus der Unendlichen Geschichte von Wolfgang Ende, ein Leguan oder eine Zauberin sind als Statuen zu sehen.

Kreative Finesse gelobt

Galerieinhaber und Impulsgeber für das Künstlerforum, Anton Strobel, konnte nicht anwesend sein, steuert jedoch einige seiner ausdrucksstarken Stücke bei. „Seine künstlerische Finesse in der figürlichen Darstellung zeichnet ihn aus“, beschrieb Gothe dessen Schaffen.

Winfried Rauscher, der Herr über Stein und Edelstahl, erklärt seine „Schwarze Mamba“: „Das Nachbarskind war da und hatte die Idee zu einer wütenden Schlange“, daraus sei der aus einer Edelstahlwand herausdringende Schlangenkopf entstanden.

Nicht zuletzt Wolfram Gothe bereichert den Rundgang mit seinen leidenschaftlichen Menschendarstellungen in Pastellkreide, provokant-überspitzte, zu Papier gebrachte Beobachtungen und Porträts, etwa von Tennislegende Steffi Graf.

Die Ausstellung in der Villa Meixner ist bis Sonntag, 29. September, immer samstags von 14.30 bis 17.30 Uhr und sonntags von 14 bis 17.30 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.

Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Brühl: Kreative Köpfe in der Villa

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