Modelleisenbahn - Gerhard Isler gestaltet seine Miniaturlandschaft mit viel Liebe zum Detail / Seine Interessen spiegeln sich in der Anlage wider

Hier erwacht eine kleine Welt zum Leben

Von 
Isabel Schönfelder
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Brühl. Es ist richtig was los: Bunt gekleidete Menschen „tanzen“ zu beschwingter Musik, eine Hochzeitsgesellschaft schreitet aus der Kirche, während ein knallroter Bus zum nächsten Badesee fährt. Bauarbeiter sägen gefällte Bäume auseinander, Kinder bestaunen kleine Äffchen im Zoo, eine Lok kommt aus dem Tunnel gerauscht. Bei Gerhard Islers Anlage weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Jede Szene seiner Miniaturanlage ist mit unglaublich viel Liebe zum Detail durchdacht und verarbeitet.

„Selbst meine Frau entdeckt nach all den Jahren noch neue Details, die ihr vorher nicht aufgefallen sind“, sagt der 74-Jährige und lacht. Beim Rundgang um seine Anlage, die auf hüfthohen Stelzen gebaut ist, bemerkt man viele Details erst auf den zweiten Blick – zum Beispiel den üppigen Blumenkranz auf dem Hochzeitsauto, die bunten Graffitis am Bahnhofstunnel (erschreckend echt!) oder die Kinder, die vom Burgturm aus die Anlage überblicken.

„Das schönste Zimmer des Hauses“, wie Isler selbst sagt, hat er seiner Anlage gewidmet. Das lichtdurchflutete Dachgeschosszimmer bietet genügend Platz für seine große Landschaft. Vor allem im Winter verbringt Isler hier viel Zeit und tüftelt tagelang an neuen Details seiner Anlage. Zur Geburt seines Enkels vor 14 Jahren fand die Anlage hier ihren Anfang. Für den kleinen Jungen kramte er damals eine Spieleisenbahn mit kleinen Gleisen aus. Daraus wurden Stück für Stück immer mehr. Seine Frau ermutigte ihn, das geräumige Zimmer im Dachgeschoss zu nutzen und die Bahn weiter auszubauen. Auch die Wand hinter der Anlage hat Isler integriert: „Mich hat die kahle Wand hintendran irgendwie gestört, also habe ich sie mit einer Landschaftsfotografie tapeziert.“ Das macht die ganze Atmosphäre rund.

Aspekte aus seinem Alltag

Verschiedene Aspekte seines Lebens hat Gerhard Isler in seiner Anlage verarbeitet. Gerade Freizeitaktivitäten kommen nicht zu kurz: „Ich wollte vor allem die Dinge bauen, die meine Frau und ich gerne mögen. Wie zum Beispiel den kleinen See, den Zoo oder die Dahner Felsen aus der Pfalz, wo wir gerne Urlaub machen.“ Dort habe der 74-Jährige oft genaue Fotos gemacht, um die Idylle der Dahner Felslandschaft so naturgetreu wie möglich nachzubauen.

Auch die Dorffest-Kulisse hat sich Isler bewusst ausgesucht: Auf einer beleuchteten Bühne stehen Musiker und Schuhplattler in traditioneller Kleidung. Die Szene verbindet ihn mit seiner Zeit im Schwetzinger Trachtenverein und seinen Aktivitäten als Musiker. Im Hintergrund dreht Isler passende Dorfmusik auf, am Miniatur-Grill brutzelt das Fleisch über der heißen Glut. Einige Kilometer weiter planschen Kinder ausgelassen am See, Kanufahrer und Tretboote schippern auf einem schmalen Flussarm. Selbst die Ampel funktioniert richtig – nur laufen die Menschen nicht los, wenn es grün wird... Es ist eine kleine, heile Welt für sich. Man kann sich gar nicht sattsehen.

Isler ist voll in seinem Element. Man merkt, wie viel Spaß und Freude ihm die kleinen Details bereiten. Obwohl die Bewohner dieser Welt nur aus Kunststoff bestehen, erweckt Isler die Anlage durch das Zusammenspiel aus Technik und seinen kreativen Ideen tatsächlich auf gewisse Art zum Leben. Die Modellbahn als solche steht bei ihm eher im Hintergrund. Er hat zwar einige Loks, die er zwischendurch auch fahren lässt, doch sein Augenmerk liegt eindeutig auf der Landschaft und den Fahrzeugen auf der Straße. Auf dem Dach des selbst gebauten Krankenhauses steht sogar ein Helikopter – auch das hat einen persönlichen Grund. „Da ich vor ein paar Jahren im Krankenhaus war und wir von unserem Garten oft den Helikopter über uns fliegen sehen, wollte ich das einbauen.“

Filigranes Basteln liegt ihm

Der 74-Jährige denkt noch lange nicht ans Aufhören. „Es wäre schlimm, wenn die Anlage fertig ist, dann hätte ich ja nichts mehr zum Weiterbasteln. Außerdem lebt die Landschaft davon, sich immer weiterzuentwickeln. Manche Stellen sind mir auch einfach noch viel zu kahl, da fehlt was“, sagt er und fährt mit seinen Fingern an der rauen Felswand seines Miniatur-Gebirges entlang. Isler sieht überall Potenzial noch Details zu verändern oder einzubauen. An künstlerischen Fähigkeiten oder Kreativität mangelt es ihm nicht. Ganz im Gegenteil, das Tüfteln und filigrane Basteln liegen ihm als Tischlermeister im Blut. Seinem früheren Beruf hat Gerhard Isler ebenfalls eine Ecke gewidmet: Dort steht passend ein Sägewerk und Arbeiter, die an Baumstämmen und verschiedenen Holzstücken arbeiten.

„Ich gehe mittlerweile ganz anders spazieren. Ständig überlege ich, welche Dinge, die ich im Vorbeigehen sehe, ich in meine Anlage einbauen könnte. Sogar meine Frau fängt schon damit an“, sagt er lachend. Feinsäuberlich sortiert, lagert er verschiedene Materialien in seinen Schränken. Egal ob Grasstoppeln, Äste, Sand oder kleine Steinchen – Islers Ausstattung gibt einiges her.

Ein besonderes Highlight ist der „austauschbare“ Wochenmarkt. Sobald es winterlich wird, weicht er einem kleinen Weihnachtsmarkt. Ein Glühweinstand darf natürlich auch nicht fehlen. Isler sprudelt geradezu vor Ideen, die er noch umsetzen will. Sein nächstes Projekt hat er bereits im Kopf: Er möchte seinen Miniaturkran elektronisch fernsteuern können. „Vom Platz her bin ich sehr zufrieden. Ich habe nicht vor, noch weiter anzubauen“, Isler zeigt auf die freien Quadratmeter im Raum, „aber das sage ich jetzt“, fügt er schmunzelnd hinzu. Wer weiß, welche neue Idee ihm morgen kommt.

Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Brühl: Bei Gerhard Isler erwacht die Miniatur-Landschaft zum Leben

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