Stromversorgung - Blick ins regionale Umspannwerk am Inselweg / Knotenpunkt für mehrere Gemeinden der Region / Kompletter technischer Umbau geplant

Hier schießen ständig 110 000 Volt in die Anlage

Von 
Anke Koob
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Im Herzen des Umspannwerkes am Inselweg zeigen (v. l.) Andreas Reidel, Janis Fettke und Michael Klein, wie die Technik der Stromübermittlung an die Haushalte der Region funktioniert. © koob

Brühl. Da ist Bewegung drin: Im Inselweg 1 steht immerhin alles im wahrsten Sinne des Wortes unter Hochspannung. Denn dort – nahe dem Brühler Friedhof direkt am Leimbach – fließen ständig 110 000 Volt über Transformatoren in das Umspannwerk. Mit genau 20 000 Volt schießt die Energie dann wieder über Leitungen hinaus zu Trafohäuschen, dann zu Verteilerkästen, bis in die Haushalte von Oftersheim, Plankstadt, Ketsch, Schwetzingen und Brühl.

Dies „spannend“ zu nennen, wäre ein altes, mit Lächeln getragenes Bonmot. Doch die Männer unter den Starkstromleitungen tragen selbst die Energie im Herzen, so scheint es. Denn wenn Michael Klein – seines Zeichens Referent für Hochspannungstechnik – und der Anlagenmanager Janis Fettke sowie Andreas Reidel, der im Grunde 24 Stunden und 365 Tage im Jahr dafür zuständig ist, dass die Anlage läuft, über das Umspannwerk auf der Brühler Gemarkung sprechen, dann strahlen sie diese Energie aus.

„Man muss sich das alles vorstellen wie die Autobahn, die an die Bundesstraße und dann an die Kreisstraße mündet, bis sie in der Wohnstraße ankommt – so funktioniert die Stromversorgung.“

Die Männer von EnBW und Netze BW kennen das Umspannwerk wie ihre Westentasche. Dass vor einiger Zeit entlang der Feldwege Arbeiten durchgeführt wurden, wissen sie. „Aber nicht von uns“, betonen sie. Ihr großes Projekt steht noch bevor. Derzeit laufen die Ausschreibungen, so Janis Fettke, um Mitte des nächsten Jahres mit einem kompletten Neubau des Werkes technische Zeichen zu setzen. „Das wird eine große Herausforderung, denn wir versorgen mit diesem Werk ja die ganze Region“, so der Fachmann, „da kann man natürlich nicht sagen, wir stellen das jetzt mal ab.“

Es geht Stück für Stück voran

Im Gegenteil: Kontinuierlich muss die Stromqualität und -menge garantiert werden. Zug um Zug soll alles geschehen. „Denn so ein Trafo hat eine Lieferzeit von einem Jahr“, betont Michael Klein und deutet auf die mehr als 500 Tonnen schweren Elemente, für die es spezielle Sattelzüge braucht, die als Schwertransporte unterwegs sind.

„Das Tor wird groß genug sein, die einzelnen Achsen dieser Transporter können individuell gelenkt werden“, so der Mann der EnbW, der es immer wieder als spektakuläre Szene wahrnimmt, wenn ein Transformator einmal am Kran hängt.

Nicht für jeden ist die Arbeit im Werk übrigens möglich: Sobald am Körper ein technisches Instrument getragen wird – beispielsweise ein Herzschrittmacher – könnte dieser Probleme verursachen. Er deutet auf die Anlage, die Schaltfelder. Alles wird vom schwäbischen Esslingen aus kontrolliert. Die Netzleitstelle kann per PC sogar die einzelnen Schaltfelder bedienen. „Das ist ähnlich dem Schaltkasten im eigenen Zuhause“, führt Andreas Reidel aus, „da gibt es auch einen Schalter, mit dem man alles stoppen kann.“

Energie fließt in beide Richtungen

Sein Kollege Klein betont erneut die Notwendigkeit des rund 15 Millionen teuren Projekts: „Nachdem viele Menschen heute in ihren Häusern über Wind oder Solarenergie selbst Strom produzieren, fließt er in beide Richtungen. Da ist es wichtig, dass alles auf dem neuesten Stand und damit zukunftssicher ist.“

Dabei denkt er auch an die E-Mobilität, die Werke wie dieses herausfordern, „da steigt der individuelle Leistungsbedarf, deshalb investieren wir“. Stück um Stück wird daher ab dem kommenden Jahr alles erneuert und sogar ein neues Werkgebäude gebaut. Zug um Zug, versteht sich, damit die Versorgung auch weiterhin gesichert ist. Die Männer blicken noch einmal nach oben: Noch schwirrt über ihnen der transformierte Strom. „Nicht die Hände nach oben strecken“, rät der Fachmann Reidel, „das sind 20 000 Volt.“

Freie Autorin

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