Brühl. „Bühne frei“ in der Villa Meixner. Bespielt wurde sie von einem Schwergewicht der Comedyszene, nämlich von Stefan Reusch, der mit seinem Programm „Reusch rettet die Welt“ zu Gast in Brühl war. Hinreichend bekannt durch seine satirischen Wochenrückblicke im Rundfunk beim SWR3, stellte der Meister des politischen Kabaretts in der Hufeisengemeinde erneut auch sein Livekönnen unter Beweis. Das Publikum wurde nicht enttäuscht und amüsierte sich königlich beim letzten Event vor der Sommerpause der Location.
Bei Stefan Reusch bekommt jeder sein Fett weg, egal, ob Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die „Spaziergänger“ oder die Nachbarn, die ihn während der Lockdowns als frisch gebackene „Home-Officers“ und „Home-Officerinnen“ mit ihren Smoothie-Maschinen nervten. Die FDP nannte der Kölner kurzerhand in „Freunde der Pandemie“ und die CDU in „Clan Deutscher Unternehmer“ um.
Schutzgeld an Politiker
Dubiose Maskendeals von Politikern, die dabei wie selbstverständlich fette Provisionen einstrichen, nahm das humoristische Ausnahmetalent ebenso auf die Schippe, denn „Masken bieten Schutz. Dafür zahlt man Geld. Es ist also Schutzgeld“, sinnierte er und folgerte, was die Bestechlichkeit von Politikern angehe, messerscharf: „Kennen Sie das billige Fleisch im Supermarkt? Mit Politikern ist das genauso, wie mit Schweinen. Eins, das wenig kostet, gibt auch kein gutes Fleisch.“
Als Politberater „Dr. von Reusch“ sorgte der Kabarettist ebenfalls für Lachflashs beim Publikum. Süffisant betonte er: „Meines ist ein Leben am Rande des Existenzmaximums.“ Mit genialer Wortakrobatik gelang es Reusch äußerst elegant von einem Thema ins nächste zu gleiten. Jedoch habe er sich während der Lockdowns auch schon mal überlegt, dass er vielleicht umschulen solle. Pflegekräfte würden ja händeringend gesucht. Schließlich hätten diese auch ordentlich Applaus bekommen – und der sei ja bekanntlich das Brot des Künstlers. „Ich hätte alles weg gepflegt“, unterstrich er, um dann zu ergänzen: „Davon habe ich später doch Abstand genommen, denn außer Applaus bekommen die ja nix.“
Auch den Klimawandel thematisierte er gezielt, auch wenn er fortlaufenden Weltuntergangsszenarien eine klare Absage erteilte. „Die Welt sollte ja 2012 schon einmal ganz sicher untergehen.“ Da habe er natürlich keine Weihnachtsgeschenke gekauft. „Ich war der einzige Volldepp, der dann ohne dastand.“
Viele dämliche Sätze kämen aus Ämtern. Darin enthaltende Ausdrücke wie „gemäßigt beschleunigtes Wachstum“ seien schon seltsam, sodass er sich frage: „Warum gibt es darauf eigentlich keine Dummsatzsteuer?“ Auch wenn eventuell anwesende großen Fans der Wokeness-Welle dabei Schnappatmung bekommen haben sollten, so betonte der Kabarettist unbeeindruckt davon bezüglich der Diskussion, ob nur ein dunkelhäutiger Mensch das berühmte Gedicht der farbigen Amanda Gorman, das sie bei der Amtseinführung des US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden vorgetragen hatte, übersetzen dürfe, nachdem es zum Beispiel in Holland kontroverse Diskussionen darüber gab: „Was hat bitte Semantik mit der Hautfarbe zu tun?“
Nach immer wieder von der Bühnentechnik eingespielten musikalischen Jingles wie der „Corona Nostalgia – längst Vergessenes aus den Kindertagen eines Virus“ zerpflückte Stefan Reusch jedes Mal eine andere Skurrilität vergangener Regeln während der zurückliegenden Pandemiehochphase genüsslich. Auch ein Auftritt als Maßnahmen kritischer Spaziergänger sorgte für größte Heiterkeit.
Ute Meyer und Hans-Peter Altenburg aus Mannheim waren begeistert: „Wir kannten ihn schon aus dem Radio. Aber ihn live zu sehen, ist ja noch viel besser“, betonten sie. Und Jochen Ungerer vom Kulturamt, der Reusch in die Villa Meixner geholt hatte, meinte: „Das war ein Abend für den Kopf. Politisches Kabarett vom Feinsten.“
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