Brühl. „Es sind keinen schönen Beträge, aber diese Investition muss sein“, urteilte Bürgermeister Dr. Ralf Göck in der jüngsten Ratssitzung, als es um die Kosten für die Auftragsvergabe bei der Kindertagesstätte Sonnenschein ging. Diese Betreuungseinrichtung soll um das frühere Hausmeisterwohnhaus und einen Anbau zwischen diesem und dem Pavillon bei der Schillerschule erweitert werden. Nun wurden vom Rat die Aufträge für die Fensterarbeiten sowie die Zimmer- und Holzarbeiten für den ersten Bauabschnitt vergeben.
In einem zweiten Bauabschnitt ist geplant, den bestehenden Pavillon ebenfalls komplett in einen Kindergarten umzugestalten, doch davor muss der Hort im Pavillon in einen noch zu bauenden Anbau bei der Schillerschule umziehen – diese Planung ist also noch Zukunftsmusik.
„Mit dieser ersten Vergabe beginnt die Umsetzung eines sehr wichtigen Projekts für die Gemeinde“, unterstrich Uwe Schmitt (CDU). Auch er bewertete allerdings die Preisentwicklung auf dem Bausektor, „der uns noch einiges abverlangen wird“, als bittere Pille. Jedoch würde mit der Kindertagesstätte keine Luxusinvestition getätigt, sondern eine Erweiterung des Betreuungsangebotes zugunsten der Kinder und zur Steigerung der Attraktivität der Wohngemeinde geschaffen.
„Eine bittere Pille zu schlucken“
Doch wie genau beziffert sich die „bittere Pille“? Die Fenster- und Verglasungsarbeiten waren schon vor Wochen ausgeschrieben worden – am Submissionstermin Anfang April lag aber nur ein Angebot vor, das den geschätzten Kostenrahmen von 120 400 Euro aber um 62 Prozent überstieg. Es wurden deshalb noch einmal, wie es so schön heißt, in einer „freihändigen Vergaberunde“ 17 Firmen angefragt, von denen sieben dem Bauamt antworteten. Und siehe da, der günstigste Anbieter aus Meckesheim stellte für die Arbeiten nun 135 500 Euro in Rechnung, was einer Abweichung zur Schätzung um zwölf Prozent ausmacht.
Bei den Holzbauarbeiten wurde auf die Ausschreibung bis April gar nicht reagiert. Auch dort wurden in einer zweiten Runde Firmen – insgesamt zehn – angesprochen. Ein Unternehmen machte ein Angebot, das mit 181 300 Euro 53 Prozent über dem geschätzten Kostenvolumen lag. Doch die Gemeindeverwaltung relativierte die Zahl, denn immerhin seien die Materialkosten für Holz in den vergangenen Wochen um 60 Prozent gestiegen. Überhaupt schätzt das Architekturbüro wegen der angespannten Lage im Bausektor inzwischen, dass die Baumaßnahme insgesamt gut 20 Prozent teurer wird oder anders ausgedrückt: Statt 1,26 muss die Gemeinde wohl mit 1,51 Millionen Euro für die Erweiterung des Betreuungsangebots in der Kindertagesstätte Sonnenschein rechnen.
Auch angesichts dessen, dass da noch kein Ende der Preisexplosion zu sehen sei, betonte Ursula Calero Löser (FW), dass „wir das Projekt schnellstens umsetzen“ sollten. Sie sei froh, dass es endlich losgehe. Dieser Einschätzung stimmte Roland Schnepf (SPD) zu.
Auch Dr. Peter Pott (GLB) meinte, dass diese Zahlen wehtäten, doch „wir brauchen die Kinderkrippe“. Die Vergaben der Aufträge für den ersten Bauabschnitt erfolgten demnach einstimmig. ras
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