Ratsausschuss - Jochen Ungerer blickt bei Aktionen auf die kommenden Monate voraus

Kultur steht auf Wartelauer

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ras
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Die geplanten Open-air-Aktionen bei der Villa Meixner versprachen bis zu den verfüg-ten Einschränkungen viele Besucher vor Ort. © Zeuner

Brühl. Es war eine Idee – doch sie verlor angesichts der sich deutlich zunehmenden Zahlen der Pandemie ihre Substanz. Mit Open-Air-Konzerten im Garten der Villa Meixner wollte der Kulturbeauftragte der Gemeinde, Jochen Ungerer, einen Ausweg aus dem strengen Korsett der kulturellen Beschränkungen finden. Frische Luft, Abstand zwischen den Besuchern und keine Bewirtung schienen zunächst ein vielversprechender Weg aus der veranstaltungslosen Zeit zu werden. Doch dieser Fahrplan durch die Pandemie erwies angesichts der neuen Corona-Welle als Sackgasse, wie Ungerer in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses erklärte.

Diese Anerkennung der Arbeit der Kulturschaffenden schwinde immer weiter, wenn es um die Frage der Systemrelevanz gehe. Da habe man zwar weiterhin Verständnis für die Existenznot im Kulturbereich, aber nach wie vor scheint die Politik der Kultur mehr die Funktion eines Ornaments oder eines Sahnehäubchens in der Gesellschaft beizumessen. Sehnsuchtsort, Projektionsfläche, endloser Quell der Inspiration – es waren Momente, die philosophische Gedanken genährt und Malern den Pinsel geführt, Romane geschrieben, Gedichte geformt, Symphonie und Schlager, Sprichwort und Symbol formuliert hat. An seinen Gestaden gründeten Künstler Kolonien, suchten Literaten konzentrierte Einsamkeit, ganze Wände ließen sich füllen.

Und so ist es ein endloser Schatz an Kunst und Kultur, der da eventuell geboten wird. „Es geht 2021 schon wieder weiter wie im Vorjahr“, betonte Ungerer dazu, „der geplante Veranstaltungskalender für die kommenden Monate sei zunächst noch bunt, doch dann mache Corona immer wieder einen Strich durch die Planung – es weiß wirklich keiner mehr, wie es in den kommenden Monaten weitergehen wird“.

An Veranstaltungen wie die ursprünglich geplante Reihe von Open-Air-Konzerten glaube er inzwischen ebenso wenig wie an irgendwelch Straßenfeste 2021, so der Rathausmitarbeiter. Das Sommerfest in Rohrhof sei inzwischen von den organisierenden Vereinen abgesagt, denn es sei einfach nicht planbar, wie es im Juni aussehen werde. „Wir wissen heute noch nicht, wie genau zu diesem Zeitpunkt die Corona-Verordnung aussehen wird“, so Ungerer, „wie soll da eine wirkliche Planung der Veranstaltungen jetzt ernsthaft stattfinden?“ Es sehe auch nicht gut aus, im aktuellen Jahr rund um die Villa Meixner einfach wieder fröhlich miteinander gesellig zu feiern.

Auch bei der Kleinkunst wurden die vereinbarten Termine nach und nach immer weiter verschoben. „2022 war bereits mit Ersatzterminen voll, inzwischen plane ich bis 2029, weil,, es gar nicht so einfach ist, die ursprünglich vereinbarten Termine nach hinten zu verschieben“, erklärt Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung, „Künstler warten allen derzeitigen Hängepartien zum Trotz nicht unbedingt darauf, in Brühl aufzutreten. Da stehen zunächst die Nachholtermine bei großen Spielstätten im Fokus.“ Und noch wisse niemand, ob dann die Ersatztermine nicht noch ein weiteres Mal verschoben werden müssen“, bilanziert Ungerer.

Und das führe dazu, dass es bei allen Künstlern und den Selbstständigen nicht einfach werde könnte. Auch bei den Großveranstaltungen sieht Ungerer dunkle Wolken am Horizont. Nicht nur das Ostereierschießen sei abgesagt worden. „Wir wollenaber allen Absagen zum Trotz entsprechend weiterarbeiten, damit wir sofort, wenn die Vorgaben angepasst sind, loslegen können“, berichtete Ungerer. ras

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