Hungermarsch - Spendenübergabe an Förderkreis Dourtenga / 4500 Euro sollen in Bildungseinrichtungen in der Gemeinde in Burkina Faso fließen

Landwirtschaftsschule erster Wunsch

Von 
Volker Widdrat
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Hungermarsch-Spendenübergabe mit Abstand: Paul und Waltraud Scherer (v. l.), Renate Dvorak, Helmut Mehrer und Dr. Armin Bauer. © Widdrat

Brühl. Der eigentliche Hungermarsch fiel wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr zwar aus, aber die mittlerweile 37. Aktion der Pfarrgemeinden Brühl, Ketsch, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen war trotzdem ein großer Erfolg. Als „Tag der Solidarität“ am Sonntag, 28. Juni, spülte die Veranstaltung im Geist der Ökumene immerhin rund 45 000 Euro in die Kassen. Damit war die Spendenbereitschaft trotz der Corona-Krise gleichbleibend hoch gewesen.

Mit dem eingenommenen Geld werden traditionell Projekte in Afrika, Asien und Osteuropa unterstützt. Eine Summe von 4500 Euro wurde nun an den Förderkreis Dourtenga überreicht. Die Vorsitzende Renate Dvorak nahm die Spende von Hungermarsch-Schatzmeisterin Waltraud Scherer entgegen. Angesichts der Corona-Pandemie habe man nach neuen Wegen der Solidarität gesucht, teilte der verantwortliche Leiter der Aktion, Paul Scherer, bei der Spendenübergabe mit. Dr. Armin Bauer, in Brühl mitverantwortlich für den Hungermarsch, freute sich ebenfalls, dass so eine stattliche Summe zusammengekommen ist, um die jeweiligen Projektpartner nach Kräften unterstützen zu können.

Im ersten Jahr der Aktion seien 53 000 Mark erlöst worden, erinnerte sich Waltraud Scherer. Heute liege der Gesamtbeitrag für mehr Gerechtigkeit und Solidarität zur Überwindung von Not und Elend in der Welt bei rund 1,3 Millionen Euro. Kern der Aktion war auch dieses Jahr ein festlicher Gottesdienst, der wegen der Corona-Pandemie am letzten Juni-Sonntag im Hof der Friedrich-Ebert-Schule in Oftersheim über die Bühne ging. Rund 100 Besucher hörten die Worte des katholischen Pfarrers Uwe Lüttinger und seines evangelischen Kollegen Tobias Habicht, die über das Thema Solidarität im digitalen Zeitalter predigten (wir berichteten).

Mit Teilnehmerkarte auf Tour

Mit der finanziellen Hilfe unterstützen die Hungermarschierer die soziale und karitative Arbeit von Menschen in Afrika, Asien und Osteuropa. Die Projekte sind den Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden seit Jahren bekannt und geben die Gewähr, dass die Spenden auch zur Überwindung von Krankheit und zum Aufbau einer tragfähigen Entwicklungsarbeit eingesetzt werden. Jeder Spendensammler geht mit einer Teilnehmerkarte auf Tour. „Die Strecken, die dabei zurückgelegt werden, sind bei manchen länger als der eigentliche Hungermarsch“, meinte Helmut Mehrer.

Das Engagement der Oftersheimer gilt seit vielen Jahren dem Kampf gegen Aids in Südafrika. Die Spenden gehen schwerpunktmäßig an das Projekt „Regenbogen“ in Boksberg bei Johannesburg. Im dortigen „Rainbow-Cottage“ werden HIV-infizierte Kinder von Franziskanerschwestern, Ärzten, Lehrern und Sozialarbeitern liebevoll betreut. Sie durchlaufen Kindergarten und Vorschule und werden im Alter von sieben Jahren in ausgewählte Pflegefamilien vermittelt.

Die Ketscher fördern das Kinderheim der Schwestern vom Kostbaren Blut in Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Verwaiste Kinder erhalten hier Unterkunft, Nahrung, Bildung und medizinische Versorgung. Die Straßenkinder aus den Slums in Nairobi in Kenia bekommen in der Tagesschule der Schwestern eine kostenlose Versorgung mit Mahlzeiten sowie die Möglichkeit, an einer mittleren oder höheren Schule einen Abschluss zu machen. Schwetzingen unterstützt im westafrikanischen Benin die Kinderrechtsorganisation „Kira“ im Kampf gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch von Mädchen. Neben der Grundversorgung erfahren die Mädchen, von denen die meisten aus ländlichen Regionen kommen, Schutz und Förderung.

Partnerschaft seit 1997

Plankstadt hilft Schulen in Tansania. Die Benediktiner-Abtei in der abgelegenen Mvimwa-Region unterstützt dort Kinder und Jugendliche aus Großfamilien, die durch den Schulbesuch die Chance erhalten, im Leben zu bestehen. Ein Teil des Geldes geht zudem nach Karansebesch in Rumänien. In der ehemaligen Pfarrei von Pfarrer Reinhold Lovasz sind Kinder aus sozial schwachen Familien dringend auf Hilfe angewiesen. Auch viele einsame, alte und kranke Menschen haben die Hungermarsch-Hilfe bitter nötig.

Renate Dvorak freute sich über die Spende für den Förderkreis Dourtenga. Seit 1997 besteht die Partnerschaft von Brühl mit der Gemeinde im westafrikanischen Burkina Faso. Aus drei Grundschulen sind dort inzwischen 13 geworden. Das Geld soll für die schulischen Belange Verwendung finden, erklärte die Förderkreis-Vorsitzende. Sie war Ende Februar vor Ort und erzählte den Spendengebern von der derzeitigen Situation.

Wegen der Sicherheitslage habe man nicht nach Dourtenga reisen können. In Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, habe man aber das neu gewählte Komitee kennengelernt und über geplante und aktuelle Projekte gesprochen. Wichtigster Wunsch sei derzeit der Bau einer Landwirtschaftsschule. Beim Besuch einer bestehenden Einrichtung habe sie sehen können, wie sich so eine Schule durch den Verkauf von Tieren und Ernteerträgen selbst finanzieren kann, meinte Renate Dvorak. Für den 22. November sind in Burkina Faso Präsidentschaftswahlen geplant, fügte Helmut Mehrer hinzu.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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