Brühl. Die Landeskirchliche Gemeinschaft Brühl hat vor fünf Jahren zusammen mit dem international engagierten Ärtzteehepaar Patrick und Tabea Riziki das „Jeremie Project Congo“ ins Leben gerufen. Der Mediziner ist Kongolese, seine Ehefrau Deutsche, die in Brühl geboren und aufgewachsen ist. Über ihre Hilfsaktion berichtete das Paar nun bei der Landeskirchlichen Gemeinschaft im evangelischen Gemeindezentrum vor zahlreichen Zuhörern. Die beiden Ärzte geben in der Gemeinde regelmäßig einen Einblick in ihre Arbeit in der Demokratischen Republik Kongo – bei den Ärmsten der Armen. Ihr Projekt ist rund 30 Kilometer von der Provinzhauptstadt Bukavu aktiv, wo Patrick Riziki aufgewachsen ist.
Das Paar lernte sich 2017 kennen, als die Medizinerin bei einem ärztlichen Einsatz im Ostkongo mitoperierte. Als sie Land und Leute besser kennenlernte, bemerkte sie, dass Patienten als Pfand im Krankenhaus bleiben mussten, weil das Geld für die Abrechnung nicht aufgebracht werden konnte. Über 80 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und verdienen weniger als 1,5 US-Dollar pro Tag. „Wenn etwa ein Kinder als Patienten im Krankenhaus behandelt werden und als Pfand bleiben müssen, bis die Eltern die Krankenhauskosten begleichen können, entstehen monatelange Fehlzeiten in der Schule“, berichtete sie beim Vortrag im Gemeindezentrum, „die Kinder verlieren dadurch den Anschluss an den Unterricht und können das Schuljahr nicht beenden – oft landen sie deshalb auf der Straße oder arbeiten als Tagelöhner in einem elenden Zustand“. Für die Ärztin eine schreckliche Situation, wie sie betonte.
Mediziner Patrick und Tabea Riziki in Brühl: Aus dem Kreislauf ausbrechen
Deshalb sei dieses Hilfswerk gegründet worden, um den Menschen im krisengeschüttelten Ostkongo zu helfen, aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen. Verschiedene Sozialprojekte seien bereits realisiert worden. Bisher konnten bereits über 120 Kinder durch finanzielle Unterstützung vor allem aus Deutschland sorgenfrei zur Schule gehen. Ein neuer Schulbau, der im Mai fertig gestellt sein wird, ermögliche es, dass 200 Kinder eine entsprechende Bildung erhalten, die den Standard vieler Schulen der Umgebung weit übertreffe.
Viele Menschen im Kongo haben bislang noch nie eine Schule besucht. Die Alphabetisierungsrate liege bei 77 Prozent. Auf dem Dorf sei sie sicherlich noch deutlich niedriger, erklären die beiden Mediziner. „Die Menschen haben bis ins hohe Alter teilweise noch nie einen Computer gesehen, geschweige denn an ihm gearbeitet – aber sie wollen lernen“, unterstrich Riziki. Viele hätten das kongolesische Team des „Jeremie Project“ angesprochen, um für ihre Kinder eine Ausbildung zu bekommen, sodass sie sich selbstständig versorgen könnten.
Wie das Ehepaar Riziki berichtet, konnte 2019 ein Grundstück gekauft werden, auf dem nun ein Ausbildungszentrum errichtet wurde. Seither haben über 120 Erwachsene eine Ausbildung in Informationstechnologie, Englisch, Alphabetisierung oder Nähen erhalten können. Nebenher erlernen die Azubis ein Handwerk wie Korbflechten oder Backen, um dann direkt die Möglichkeit zu haben, selbstständig und nicht mehr als Tagelöhner ihr eigenes Geld verdienen zu können. Ein Teil des gekauften Geländes werde für nachhaltige Hühnerzucht und Landwirtschaft verwendet.
Als Ärzteehepaar ist es den Rizikis natürlich ein Anliegen, auch in das Gesundheitssystem zu investieren. Aber das koste eine Menge Geld. Uber Spenden konnte bereits der Bau der Arztpraxis finanziert werden. Jetzt fehlt nur noch das Dach auf dem Gebäude. Sobald dieses Projekt fertiggestellt ist, sollen die Familien der Umgebung über eine Micro-Versicherung die Möglichkeit bekommen, schnellen Zugang zum Gesundheitssystem zu erhalten.
Daneben stehe für das laufende Jahr beim „Jeremie Project“ die Beendigung der Bauarbeiten an der Grundschule an. Mit einem Team von Freiwilligen aus Deutschland soll eine Fotovoltaikanlage auf das Grundschuldach gebaut werden.
Info: Weitere Infos gibt es unter www.jeremieprojectcongo.com
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