Brühl. Der Hof des Jugendzentrums (Juz) in Rennerswald ist verwaist, die Türen sind geschlossen. An der Glasscheibe klebt ein Zettel: „Ab dem 2. November ist das Jugendzentrum geschlossen“ steht in großen Buchstaben darauf. Wo normalerweise zwischen zehn und 20 Jugendliche gemeinsam ihre Nachmittage verbringen, Karten spielen und auf dem Sofa entspannen, ist es jetzt dunkel und leer.
Der zweite Lockdown ist für das Team der Mobilen Jugendarbeit Brühl/Ketsch/Walldorf um Leiterin Lea Giese, Emanuel Kuderna, Lisa Apfel, Laura Genthner und Jens Petri aber längst kein Grund, sich in den Urlaub zu verabschieden. Im Gegenteil: Sie sind rund um die Uhr für die Jugendlichen erreichbar, denken sich neue Online-Angebote aus und sind bei Fragen und Problemen auch für Einzelgespräche bereit.
„Im Juli durften wir das Jugendzentrum zunächst öffnen. Unter freiem Himmel haben sich in festen Gruppen immer je zwei Betreuer oder Betreuerinnen mit sechs Jugendlichen getroffen“, erklärt Emanuel Kuderna im Gespräch. Schnell entwickelte das Team ein Hygienekonzept und die Jugendlichen und jungen Erwachsenen trafen sich wieder regelmäßig vor Ort. Bis im November erneut die Corona-Krise zuschlug. Seitdem ist das Jugendzentrum geschlossen.
Fester Anlaufpunkt in Brühl
„Unsere Angebote im Internet laufen seitdem wieder. Auch während des ersten Lockdowns haben wir verschiedene Online-Aktivitäten auf die Beine gestellt, aber das ist eben nicht für jeden das Richtige. Einigen fehlen auch die persönlichen Gespräche mit uns“, sagt Kuderna. Das Haus im Rennerswald diene neben der mobilen Jugendarbeit als fester Anlaufpunkt für die Jugendlichen und sei deshalb aus der Gemeinde kaum wegzudenken.
„Die rechtliche Lage ist kompliziert: Klassische Jugendarbeit ist nicht möglich, aber für Jugendsozialarbeit oder Fortbildungen dürften wir das Juz öffnen. Wir haben uns allerdings dazu entschieden, den Jugendtreff komplett geschlossen zu lassen“, fügt er hinzu. Das Risiko sei einfach zu hoch. Über die sozialen Medien, per Telefon und auf der Straße (Streetwork) ist das Team der Mobilen Jugendarbeit aber weiterhin im Einsatz: Mithilfe des Onlinedienstes „Discord“ verbringen die Jungen und Mädchen sowie deren Betreuer virtuell Zeit miteinander und treten im Internet bei Spielen wie Scrabble oder Quizduell gegeneinander an. „Wir überlegen permanent, was online möglich ist - zum Beispiel planen wir, gemeinsam mit den Jugendlichen einen Stop-Motion-Film zu drehen“, nennt Kuderna ein Beispiel für die Arbeit im Netz.
Selbstverständlich hätten auch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Gemeinde mit den Folgen der Krise zu kämpfen: von der scheinbar aussichtslosen Suche nach einem Job oder Ausbildungsplatz in Zeiten von Corona bis hin zu Problemen im Homeschooling. „Auf Nachfrage helfen wir gerne - egal ob beim Schreiben einer Bewerbung oder beim Lernen für eine Klassenarbeit. Außerdem sind mit Abstand immer noch Einzelgespräche möglich“, sagt Kuderna und betont: „Wir sind für die Jugendlichen da und nehmen sie ernst!“
Süßigkeiten zum Fest
Normalerweise veranstalte das Team im Dezember jedes Jahr ein Weihnachtsessen im Jugendhaus und eine gemeinsame Aktion mit den ehrenamtlichen Betreuern. „Um das zu kompensieren, haben wir dieses Jahr für alle, die sich über die Plattform Instagram angemeldet hatten, ein Süßigkeiten-Päckchen vom Zuckerladen in Heidelberg geschnürt. Unsere Betreuer haben zusätzlich einen Gutschein für die Pizzeria um die Ecke bekommen“, erzählt der Sozialarbeiter zum Abschluss.
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