Engagement

Müllsammelaktion in Brühl: Unverständnis für Umweltverschmutzer

Die dritte Müllsammelaktion in der Gemeinde wird von der AG Nachhaltigkeit Brühl als „ein großer Erfolg“ gewertet.

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GVB
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Unter den engagierten Helfern, die den Unrat ihrer Mitmenschen einsammeln und entsorgen, gehören Menschen aller Altersklassen. © GVR/Anke Gleisner

Brühl. „Wir haben es am Ortsbild bemerkt“, meinte Alois Klingel beim gemütlichen Eintopfessen im Brühler TV-Clubhaus um die Mittagszeit, nachdem er im Verlauf der dritten Müllsammelaktion der AG Nachhaltigkeit mit seiner Frau Silvia drei Stunden lang Wegesränder gesäubert hatte. Sie ergänzte: „Und heute Mittag gehen wir dort spazieren, wo wir am Morgen saubergemacht haben, das tut gut.“

Bei den 108 Mitwirkenden der Aktion paarten sich Freude über das Geleistete mit einer großen Portion Unverständnis über so viel Unachtsamkeit mancher Mitbürger, die alles Mögliche am Straßenrand und in den Wiesen zurückgelassen hatten. Die AG Nachhaltigkeit um Anke Gleisner und die Brühler Klimaschutzbeauftragte Birgit Sehls hatten die Aktion gut vorbereitet und insgesamt acht Sammelgebiete festgelegt, die allesamt von freiwilligen, ehrenamtlichen Helfern „bearbeitet“ wurden. Sogar einzelne Ketscher und Rheinauer beteiligten sich.

Unter den vielen tatkräftigen Brühler Bürgern waren neben Bürgermeister Dr. Ralf Göck auch eine Gruppe des Rohrhofer „Waldkindergartens“, die rund um den Rohrhofer Friedhof „ausschwärmte“, die „Geocaching-Gruppe“, die sich das Rheinufer um die Kollerfähre herum vornahm und einige ukrainische Flüchtlinge, die im ehemaligen „Brühler Hof“ wohnen und in unterschiedlichen Gruppen mithalfen.

Klaus Triebskorn /l.) präsentierte Birgit Sehls und Anke Gleisner einen mit Frühlingsblumen bewachsenen Schuh, den er gefunden hatte. © GVR

Ausgestattet mit Müllbeuteln und Greifzangen, die von der Gemeinde Brühl zur Verfügung gestellt wurden, Eimern und diesmal selbst mitgebrachten Handschuhen strömten die Gruppen in ihre zugeteilten Gebiete aus. Inzwischen konnte sich die AG Klimaschutz zusätzliche Greifzangen aus einem Förderprogramm des Landes anschaffen, die ebenfalls komplett im Einsatz waren: „Wir freuen uns über die große Teilnahme“, sagte Anke Gleisner, die hier ein wachsendes Bewusstsein bei einem Teil der Bevölkerung sieht, zumal einige der Meinung waren, dass solche Aktionen öfter stattfinden sollten, um erst gar nicht die „Müllberge“ entstehen zu lassen.

Andererseits ist Anke Gleisner immer wieder sprachlos, wie viel Müll zu finden ist und was manche Mitbürger achtlos in der Natur entsorgen, „obwohl es die kostenlosen Sperrmüllsammlungen gibt“. Neben Glasflaschen, Überbleibsel von Haussanierungen, einigen Autoteilen und vollen Mülltüten waren auch ausrangierte Campingstühle, ein Paar Skier, ein BobbyCar und ein nagelneuer Einkaufswagen zu finden.

„Den Einkaufswagen haben wir zu dem betreffenden Markt zurückgebracht“, berichtet Bürgermeister Dr. Göck, der mit der Beteiligung an dem „Dreck Weg Tag“ der AG Klimaschutz sehr zufrieden ist: „Am Anfang meiner Amtszeit habe ich solche Aktionen eher abgelehnt, denn unser Bauhof hatte die Lage im Griff“. In den vergangenen Jahren habe der Unrat und Müll an den Straßenrändern und in den öffentlichen Anlagen derart zugenommen, dass der Bauhof dringend auf solche Aktionen angewiesen sei, „denn trotz inzwischen fast täglicher Einsätze reicht unsere Arbeitszeit nicht“.

Der mit Skiern, einem Bobby Car und viel Unrat in zahllosen schwarzen Müllsäcken voll beladene Lastwagen wurde im Bauhof abgestellt. Anke Gleisner (v. l.), Birgit Sehls und Dr. Ralf Göck werteten die Aktion als großen Erfolg. © GVB

Das hat auch der Vorsitzende des Brühler Umweltvereins, Klaus Triebskorn, festgestellt, der sich mit zehn Helfern die Straßenränder im Brühler Norden und rund um die dortigen Imbiss-Tempel vorgenommen hatte: „Vor allem die Verpackungsmaterialien von dort, etwa für die Soßen der Schnellgerichte, waren zu hunderten zu finden“, appelliert er an Betreiber und Kunden, hier nach Lösungen zu suchen. Hier wie auch im Süden nahmen sich die freiwilligen Helfer übrigens auch Straßen- und Fahrradwegränder auf Mannheimer und Schwetzinger Gemarkung vor: „Wir wollen doch schöne Ortseingänge haben“, waren sie sich einig.

Eine positive Meldung kam aus dem Steffi-Graf-Park. Im Parkgebiet sei wenig Müll zu finden gewesen. Am Nachmittag nach einer stärkenden Kartoffelsuppe tourten dann Birgit Sehls, Anke Gleisner und Bürgermeister Dr. Ralf Göck mit einem Pritschenwagen des Bauhofs durch Brühl und hoben an vereinbarten Sammelpunkten die gefüllten Mülltüten auf die Ladefläche. „Wir haben die 540 Kilogramm vom letzten Jahr mit Sicherheit übertroffen, denn einmal fahren reichte nicht“.

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