Villa Meixner - Sabine Murza alias Murzarella lässt ihre Puppen singen und munter plaudern / Unterhaltsames Programm beendet die kulturelle Zwangspause

Murzarella lässt in Brühl die Puppen sprechen

Von 
Christina Lourenco
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Adelheid verteilt „Küsschen“ nach ihrem gelungenen Auftritt als „Königin der Nacht“. Sabine Murza alias Murzarella verleiht den Puppen auf einmalige Art und Weise Stimme. © Lourenco

Brühl. Verblüffende Unterhaltung der Extraklasse – so lässt sich der Abend mit „Murzarellas Music-Puppet-Show – Bauchgesänge und andere Ungereimtheiten“ treffend umschreiben. Zu sehen war das Bühnenspektakel in der gut besuchten Villa Meixner, wo Sabine Murza alias Murzarella erstmals mit ihren selbstbewussten und äußerst komischen Puppen auftrat. Sie war es, die als vielseitige Profisängerin mit ihrer rasanten und gleichzeitig liebenswert komödiantischen Show erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren der Villa Meixner wieder kulturelles Leben einhauchte.

Es gelang ihr, viel Spaß zu bereiten, denn mit ihrer Bauchrednerkunst und den drei liebenswerten Puppencharakteren sorgte sie zweieinhalb Stunden für urkomische und gesanglich exzellente Unterhaltung. Damit setzte sie ein Zeichen, dass vielleicht gerade in diesen herausfordernden Zeiten etwas kulturelle Abwechslung vonnöten ist.

Murzarella wechselte von den großen Musical- und Theaterbühnen zum Bauchreden und -singen, was sie mit ihrer Liebe zu Puppen und plüschigem Getier verband. Virtuos erweckt sie ihr Puppenteam zum Leben, die unterschiedlicher nicht sein können. Eigentlich schwebte ihr ein anspruchsvoller Gesangsabend vor, doch sie hatte die Rechnung ohne die drei individuellen Puppencharaktere gemacht. Nicht einmal ein Lied schaffte sie, bevor sie immer wieder aufs Neue von einem der Dreien unterbrochen wurde.

Ratte Kalle – bekennender Schalke- und Heavy-Metal-Fan – präsentiert sich bei seinem Auftritt in der Villa Meixner in Hochstimmung. © Christina Lourenco

Zunächst zog Dudu die Aufmerksamkeit auf sich, der darum bettelte, endlich aus seiner Quarantäne befreit zu werden. Dudu ist ein Kakadu aus Australien. Er bekannte sich als Helene-Fischer-Fan und betitelte sich selbst als Reinkarnation Frank Sinatras und, wie sich später herausstellte, Ray Charles. Leider ließ er keine Gelegenheit aus, Murzarella bloßzustellen, indem er geradeheraus über deren körperlichen Problemzonen schnäbelte.

„Mit’n Hammer draufkloppe“

Auch die Ratte Kalle ließ Murzarella keine Ruhe. Er ist Murzarellas Bühnentechniker aus dem „Ruhrpott“ und weiß, dass man notfalls einfach „mit’n Hammer draufkloppe“ muss. Der bekennende Schalke-Fan liebt Metallica, AC/DC und anderes Schwermetallisches, weshalb auch kein Auto vor seinem Tuning sicher ist. Nur so lassen sich schließlich die Frauen beeindrucken.

Als weibliche Verstärkung im Team entpuppte sich die entzückende Adelheid, eine Dame im besten Alter, Managerin Murzarellas und verkappte Operndiva. Sie liebt Schwarzwälder Kirschtorte, trinkt sich gerne mit „einem Sektchen oder Likörchen“ etwas Mut für die Show an und scheut sich nicht, während der Show mit attraktiven Herren aus dem Publikum anzubandeln.

Durch ihre jahrelange Bühnenerfahrung als Sängerin in verschiedenen Genres gelang es Murzarella, ihre unterschiedlichen Puppen munter zum Sprechen und vor allem auch zum Singen zu bringen. So fragte sich das Publikum zu Recht, ob nicht doch ein Playback zum Einsatz kam, als Adleheid plötzlich auf die Idee kam, als Königin der Nacht aufzutreten und eine Arie zum Besten gab. Die Verblüffung war den Zuschauern ins Gesicht geschrieben, zumal Dudu und Kalle nicht lang auf sich warten ließen und ebenfalls ihr Können unter Beweis stellten.

Parforceritt durch die Musikstile

Ad hoc wechselte das musikalische Genre zu Schlager, Rock und Pop, Jazz oder gar Heavy Metal. Immer wieder fanden auf diese Weise bekannte Titel wie „My Way“ von Frank Sinatra, Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, der Queen-Klassiker „We will rock you“ oder auch Helene Fischers „Atemlos“ auf die Bühne. Sogar das Kinderlied „Alle Vögel sind schon da“ zwitscherte Dudu mit Hingabe.

Nicht selten kam es vor, dass bekannte Melodien mit auf Brühl oder die aktuellen Ereignisse angepassten Texten ausgeschmückt wurden. Spätestens nach der Show sollte keiner mehr am Talent der Profisängerin zweifeln, die von der Rockröhre zur Operndiva oder auch Chansonette switchte.

Doch wer glaubt, dass nur gesanglich für Unterhaltung gesorgt wurde, irrt. Auch die wortgewaltigen komödiantischen Wortgefechte zwischen Murzarella und ihrem Puppenteam heizten die Stimmung an. So erzählte Kalle nebenbei von seinem „Chlosterin-Problem“ und dem Phänomen, dass sich sein Bauchnabel bedenklich weit von der Wirbelsäule entfernt habe. Sehr rührend dagegen ist Adelheids Erzählung von der großen Liebe ihres Lebens. Ein anziehender Grieche, auf dessen Rückkehr sie immer noch sehnsüchtig wartete. Kakadu Dudu spielte sich ohnehin durch seine herzzerreißenden Blicke und das säuselnde „Krächzen“ in die Herzen der Zuschauer, obwohl er es genau genommen faustdick zwischen den Flügeln hatte. Stets lag ihm ein flotter Spruch im Schnabel, den er prinzipiell recht hoch trug.

Das Publikum feierte Murzarella mit tosendem Applaus, für den es mit gleich drei Zugaben belohnt wurde. Zuletzt doch noch mit dem Lied, das die Künstlerin den ganzen Abend präsentieren wollte, aber stets von ihrem vorlauten Puppengeschwader unterbrochen worden ist. Mit „Somewhere over the rainbow“ berührte sie die Herzen des Publikums, dem sie einen Abend fern aller Probleme schenkte und das sie mit einem friedvollen Gefühl in die Nacht entließ.

Freie Autorin Christina Lourenco ist Freie Mitarbeiterin für das Gebiet Hockenheim und Umgebung, vorwiegend tätig im Bereich Kultur/ Event.

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