Geschäftsleben

MVV und Bürgermeister Göck stellen Visionen des Fernwärme-Ausbaus vor

Die Fernwärmeleitungen des Energieversorgers MVV in Brühl messen insgesamt bereits 25 Kilometer. Künftig sllen auch innovative Energiequellen angezapft werden.

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Volker Widdrat
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Bürgermeister Dr. Ralf Göck (l.) und MVV-Technikvorstand Dr. Hansjörg Roll infor-mieren über den geplanten weiteren Ausbau der Fernwärme. © Widdrat

Brühl. Seit 30 Jahren versorgt das Mannheimer Energieunternehmen MVV die Hufeisengemeinde mit Fernwärme. Seit 2009 wurden rund 400 Haushalte und Unternehmen an das Netz angeschlossen, das damit heute über 9000 Kilowatt Wärmebedarf deckt. Mehr als 25 Kilometer messen die Fernwärmeleitungen, die Brühl durchziehen. „Wir gehen mit der Energiewende auch die Wärmewende mit und leisten weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, berichtet Bürgermeister Dr. Ralf Göck von einer „Erfolgsgeschichte des Fernwärmeausbaus“. Zusammen mit Dr. Hansjörg Roll, Technikvorstand der MVV Energie AG, warb er für „grüne Fernwärme“ als nachhaltige Form des Heizens.

Die MVV möchte rechtzeitig vor dem Kohleausstieg Schritt für Schritt auf erneuerbare und klimaneutrale Energien umstellen. Göck stellte die geplante Verdichtung des Fernwärmenetzes vor. Im Ausbaugebiet „Kleines Vogelviertel“ sind 315 Meter Leitung geplant, das ist das Potenzial für 28 Häuser. Bis dato sind 13 Häuser angeschlossen. Im „Musikantenviertel“ sind 760 Meter Leitung für rund 60 Häuser geplant und im Gebiet Heiligenhag 85 Meter für etwa sieben Gebäude. Dort wird bereits Fernwärme bezogen.

Anzahl an Aufträgen nötig

Ob das in den geplanten Ausbaugebieten in der Hardtstraße, der Görngase und der Darmstadter Straße auch möglich wird, hänge vom Interesse der Anwohner ab. Der Ausbau ist für 2022 geplant.

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Thomas Faltin
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„Die Erfolgsgeschichte in Brühl wird fortgeschrieben“, versprach Dr. Hansjörg Roll. „Wir spannen den Bogen weit über die Rhein-Neckar-Region hinaus, das spielt für den Klimaschutz eine ganz wichtige Rolle. Klimaneutralität ist die epochale Aufgabe der nächsten Jahre“, skizzierte der MVV-Technikvorstand den Weg. Durch die Anbindung der thermischen Abfallverwertung auf der Friesenheimer Insel an das Fernwärmenetz Anfang 2020 stammten schon heute rund 30 Prozent der Fernwärme aus klimaneutraler Energie und ersetzten die zuvor aus dem Großkraftwerk stammende Wärme.

Nächstes Jahr kämen zwei Besicherungs- beziehungsweise Spitzenlastanlagen hinzu, um bei unvorhergesehenen Ausfällen oder absoluter Spitzenlast an außergewöhnlich kalten Wintertagen gewappnet zu sein. Ab 2024 wolle die MVV dann ihre Biomasseverwertung auf der Friesenheimer Insel für die Erzeugung von „grüner Wärme“ an das Fernwärmenetz anschließen. „Die Energiewirtschaft ist in besonderem Maße gefordert. Unser Unternehmen ist mit einem klaren Kurs ausgerichtet. Es gibt keine Alternative zur Klimaneutralität“, meinte Roll.

Das Unternehmen arbeite aber an weiteren grünen Technologien, um die Fernwärme rechtzeitig vor dem Kohleausstieg vollständig auf klimaneutrale und erneuerbare Energien umzustellen. Schon in wenigen Jahren könne die MVV mehr als die Hälfte des lokalen und des regionalen Wärmebedarfs vollständig klimaneutral decken. Neben Biomasse und Abfallverwertung wolle man auch die bevorzugte geografische Lage für die Versorgung nutzen. Etwa mit Flusswärmepumpen im Rhein. Am Standort des Großkraftwerks in Mannheim gibt es bereits eine vorhandene Infrastruktur zur Wasserentnahme, dort startet die MVV einen Test mit einer Leistung von 20 Megawatt. Daneben untersucht das Unternehmen auch das Potenzial der Tiefengeothermie.

Für Geothermie gut geeignet

„Der Oberrheingraben ist ein geeignetes Gebiet dafür, das wollen wir nutzen“, so Roll. Man strebe nach der ökologisch und wirtschaftlich sinnvollsten Lösung „und da hat die Geothermie einen starken Platz“. Göck verwies auf die innovativen Technologien auf dem Weg zum Ende der Kohle-Ära: „Wir haben bisher etwa 620 Fernwärmeanschlüsse, jetzt soll es in diese Richtung weitergehen.“ Roll hörte es gerne: „Klimaschutz geht nur gemeinsam. Brühl hat immer ein offenes Ohr gehabt.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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