Terrorismus

Naaba Boulga in Brühls Partnerstadt Dourtenga ermordet

In Burkina Faso wurde der traditionelle Dorfchef von Brühls Partnerstadt Dourtenga, Naaba Boulga, bei einem terroristischen Anschlag getötet. Die Attacke auf einen Konvoi führte zu drei Toten und mehreren Verletzten.

Von 
Ralf Strauch
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Der traditionelle Dorfchef von Dourtenga, Naaba Boulga, ist tot. © Dvorak

Brühl. „Der Terrorismus in Burkina Faso hat jetzt auch das Herz unserer afrikanischen Partnergemeinde Dourtenga getroffen“, zeigt sich der Brühler Bürgermeister Dr. Ralf Göck tief betroffen. Wie er aus Dourtenga informiert wurde, ist der traditionelle Dorfchef von Dourtenga Naaba Boulga bei einem Anschlag ums Leben gekommen.

Der Nachricht zufolge hatte am Montag gegen 9.30 Uhr eine bewaffnete Terroristengruppe einen Angriff auf einen eigentlich gesicherten Konvoi des Unternehmens Socoma und mehrerer Privatfahrzeuge, darunter das des Naabas, verübt. Die Kolonne war auf der Nationalstraße 17 mit dem Ziel Tenkodogo unterwegs, als sie in der Nähe von Sablogo aus dem Hinterhalt angegriffen worden sei – also ein gutes Stück von Dourtenga entfernt.

Drei Tote, mehrere Verletzte bei Angriff in Brühls Partnerstadt Dourtenga

Laut der Meldung aus Burkina Faso gab es bei dem Überfall drei Tote und mehrere Verletzte. Unter den Getöteten war auch „seine Majestät Naaba Boulga aus Dourtenga“, heißt es in der Meldung, die der frühere Bürgermeister von Dourtenga Charles Abgas in das Brühler Rathaus weitergeleitet hat.

Nicht weit von diesem Tatort entfernt war im August 2021 der „Secrétaire général“, der Generalsekretär der Gemeindeverwaltung Dourtenga, gestorben. Die französischsprachige Presse berichtet damals, dass Topakado Yamba David ebenfalls bei einem bewaffneten Überfall getötet worden sei. Ob damals eine Räuberbande oder Terroristen hinter dem Mord gesteckt haben, ist noch immer ungeklärt.

Naaba - König von Gottes Gnaden

Naaba heißt in der burkinischen Landessprache König. Bereits im vorkolonialen Dourtenga wurde die Herrschaft von einem Naaba ausgeübt – jeweils einem Nachfahren Segdas, des Dorfgründers und ersten Naabas. Politische Herrschaft war somit an die familiäre Herkunft geknüpft. In die herrschende Familie geboren zu werden, galt als Gottes Wille. Politische Macht, genannt Naam, war dementsprechend ein Geschenk Gottes, das man sich nicht auf andere Weise aneignen konnte, ohne dadurch die Götter zu verärgern.

Auch während der Kolonialzeit und nach der Unabhängigkeit des Landes bestand und besteht das System der Naabas bis heute weiter, wobei diese über keine offiziellen Befugnisse mehr verfügen. In der Verantwortung des Naabas liegt es aber, die alten Traditionen aufrechtzuerhalten, zu denen auch die Pflege der lokalen religiösen Gebräuche gehört. Naaba Boulga übte das Amt seit mehr als einem Vierteljahrhundert aus.

„Er war in seiner Heimatgemeinde bei der Bevölkerung sehr beliebt und auch zweimal zu Gast in Brühl“, erinnert sich Göck an seine Begegnungen mit dem Naaba. Auch im Namen des Brühler Gemeinderates, der sich von der Nachricht geschockt zeigte, kondolierte er den Vertretern der Partnergemeinde zu diesem tragischen Verlust.

Redaktion

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