Brühl. Die Straßenkerwe ist nicht einfach nur ein Volksfest, sie ist ein Stück Brauchtumspflege mit festen Traditionen. Dazu gehört das Herausputzen von Haus und Hof – auch die Gemeinde Brühl folgt dieser Vorgabe und hatte für die Großveranstaltung den Ortseingang beim Messplatz, insbesondere den Kreisel bei der Villa Meixner, noch einmal gärtnerisch richtig schick gemacht.
Zu den zeremoniellen Handlungen gehört seit über 35 Jahren auch der Kerweumzug, wenn die Borscht, die Schlumpel, das Kerwebrautpaar und viele Jungen und Mädchen – in diesem Jahr die des Kindergartens Heiligenhag – gemeinsam in Begleitung des Spielmannszuges und der Fahnenträger der „Buffalo’s“ zum Kerweausgraben ziehen. Die Betreuungseinrichtung war übrigens ausgewählt worden, weil sie zum letzten Mal von Leiterin Doris Huschka in dieser Funktion begleitet werden konnte – sie geht schon bald in den Ruhestand. Der Kulturverantwortliche und Kerweborscht Jochen Ungerer verriet den Jungen und Mädchen noch, dass er zu den ersten Kindergartenkindern von Huschka gehört habe. „Als sie den Beruf erlernt hat, war ich so groß wie ihr!“
Das Vergraben und Ausbuddeln der Kerwe findet normalerweise im Garten des Owwerkerweborscht – des höchsten Festrepräsentanten des Festes – statt. „Wir hatten auch schon einen“, verrät der Borschtsprecher Wolfram Gothe von der Bühne, „doch der ist wieder abgesprungen“. Und da man nicht „mit aller Gewalt irgendeinen Ersatz“ finden wollte, sondern beim Grundsatz bleibe, dass dieses „ganz besondere Ehrenamt auch nur mit einer echten Persönlichkeit besetzt wird“, habe man diesmal darauf verzichtet, einen direkten Nachfolger für Wolfgang Reffert zu finden.
Badnerlied und Rap-Einlage
Gothe ist auf die Brauchtumspflege aber sichtlich stolz: „Wir sind eine der letzten Gruppen in der Region, die diese Tradition noch leben.“ So hatten die Borscht nicht nur die Kerwe – symbolisiert durch Kuchen und Wein – im Garten der Villa Meixner vergraben, die zu Beginn des Festes vom Kerwebrautpaar (Herbert und Renate Mehner) gefunden werden musste, sondern umrahmten die Veranstaltung an allen drei Tagen mit ihren munteren Liedern und flotten Sprüchen. Da erklang nicht nur das Badnerlied in seiner Borschtversion – Gothe versuchte sich auch als Rapper. Dieser Auftritt kann durchaus noch optimiert werden, waren sich die Zuhörer einig.
Ein Besucher zeigte sich stinksauer. Felix (11) bemängelte, dass am Eingang zur Friedrich-Ebert-Straße das Hufeisentor fehle. So sprach der Junge auch spontan Bürgermeister Dr. Ralf Göck an, als dieser ihm über den Weg lief. „Wo ist das Tor?“ Der verdutzte Rathauschef brachte nur ein „wahrscheinlich noch im Bauhof“ heraus. Und da liegt es tatsächlich noch. Weil es weniger Teilnehmer bei dieser ersten Kerwe nach der Pandemie gab, war der vordere Teil diese Straße aus Richtung Lindenplatz komplett leer geblieben und deshalb war auch auf das Eingangstor in Hufeisenform verzichtet worden. „So ein Mist“, kommentierte Felix. ras
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