Festhalle

Pe Werner begeistert Zuschauer in der Brühler Festhalle

Unter dem Motto „Eine Nacht voller Seligkeit“ bieten Pe Werner und Peter Grabinger Evergreens und Ohrwürmer aus den 1920er Jahren. An dieser Zeitreise mit autobiografischen Zügen wirkte Grabinger auch als Sänger und Spaßmacher.

Von 
Maria Herlo
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Pianist Peter Grabinger und Sängerin Pe Werner sorgen in der Festhalle mit einer temporeichen Revue für einen furiosen Start in die Brühler Kultur-Spielzeit. © Wolfgang Schwindtner

Brühl. „Es ist so weit, endlich wieder zurück in der Festhalle, nach zwei Jahren darf in Brühl wieder die Kultur starten“, begrüßte Kulturamtsleiter Jochen Ungerer die Besucher und Künstler, die Sängerin Pe Werner und den Pianisten Peter Grabinger. Das Warten hat sich gelohnt, mit der Musikrevue „Eine Nacht voller Seligkeit“, startete die Festhalle fulminant in die neue Spielzeit.

Und das Publikum klatschte bereits nach dem ersten Lied frenetisch. Nicht umsonst, denn das Duo auf der Bühne hat echt was drauf. Es lieferte am Donnerstagabend eine temporeiche Revue ab, die gleichzeitig die deutsche Geschichte von den Goldenen 1920er Jahren bis in die Gegenwart auf die Schippe nahm.

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An dieser Zeitreise mit autobiografischen Zügen wirkte der hervorragende Pianist Grabinger auch als Sänger und Spaßmacher. Ganz offensichtlich hatte das Duo viel Freude an der Gute-Laune-Musik. Sie gaben Songs der berühmtesten Vertreter der Schlager-Branche zum Besten, darunter Marika Röck, Fritzi Massary, Trude Herr, Connie Francis, Daliah Lavi, Udo Jürgens, Freddy Quinn, Elvis Presley, Vicky Leandros sowie eigene Lieder.

Ansteckende Fröhlichkeit

Schlagertiteln der vergangenen hundert Jahre nutzte Pe Werner, um ihr Leben vom Kleinkind bis zur erfolgreichen Schauspielerin, Kabarettistin, Komponistin und Sängerin zu erzählen. Das hat sie mit so viel Ironie, mit so viel Charme und Humor getan, dass die Zuhörer immer wieder in lautes Lachen ausbrachen, ein Beweis, dass die meisten die Lieder kannten und die Anspielungen genossen. In der Tat, es war eine unglaubliche Leistung, aus den Titeln der Schlager eine zusammenhängende Geschichte zu basteln, das Publikum zum Klatschen und Mitsingen zu animieren und es mit ihrer beeindruckenden Stimme, ihrer Ausstrahlung und ansteckenden Fröhlichkeit mitzureißen.

Bruder ein Geräuschemacher

Mit ironischem Unterton erzählte sie, wie sehr sie sich eine Nacht voller Seligkeit wünschte, „in der ich glücklich sein kann“. Das ging schon von Anfang an schief, denn nicht einmal bei sich zu Hause fand sie Ruhe, denn ihr Bruder machte für den Tonfilm die Geräusche. Ihr sei schlagartig bewusst geworden: Das Leben ist kein Quiz, sondern ein Schlager, mit siebzehn hat man blondes Haar, mit sechzig ist man kein bisschen weise.

Und in der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine, da wollen alle ein Bett im Kornfeld oder wenigstens einen Cowboy als Mann. Und übrigens: Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben? Von wegen skandalös, man weiß ja, wie schnell eine Glücksgarantie abgelaufen ist, eben noch ganz in Weiß und dann an einem Sonntag in Avignon, good by my love, good by.

Na ja, die Männer sind alle Verbrecher, die Liebe ein seltsames Spiel, ein Kriminaltango für Fortgeschrittene. Das schöne Mädchen von Seite eins ist meistens schon vergeben, und beim Jungen mit der Mundharmonika denkt sich Frau, wär er doch in Düsseldorf geblieben. Auch sie kannte so ein Modell, Theo, der war mehr logisch veranlagt, so superkalifragilistisch expiallegorisch, „das konnte nichts werden mit uns zwei“.

Herz in Heidelberg verloren

Doch wie sollte sie ihm das nahebringen? Beim Abschied leise Servus sagen? Damals gab es ja noch kein Messenger, kein Whatsapp. Ihr Herz, gestand Pe Werner, habe sie dann in Heidelberg verloren, dort, wo sie geboren ist. Pünktlich stellte sich bei ihrer Mutter das Kribbeln im Bauch ein, es hat sich dann doch hingezogen, und ihre Mutter soll ausgerufen haben, Oh, wann kommst du? Dann, am 13. Oktober, war es so weit, ihre Mutter bekam Tulpen aus Amsterdam, ihren Vater zog es in die kleine Kneipe um die Eck.

Ein Glück, dass Deutschland den Krieg verloren hat, sonst gäbe es heute überall nur braune Rindviecher. Adolf, der Ober-Hakenkreuz-Ritter, liebte sein Abenteuerland über alles, seine kleine Eva meinte, das bisschen Haushalt macht sich von alleine, ihr Mann wird es schon hinkriegen mit den Juden, hat er ja auch. Sie mussten zum Städele hinaus, ab ins Ghetto, aber „schau nicht hin und schau nicht her, schau gerade aus, und was dann noch kommt, mach dir nichts daraus“.

So witzig und temporeich, manchmal melancholisch nachdenklich, ging es weiter bis zum Schluss. Voller Emotionalität und Eindringlichkeit intonierte Pe Werner als Zugabe dann noch ihren eigenen Song „Kribbeln im Bauch“ – von Peter Grabinger einmal mehr atmosphärisch ganz dicht am Klavier begleitet.

Freie Autorin

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