Fasnacht

Prunksitzung in Brühl: „Rohrhöfer Göggel“ lassen Puppen nicht nur tanzen

Das närrische Programm der Rohrhofer Karnevalisten begeistert das Publikum über fünfeinhalb Stunden - unter den wohlwollenden Augen ihrer Tollitäten Melanie Jasmin I. und Kinderprinzessin Angelina I.

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Marco Montalbano
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Der Präsident der „Rohrhöfer Göggel“ Christian Nordheim (l.) beglückwünscht die Tanzgruppe zum gelungenen Auftritt und startet für sie mit dem Publikum eine lautstarke und verdiente „Rakete“. © Marco Montalbano

Brühl. Nach dem für Karnevalisten sicher besonders traurigen Corona-Stopp feierte die närrische „Göggel“-Familie aus Rohrhof mit ihrer großen Prunksitzung in dieser Kampagne endlich wieder ein rauschendes Fest in der Sporthalle der Schillerschule. Unter den wohlwollenden Augen ihrer Tollitäten Melanie Jasmin I. mit dem karnevalistischen Herzen und Kinderprinzessin Angelina I. außer Rand und Band wurde über insgesamt fünfeinhalb Stunden ausgelassen gelacht, getanzt, geschunkelt und gefeiert.

Sporthalle der Schillersc

Brühl: Prunksitzung der „Rohrhöfer Göggel“ 2023

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So hart wie die Pandemiezeit gewesen sein muss mit ihren vielen Einschränkungen und vor allem ohne Saalfasnacht, umso größer schien nun die spürbare Erleichterung auf und unter der Bühne zu sein. Denn die „Rohrhöfer Göggel“ konnten endlich wieder zusammen mit Gästen von nah und fern die „fünfte Jahreszeit“ nach alter Väter und Mütter Sitte begehen. Nach dem gemeinsamen Einmarsch der Tollitäten, des Senats, des Elferrats und des Gastelferrats vom Plankstadter Carneval-Club (PCC), traditionell musikalisch vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Brühl begleitet, begrüßte der Vorsitzende Christian Nordheim freudestrahlend und launig das erwartungsschwangere Publikum in der attraktiv gestalteten Halle in der Ormessonstraße.

Prunksitzung der „Rohrhöfer Göggel“: Die „Küken“ als Eisbrecher

Nach einem bejubelten Gardetanz der „Küken“ zum Auftakt, jagte ein Programmpunkt den nächsten. Nachdem das Duo „Matze + Armin“ alias Mathias Nobis und Armin Luksch die Lachmuskeln massiert hatte, sorgte Sänger Claudio Glässer mit Stimmungsliedern für Partylaune und stieß damit, trotz der noch frühen Stunde, auf ein mehr als williges Publikum, das entsprechend mitging.

Die Prinzessin der „Göggel“, Melanie Jasmin I., führt die Polonaise durch den Saal natürlich begeistert an. © Marco Montalbano

So wurde bei Klaus Lages „1000 Mal berührt“ genauso mitgesungen, wie bei Glässers – übrigens ein Import des Schwestervereins der Brühler „Kollerkotten“ – finalem Song „Sierra Madre“ mitgeschunkelt wurde.

Viele närrische Höhepunkte folgten, vom Gardetanz der Jugend-, Junioren- und Aktivengarde, über die fulminanten Soloauftritte der Tanzmariechen Lina Stanka, Jeanette Zimmermann sowie Michelle und Alexandra, bis hin zur unterhaltsamen „Music Puppet Comedy“-Show von Bauchrednerin und Showfrau Murzarella alias Sabine Murza. Mit erstaunlichem „Bauchgesang“ ließ die Frau – sie ist in Brühl ja längst keine Unbekannte mehr – ihre Figuren in einem aktuellen Programm mal Opernarien, mal Heavy-Metal-Stücke schmettern.

Mit Feuer und Flamme dabei: Juniorentanzmariechen Jeanette Zimmermann. © Marco Montalbano

Neben Sängerin Danny Schöner und Ted Louis, der Zauberei mit Comedy verband, feierten die Beiden erfahrenen Rohrhofer Büttenasse „Boxer + Michel“ alias Eckhart Güttler und Michael Luksch einen weiteren ihrer Bühnenerfolge und ließen die Zuschauer zuerst herzlich lachen, dann jubeln.

Prunksitzung der „Rohrhöfer Göggel“: Motorcheck statt Bulletin

Denn Boxer wollte eigentlich im Krankenhaus anrufen, in dem seine Frau operiert worden sei, doch landete in der Kfz-Werkstatt „Ruck Zuck“ von Michel. Heraus kam ein aberwitziger Dialog voller Missverständnisse und mit Lachgarantie. Schon über ein halbes Jahrhundert stehen die beiden „Göggel“ erfolgreich auf der Bühne – und sie können es immer noch. Vielleicht sogar besser denn je.

„Boxer + Michel“ alias Eckhart Güttler (r.) und Michael Luksch begeistern das Pub-likum auch nach über 50 Jahren auf der Bühne noch immer mit ihrem Humor. © Marco Montalbano

Im grandiosen Finale – weit nach Mitternacht – gab es von den „Bärämadd‘l“ aus Kronau eine ordentliche Dosis Guggenmusik auf die Ohren. Sicherlich gerade rechtzeitig, um das Publikum trotz der fortgeschrittenen Stunde für die optische Aufnahme des wie immer sensationellen Schautanzes der „Göggel“-Familie fit zu machen. Viele Male belohnte das Publikum die Akteure nicht nur mit jeder Menge Applaus, sondern auch mit zahlreichen dreistufigen Raketen und „Ahoi“-Rufen.

Besucherin Mollie Will aus New Jersey/USA – zweifellos der Gast mit der weitesten Anreise – habe bis zu diesem Abend mit dem Begriff Fasnacht rein gar nichts verbunden. Doch mit dieser Prunksitzung sei auch sie Fasnachterin: „Es ist wirklich cool, dass es das gibt. In den USA haben wir leider nur Halloween. Ich werde auf jeden Fall wieder kommen.“ Ihre Freundin, Marie Wagner, die bei den „Göggeln“ tanzt, seit sie drei Jahre alt ist, freute sich: „Es ist so toll, dass das wieder geht.“

Prunksitzung der „Rohrhöfer Göggel“: Endlich wieder Prunksitzung

In gleicher Form äußerte sich Vorsitzender Nordheim: „Meine Tochter konnte es kaum glauben, dass wieder Prunksitzung ist. Die Freude ist bei uns allen riesig.“ Genauso begeistert reagiert Hans-Peter Rossrucker, der als PCC-Vorsitzender mit auf der Bühne saß: „Das haben sie wirklich toll gemacht, mit viel Man- und Womanpower. Bei so vielen Besuchern kommt eine fantastische Stimmung auf.“

Gute Laune ist bei der vielstündigen Prunksitzung in der stimmungsvoll dekorierten Halle der Schillerschule garantiert. © Marco Montalbano

In der ersten Reihe feierte auch Bürgermeister Dr. Ralf Göck mit, selbst Teil der „Göggel“-Familie, der lobte: „Ein gelungener Auftakt der Brühler Saalfasnacht. Die ‚Göggel‘ sind einer der aktivsten Vereine der Gemeinde, die auch sehr viel zu anderen Festen beitragen, was für die Gemeinschaft wichtig ist.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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