Brühl. Gerade ist es ziemlich schwer, an den vielen Verrückten in dieser Welt vorbeizuschauen. Doch, und das wurde mit der Prunksitzung der Narren aus dem Hause Rohrhöfer Göggel klar. . . es geht. Ja, es ist ganz erstaunlich, wie schnell es Narren gelingt, den Verrückten die Schau zu stehlen.
Die Sporthalle der Schillerschule voll mit Beduinen, Hexen, Nonnen, leichten Mädchen, schweren Jungs, Pharaonen, Asterix und Obelix, Harry Potter, Elfen, Wikinger und einer ganzen Abordnung aus Alice im Wunderland verwandelten die Welt für ein paar Stunden in einen Hort der närrischen Freude.
Jeder nach seiner Façon, nicht immer ganz ernst aber alle zusammen gut gelaunt. Ein Leitfaden, der auch gerne nach dem Ende der fünften Jahreszeit, an Aschermittwoch, noch etwas Gültigkeit beanspruchen dürfte. Die Welt ist ein schöner Ort. Das ist so natürlich nicht richtig, aber in der Sporthalle war es so, und zwar ganz und gar.
Feierlicher Einzug der Narren-Oberen in Rohrhof
Los ging es wie immer mit einem feierlichen Einzug der Narren-Oberen. Angeführt vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr betraten die Hoheiten Julia II. und Nele I. sowie die Garden, Tanzmariechen und die Offiziellen der Narrenzunft plus Gäste von der Schwetzinger Carneval Gesellschaft die Bühne und machten unmissverständlich klar, wer Herr im Hause ist. Eine Ansage, der sich Bürgermeister Dr. Ralf Göck und die Ratsmitglieder zu fügen hatten.
Nachdem die Hoheiten Julia II. vom Grabbelturm und die Nele I. von Ball und Schere die Prunksitzung offizielle für eröffnet erklärt hatten, übernahmen der Ehrenpräsident Gerhard Luksch und der Gardeminister Joschua Schnepf die Regie und kündigten mit der Kükengarde ein erstes Highlight an. Ihr Schautanz „101 Dalmatiner“ zu „Who let the dogs out“ kam jedenfalls überragend gut an.
Schlag auf Schlag ging es dann weiter mit der Bütt von Armin und Matthias, drei Jugendtanzmariechen, Juniorengarde und Jugendgarde. Faszinierend, und das galt durchweg, waren die turnerischen Fähigkeiten der Tänzerinnen. Das darf alles als ganz hohe Schule durchgehen. Richtung Siedepunkt in der Halle, inklusive Wändewackeln, ging es dann mit dem Duo Nadja und Stefan. Songs wie „Das ist Wahnsinn“ oder ein Abba-Medley verfehlten ihre Wirkung nicht. Entfesselt trifft es wohl ganz gut. Und das passt auch zum Auftritt der Büttenrednerin Klara Kohlbecker. Sie auch etwas entfesselt, oder, wie sie es sagt, etwas scharf, brachte die Gemüter vor allem zum Kochen, wenn sie „den Bürgermeister Herr Ralf“ zu sich bat. Es gab ein, zwei weitere Bilder, die wahrscheinlich nicht so schnell vergessen werden dürften.
Besondere Zeitreise der Garde
Es folgten der Schautanz „Candyland“ der Jugendgarde und der Jubiläumstanz „60 Jahre Garde“. Für Luksch eine besondere Zeitreise. Originalkostüme und Choreografie von früher wurden vom Publikum gefeiert. Genau wie der Auftritt der Guggemusik-Truppe Bäramaddl aus Kronau. Laut und mit ansteckender Begeisterung ließ die Truppe gemeinsam mit den Zuhörern die Wände der Sporthalle wirklich wackeln.
Für den Pumuckl alias Dominic Scherer und seine Begleiterin Kerstin Nohe war das das Highlight. „Das sind Stimmungskanonen.“ Und auch Thorsten und Vanessa Frost, die aus Alice im Wunderland getürmt sind, zeigten sich begeistert.
Nach einer kurzen Pause, zweimal elf Minuten, übernahm wieder die Juniorengarde, die einen famosen High-School-Tanz auf die Bühne zauberte, gefolgt vom Gardetanz der Aktivgarde, der Jump-Factory, dem Büttenduo Boxer und Michael und Berhane Berhane. Sie alle zündeten wie erwartet ein gigantisches Gute-Laune-Brillantfeuerwerk. Vor allem letzterer wurde frenetisch gefeiert.
Es ist nicht übertrieben: Die Rohrhöfer Göggel verstehen es zu feiern. Andrea Deininger, die in Anlehnung an die „Spice Girls“ geschmückt war und tatsächlich hier ihren Geburtstag feierte, ernannte die Halle an diesem Abend zum schönsten Ort. Narren seien einfach die besseren Menschen. Eine Sicht, die das Krümelmonster Patrizia Giardina teilte. Zum ersten Mal auf einer Prunksitzung zeigte sie sich gegenüber der Schwetzinger Zeitung davon restlos eingenommen. „Hier ist alles so schön und so entspannt. Ich komme wieder.“ Und das galt dann noch bis weit nach Mitternacht.
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