Brühl. Rudi Bamberger ist inzwischen fünf Jahre als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Gemeinde Brühl im Amt und setzt sich für die Belange von Personen mit Handicap ein. Dabei stößt Bamberger immer wieder auf Missstände, aber auch auf Paradebeispiele zum Thema Inklusion. Aktuell befasst er sich mit den Schwimmbädern der Region und stellt den Bemühungen und Möglichkeiten des Brühler Freibads ein exzellentes Inklusionszeugnis aus. Das Bad der Hufeisengemeinde verfügt als einziges in der Region über einen Poollift, der Rollstuhlfahrer und andere, mobil eingeschränkte Personen in die Becken hilft.
„In den anderen Bädern wird die behindertengerechte Ausstattung zwar durchaus thematisiert, aber in den meisten Fällen wird nicht zu Ende gedacht. Zugänge sind zum Teil erstklassig angelegt, Ähnliches gilt für die Umkleidekabinen, aber wie die Rollstuhlfahrer und ältere Menschen ins Wasser kommen sollen, da haben die Verantwortlichen noch erheblichen Nachholbedarf“, so Bamberger.
Barrierefreiheit vorhanden
Im Brühler Freibad ist die Barrierefreiheit ein wichtiges Thema, wie Bäderleiter Patrick Berndt erläutert: „Wir bemühen uns ständig um Verbesserungen, um unseren gehandicapten Besuchern einen optimalen Aufenthalt hier bei uns zu gewährleisten“. Dazu zählen nicht nur die entsprechenden Behindertenparkplätze direkt vor dem Freibad, sondern auch die beiden barrierefreien Zugänge an dessen Haupt- und Hintereingang.
Andere Bäder der Region wie das Aquadrom Hockenheim, das Bellamar Schwetzingen und das Ketscher Frei- und Hallenbad können in diesem Bereich ähnliche Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer bieten. Nur der Badestrand Hohwiese fällt bei Bambergers Check bereits in dieser Kategorie durch.
Sobald der Zugang zum Bad hindernisfrei bewältigt wurde, ist eine Umkleide mit behindertengerechter Dusche und Toilette unumgänglich. Auch dabei zeige sich das Brühler Freibad als Paradebeispiel für gelungene Inklusion, so der Behindertenbeauftragte im Gespräch mit unserer Zeitung. „Im Freibad haben wir schon Möglichkeiten. Von der behindertengerechten Umkleide führt auch ein komplett barrierefreier Weg bis zu den Becken, den wir zusätzlich noch mit Symbolen gekennzeichnet haben. Diese sollen auch noch erweitert werden“, so Berndt. Für Rudi Bamberger ein essenzieller Teil, um als Rollstuhlfahrer den Freibadbesuch genießen zu können: „Man merkt, dass sich die Bäderverantwortlichen Gedanken machen. Die Beschaffenheit der Wege und die dazugehörigen Kennzeichnungen sind natürlich optimal und andere Bäder können sich hier ein Beispiel nehmen.“ Auch in diesem Bereich seien die anderen Bäder, bis auf das Strandbad Hohwiese, gut aufgestellt.
Nachholbedarf bei Spaßbädern
Mit was sich das Brühler Freibad jedoch von seinen Pendants in den anderen Gemeinden abhebt, ist der „Pool-Butler“. Seit 2011 ist der automatische Poollift in der Hufeisengemeinde im Einsatz und soll behinderten und älteren Besuchern den Einstieg ins Becken erleichtern.
„Und genau hier müssen die anderen Bäder nachziehen. In Brühl ist der Lift nun seit über zehn Jahren in Gebrauch und große Bäder wie das Aquadrom oder das Bellamar haben es noch nicht geschafft, diesen Service anzubieten“, weist Bamberger auf die Missstände der anderen Badeanstalten hin.
Ein Poollift entlaste nicht nur die Mitarbeiter, die den Betroffenen beim Beckeneinstieg weniger helfen müssten, sondern gewährleisteten auch den Erhalt der Würde und Selbstbestimmung der hilfsbedürftigen Besucher, erklärt Bamberger. Doch in Brühl möchten sich die Verantwortlichen nicht auf den Lorbeeren ausruhen, wie Berndt bestätigt: „Auch unser Lift ist inzwischen schon ein Jahrzehnt alt und die Technik hat sich deutlich weiterentwickelt. Bei unserer Version bedarf es trotzdem noch der Hilfe eines Mitarbeiters und der Zufuhr von Strom. Daher bemühen wir uns gemeinsam mit Rudi Bamberger um ein Upgrade in diesem Bereich. Wir versuchen, das nötige Budget zu generieren.“
Der Brühler Behindertenbeauftragte hat auch schon konkrete Vorstellungen: „Der Poollift ,Delfin‘ ist auf dem neusten technischen Stand, kann komplett selbstständig bedient werden und arbeitet mit Hydraulik statt Strom. Es wäre wünschenswert, wenn die Bäder standardmäßig solche Lifte einführen würden. Die Kosten hierfür sind nicht höher als 8 000 Euro. Bei den Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, die in den Badeanstalten häufig vorgenommen werden, sollte ein solcher Betrag nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Was hingegen stark ins Gewicht fällt, ist das Fehlen einer solchen Apparatur,was den hilfsbedürftigen Personen den Schwimmbadbesuch mehr als nur erschwert.“
Das Brühler Freibad dürfe also zu Recht als Inklusions-Vorreiter im Vergleich zu den teilweise deutlich teureren Badeanstalten der Umgebung betrachtet werden. Rudi Bamberger möchte die anderen Bäder mit der Kritik zum Nachrüsten animieren: „Das Bewusstsein für Inklusion muss eindeutig weiter gefördert werden. Die Barrieren sind auch häufig in den Köpfen der Leute. Ich bin bemüht, weitere Förderung vom Land für die behindertengerechten Upgrades der Bäder zu bekommen. Gerne können sich auch private Spender bei mir melden. Wir freuen uns über jeden Beitrag zur Inklusion.“
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